Domspatzen-Chef sieht seinen Chor beim Katholikentag gefordert

"Die Heimspiele sind oft die schwersten"

Beim Katholikentag darf Regensburgs wichtigster Klangkörper nicht fehlen - die Domspatzen. Bei aller Routine - "Die Heimspiele sind oft die schwersten", sagt deren Chef Roland Büchner.

Domkapellmeister Büchner (KNA)
Domkapellmeister Büchner / ( KNA )

KNA: Herr Domkapellmeister, wo werden die Domspatzen ins Geschehen des Katholikentags eingreifen?

Domkapellmeister Prof. Roland Büchner: Wir sind schon bei der Eröffnung am Mittwochabend dabei und bieten mit anderen Ensembles eine Mischung aus Altem und Neuem, passend zum Katholikentagsmotto "Brücken bauen". Es wird eine bunte Eröffnung. Am Christi Himmelfahrtsabend haben wir ein großes, meditatives Konzert im Dom. Dort bringen wir unter anderem den "Sonnengesang" zu Gehör. Das Werk hat Enjott Schneider 2008 eigens für uns geschrieben. Auch am Schlussgottesdienst sind wir beteiligt. Dazwischen gibt es Auftritte unserer Nachwuchschöre. Wir sind also voll dabei.

KNA: Eine andere Boygroup gibt ein Open-Air-Konzert, wenn Sie mit Ihren Jungs im Dom singen. Wie nehmen Sie die Konkurrenz zu den "Wise Guys"?

Büchner: Haha. Jedes Mal, wenn die "Wise Guys" in Regensburg auftreten, besuchen sie uns. Die Gruppe hat uns dabei immer wieder bei den Proben gelauscht. Einige unserer Männerstimmen sind Fans von ihnen und singen ihre Arrangements nach. Also - die "Wise Guys" sind eigentlich keine Konkurrenz, sondern auch in ihrer Art zu singen sogar ein Vorbild und eine wunderbare Ergänzung.

KNA: Eine ganze Reihe Popmusiker hat eine Kirchenchorvergangenheit. Woher kommt das?

Büchner: Wenn man einmal zusammen in kleiner Besetzung gesungen und gespürt hat, was das für Freude macht, dann will man das immer wieder haben. So ist es logisch, dass ehemalige Thomaner aus Leipzig wie die "Prinzen" mit anderer Musik, aber in bester Qualität weitermachen. Das ergibt sich von selbst.

KNA: Das Bistum Regensburg lässt es sich gerade einen hohen Millionenbetrag kosten, Schule und Internat der Domspatzen baulich auf Vordermann zu bringen. Sie müssen sich um Ihre Zukunft offenbar keine Sorgen machen.

Büchner: Nein, ich glaube nicht. Die Kirche von Regensburg tut das Ihrige, dass diese mehr als tausend Jahre alte Institution weitergeführt werden kann. Das ist ein Glücksfall, wenn Verantwortliche so viel Geld in den Wert der Bildung allgemein und in unser besonderes ganzheitliches Erziehungskonzept investieren, das ja auch eine starke soziale Komponente hat. Darin drückt sich eine sehr große Wertschätzung für unsere Arbeit aus. Es ist andererseits notwendig, denn auch ein Schulgebäude kommt in die Jahre. Bei uns ist in der Hinsicht schon lang nichts mehr geschehen. Aber in spätestens zwei Jahren werden wir auf dem neuesten Stand sein, und da freue ich mich drauf.

KNA: Investiert wird aber nicht nur in neue Musikräume - oder?

Büchner: Nein, auch in unsere naturwissenschaftliche Ausstattung. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich Naturwissenschaft und Musik nicht ausschließen. Bei Bundeswettbewerben für Physik, etwa in Nanotechnologie, haben unsere Buben mittlerweile zahlreiche Erfolge erzielt. Sie können sich da unter Anleitung von einem ganz tollen Lehrer, auch außerhalb des regulären Unterrichts, verwirklichen. Das finde ich großartig.

KNA: Papstbruder Georg Ratzinger hat den Chor lange geprägt. Wirkt dieses Erbe noch nach?

Büchner: Ja. Georg Ratzinger hat unser Haus 30 Jahre geleitet. Einer unserer Schüler ist heute bei uns Chorleiter. Wir singen weiter Werke von ihm. Er ist schon präsent. Aber es hat sich auch etwas weiterentwickelt, etwa beim Klangbild. Ich bin ja jetzt auch schon 20 Jahre hier. Dennoch wissen wir die Tradition zu schätzen.

KNA: Die Domspatzen sind liturgie- und tournee-erprobt. Was ist das Besondere an einem Auftritt beim Katholikentag?

Büchner: Die Heimspiele sind oft die schwersten. Das ist nicht nur bei Bayern München so (lacht). Mich freut, dass die Domspatzen in den Gottesdiensten und bei einem schönen Konzert die Bandbreite ihres Repertoires zeigen können. Zu einem Katholikentag kommen ja Menschen mit unterschiedlichsten Intentionen. Wir hoffen auf eine gute Mischung im Publikum.

Das Interview führte Christoph Renzikowski


Quelle:
KNA