domradio.de: Wie haben Sie das in Bethlehem erlebt?
Mussinghoff: Es war eine ganz fröhliche, ausgelassene Stimmung auf dem Krippenplatz. Ungefähr 10.000 Gläubige waren dort versammelt. Der Platz ist ja begrenzt in seinen Ausmaßen, er war also so voll wie das möglich war. Es war ein sehr sonniger Morgen, wir haben uns alle einen Sonnenbrand geholt, aber entsprechend heiter und froh war auch die Stimmung. Die Leute haben den Papst begeistert empfangen als er dann mit dem offenen Papamobil ohne Sicherheitsglas auf den Platz fuhr und dann auch erst einmal eine Runde durch die Gläubigen gefahren ist. Es war einfach ein sehr berührender Moment, auch für mich.
domradio.de: Die Karten dafür waren wahrscheinlich sehr begehrt. Wie sind Sie reingekommen?
Mussinghoff: Die Verteilung der Karten wurde über die Pfarrgemeinden organisiert und es wurde darauf geachtet, dass nicht nur in den palästinensischen Gebieten die Pfarrgemeinden bedient werden, sondern auch in Israel, weil es ja in Israel keine öffentliche Messe geben wird. Ich persönlich habe über den Verteiler der katholischen Hilfswerke, die hier vor Ort engagiert sind, eine Karte bekommen - wobei die sehr begrenzt waren. Wir haben nur zwei Karten pro Hilfswerk bekommen, weil eben der Fokus eindeutig bei den Pfarrgemeinden, bei den normalen Gläubigen sein sollte. Das ist ja Papst Franziskus immer auch wichtig. So war dann auch die Zusammensetzung auf dem Krippenplatz.
domradio.de: Wer einmal in der Geburtsgrotte war, der weiß, dass es alles sehr klein und eng ist. Wie spirituell kann so ein Besuch sein, wenn da zig Besucher, Fotografen usw. sich da auch noch reinquetschen?
Mussinghoff: Das muss man schon sagen: Da hat Papst Franziskus wirklich ein besonderes Talent. Er lässt das alles geschehen, es ist klar, das ist ja unvermeidlich, aber in den Momenten, in denen er dann Akzente setzen kann, zum Beispiel bei der Predigt gestern, da wird er dann ganz still, ganz nachdenklich. Er hat uns sehr über das Kind von Bethlehem und Kinder im Allgemeinen und die Sorge um Kinder als unser aller Anliegen in Gewissen geredet. Besonders da hat er auch noch mal den Blick geweitet auf die Kinder, die wirklich mit Hunger, mit Durst, in großer Armut aufwachsen müssen. Dass wir alle mit dem Blick auf die Armen, den er ja immer in den Fokus stellt, auch gemeinsam noch mal überlegen: was können wir da über die Grenzen der Völker und Religionen hinweg auch gemeinsam tun für die Armen.
Das Gespräch führte Tobias Fricke.