Patriarch Bartholomäus: Ökologische Krise bedroht Menschheit

Die Schöpfung im Blick

Kirchliche Spitzenvertreter verlangen mehr Einsatz für den Umweltschutz. Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomäus I., bezeichnete die ökologische Krise als eine der Hauptgefahren für die Zukunft der Menschheit.

Bartholomäus I., Patriarch von Konstantinopel (epd)
Bartholomäus I., Patriarch von Konstantinopel / ( epd )

Der Patriarch nahm am Freitag an dem Symposium "Nachhaltig leben - Schöpfung bewahren. Eine gemeinsame Herausforderung" im Münchner Schloss Fürstenried teil. Gäste waren auch der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx.

Bartholomäus I. forderte in seiner Ansprache, die Menschen müssten enthaltsamer leben, die natürlichen Ressourcen schonender nutzen und sich damit mehr für die Bewahrung des Gleichgewichts in der Umwelt einsetzen. Auch die Atomenergie bedrohe die Zukunft der Menschheit, sagte das Ehrenoberhaupt von weltweit 300 Millionen orthodoxen Christen.

Mehr Demut gegenüber der Schöpfung

Bartholomäus rief die Menschen zu mehr Demut gegenüber der Schöpfung auf. "Das einzig ungehorsame Geschöpf Gottes ist der mit Freiheit ausgestattete und leider in Hochmut verfallende Mensch." Die Menschen beuteten die Natur in "räuberischer und gewaltsamer Manier" aus.

Vorbildlich im Umgang mit der Natur nannte Bartholomaios I. das orthodoxe Mönchtum. Dort werde etwa Forstwirtschaft nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit betrieben. Forstprodukte würden nur verwendet, ohne die natürlichen Ressourcen zu zerstören. Diese Tradition sei von jeher das Vorbild für Harmonie zwischen Mensch und Natur gewesen. Um das ökologische Problem zu lösen, sei der Mensch aufgefordert, sich zu ändern, betonte der Patriarch. Ziel müsse ein schonender Gebrauch der Produkte der Natur und eine Haltung der "liebenden Fürsorge" ihr gegenüber sein.

Landesbischof Bedford-Strohm sagte: "Wenn jeder Erdenbürger sich das Recht herausnimmt, unsere Umwelt mit Abgasen zu belasten, wie wir das gegenwärtig tun, werden wir erleben, dass wir in Abgasen ersticken." Die Menschen seien weit davon entfernt, mit den natürlichen Ressourcen so umzugehen, "dass alle Menschen auf dieser Erde und auch zukünftige Generationen in Würde leben können".

Kardinal Marx forderte, die Anliegen der Armen und Unterdrückten in der globalen Klimadebatte immer wieder ins Bewusstsein zu rücken. Die ökologischen Herausforderungen der Gegenwart seien aufs Engste mit den sozialen Fragen verknüpft. Auf der einen Seite stünden die Verursacher der Emissionen, auf der anderen Seite die Menschen, die die "lebensbedrohende Betroffenheit von deren Folgen" zu tragen hätten.

Marx sagte, eine "allzu zaghafte und zögerliche Klimapolitik" in den westlichen Ländern bewirke soziale Ungerechtigkeiten, die Christen nicht kalt lassen dürften. Ähnliches gelte für die Debatte über die Energiewende in Deutschland. Der Kardinal zeigte sich erfreut von der breiten Akzeptanz des Umstiegs auf regenerative Energien, warnte aber davor, die Lasten einseitig zu verteilen. Starke Schultern könnten und müssten mehr tragen als schwächere. Dies sei zu berücksichtigen, wenn es um die Entlastung bestimmter Unternehmen von der steuerlichen Mitfinanzierung erneuerbarer Energien oder um das Problem steigender Stromkosten für sozial schwache Haushalte gehe.


Quelle:
epd , KNA