Papst Franziskus hat den 52 Jahre alten Domkapitular Stephan Burger zum neuen Erzbischof von Freiburg ernannt. Dies wurde am Freitag (30.5.) zeitgleich in Rom und in Freiburg bekannt gegeben. Burger gehört erst seit September 2013 dem Freiburger Domkapitel an und leitet das Offizialat der Erzdiözese - neben seinen dienstlichen Aufgaben ist er bisher als Seelsorger am Kaiserstuhl tätig. Als Erzbischof wird Burger Nachfolger von Dr. Robert Zollitsch. Zollitsch war seit 2003 im Amt und hatte nach seinem 75. Geburtstag im August 2013 seinen Amtsverzicht angeboten: Papst Franziskus ernannte ihn dann - bis zum Amtsantritt eines Nachfolgers - zum Apostolischen Administrator der Erzdiözese Freiburg.
Bischofsweihe und Amtseinführung bei "Diözesantag" am 29. Juni
Kurz nach der Bekanntgabe der Wahl und Ernennung des künftigen Erzbischofs von Freiburg läuteten in der gesamten Erzdiözese Freiburg die Kirchenglocken. Der Wahlspruch des künftigen Erzbischofs lautet: "Christus in cordibus" ("Christus in den Herzen"). Er bezieht sich auf Verse im Epheserbrief (3,17 ff.), in denen der Apostel Paulus darum bittet, dass der Glaube an Christus und seine Liebe immer mehr die Herzen der Menschen erfülle.
Die Bischofsweihe und Amtseinführung von Domkapitular Stephan Burger ist für den 29. Juni im Freiburger Münster vorgesehen. Die Erzdiözese Freiburg feiert dann zugleich einen "Diözesantag" auf dem Freiburger Münsterplatz.
Im Dienst der Seelsorge - mit Ohr an der Basis vor Ort
Stephan Burger will sich nach seiner Amtseinführung zunächst in Freiburg in seine neue Funktion als Erzbischof einarbeiten, aber auch künftig möglichst oft in der Erzdiözese unterwegs sein und Kontakt zu den Menschen vor Ort suchen. Dies entspricht einer Empfehlung der Diözesanversammlung, die am 24. Mai in Karlsruhe tagte. Sie legt dem Erzbischof sowie dem Domkapitel nahe, verstärkt vor Ort zu sein, um "Veränderungen und deren Auswirkungen im O-Ton der Basis wahrzunehmen und daraus zu lernen".
Burger war bislang immer gerne als Pfarrer tätig. Auch den Dienst im Offizialat, in dem Ehe-Annullierungen den großen Teil der Arbeit ausmachen, betrachtet er nach eigenen Worten vor allem als Dienst in der Seelsorge – "um Menschen in schwierigen Situationen nach einer gescheiterten Beziehung neben den rechtlichen Aspekten eine Gesprächsmöglichkeit zu bieten. Diese Menschen gehören zu unserer Kirche!"
Weihbischof Dr. Bernd Uhl, der als Dompropst das Domkapitel leitet, erklärte zur Ernennung: "Wir sind Papst Franziskus dankbar und alle froh, dass die Zeit des Wartens auf einen neuen Erzbischof nun ein Ende hat. Wir konnten mit Stephan Burger einen kompetenten Seelsorger zum Erzbischof wählen, der unsere Erzdiözese Freiburg mit ihren Herausforderungen sehr gut kennt."
Pfarrer in der größten Weinbaugemeinde im Baden-Württemberg
Obwohl Stephan Burger seit 2007 als Offizial die Gerichtsbehörde der Erzdiözese leitet, blieb er weiter in der Seelsorge aktiv: Er lebt bislang im Pfarrhaus in Vogtsburg-Burkheim (im Kaiserstuhl), wo er die Seelsorgeeinheit Vogtsburg als Priester durch Gottesdienste (auch in der Pfarrkirche St. Pankratius in Burkheim) unterstützt. Deshalb war Burger nach seiner Ernennung zum Domkapitular nicht - wie eigentlich üblich - in die Nähe des Freiburger Münsters gezogen, sondern im romantischen Burkheim geblieben (einem Stadtteil von Vogtsburg), der größten Weinbaugemeinde in Baden-Württemberg. Dort gilt er als beliebter Seelsorger, der sich nicht nur bei den Festen im Kaiserstuhl auch gerne mal zu einem Glas Wein mit den Menschen zusammensetzt. Da er nicht ständig mit allen der fast zwei Millionen Katholiken der Erzdiözese im Gespräch sein kann, will er in der Kommunikation neue Wege gehen und - wie Papst Franziskus - den Kurznachrichtendienst Twitter nutzen. So können ihm alle, die sich für seine Botschaften und Gebete interessieren, auf Twitter folgen. Zudem hat das Erzbistum Freiburg im Internet (www.ebfr.de) ein Portal eingerichtet, in dem Menschen dem neuen Erzbischof auf digitalem Weg Glück- und Segenswünsche übermitteln können.
Erzabt von Beuron begleitet Weiheliturgie
Der Bruder des neuen Erzbischofs von Freiburg, Tutilo Burger, ist Benediktiner und seit 2011 Erzabt der Abtei Beuron: Beide waren in einem katholisch-geprägten Elternhaus in Löffingen im Hochschwarzwald aufgewachsen. Die Erzabtei Beuron mit ihren religiösen Angeboten gilt als einer der wichtigsten religiösen Fixpunkte in Südwestdeutschland. Im November 2011 hatte Erzbischof Robert Zollitsch dem neuen Erzabt von Beuron in einem feierlichen Pontifikalamt die Benediktion erteilt. Am 29. Juni (ab 14.30 Uhr) wird Zollitsch nun den Bruder des Erzabtes, Stephan Burger, zum Bischof weihen und ihm den Hirtenstab übergeben. Erzabt Tutilo wird den neuen Erzbischof bei der Weiheliturgie begleiten. Im Heimatort Löffingen, wo die Eltern sowie zwei Geschwistern mit ihren Familien leben, wird die Bischofsweihe Ende Juni ein besonderer Festtag sein. Erzabt Tutilo und der künftige Erzbischof Stephan pflegen intensiven Kontakt zur Familie und Heimat im Schwarzwald - hier wurden sie geprägt. Beide Eltern waren im Kirchenchor aktiv. Sein Vater Willy Burger war Dirigent mehrerer Chöre. So gehört der Gesang zu den hörbaren Hobbys und Talenten des neuen Erzbischofs: Wer seine Gottesdienste besucht, merkt das. Neben der Liebe zur klassischen Musik (Bach, Händel, Mozart) prägt Naturverbundenheit sein Freizeitverhalten. Er wandert nicht nur durch die Weinberge des Kaiserstuhls, sondern im Urlaub auch gerne im Großen Walsertal.
Jahrelang Pfarrer in St. Leon-Rot - Experte im Kirchenrecht
Stephan Burger kam am 29. April 1962 in Freiburg zur Welt. Nach dem Studium der Philosophie und Theologie in Freiburg und München ist er am 20. Mai 1990 von Erzbischof Dr. Oskar Saier zum Priester geweiht worden. Nach Vikarsjahren in Tauberbischofsheim und Pforzheim wurde er 1995 Pfarrer der Gemeinde St. Mauritius in St. Leon-Rot im Süden des Rhein-Neckar-Kreises - in der Nähe von Heidelberg und Speyer. Neben seinem Dienst als Pfarrer absolvierte er von 2004 bis 2006 ein Aufbaustudium am Kanonistischen Institut der Universität Münster, das er mit dem Lizentiat im Kanonischen Recht abschloss. Bereits seit 2002 war Burger am Offizialat als "Defensor vinculi" (Bandverteidiger) und seit 2006 als "Promotor iustitiae" (Kirchenanwalt) tätig.
Wichtig ist dem neuen Erzbischof der Familienzusammenhalt. So verbringt er jedes Jahr im August mit Angehörigen einen gemeinsamen Urlaub im Großen Walsertal, inklusive Berggottesdienst in einer Almkapelle. Mit dabei ist immer Stephan Burgers Bruder Tutilo, als Erzabt der bekannten Benediktinerabtei Beuron selbst ein prominenter Kirchenmann im Südwesten. "Seine Freizeit wird mit dem neuen Amt bestimmt noch knapper werden", so der Abt.
Auf den neuen Erzbischof warten zahlreiche Baustellen. Nicht nur die Frage, wie es mit der Baugrube direkt gegenüber der Freiburger Bistumszentrale weitergehen soll, nachdem das Kirchensteuerparlament im vergangenen Jahr den Bau eines millionenschweren neuen Repräsentativgebäudes stoppte.
Erst vor wenigen Tagen hat die Diözesanversammlung ein breites Reformpaket mit Empfehlungen und Erwartungen zur Zukunft von Kirche und Glaube beraten und verabschiedet. Mehr Gestaltungsmöglichkeiten für Frauen in der Kirche oder neue Formen der Seelsorge und moderne Gottesdienste entwickeln, lauteten einige Stichworte. Bei der Diözesanversammlung vor einer Woche hatte sich Burger durchaus offen für die Argumente der Basis gezeigt, aber auch um "Grundvertrauen" für die Amtsträger geworben, die letztlich verbindlich Entscheidungen fällen müssten.
Vorsitzender der Bischofkonferenz gratuliert
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, gratulierte dem künftigen Erzbischof im Namen der Bischofskonferenz: "In Ihrer Person hat der Heilige Vater eine gleichermaßen in der Seelsorge und im Erzbischöflichen Ordinariat erfahrene Persönlichkeit berufen. Ihre vielfältige Arbeit als Vikar und Pfarrer in Ihrem Heimatbistum hat Sie in das Offizialat des Ordinariats geführt, das Sie seit einigen Jahren erfolgreich leiten. Ihre jüngste Berufung in das Domkapitel in Freiburg zeigt die hohe Wertschätzung, die Ihnen Ihr Vorgänger, Erzbischof Robert Zollitsch, im Amt entgegengebracht hat", schreibt Kardinal Marx an Domkapitular Burger. "Ich bin mir sicher, dass Ihre reiche pastorale Erfahrung, die soliden kirchenrechtlichen Kenntnisse und die damit verbundene Vertrautheit mit der kirchlichen Verwaltung hilfreich sind für die kommenden Aufgaben als Erzbischof von Freiburg. Schon heute lade ich Sie ein, Ihre Kompetenzen engagiert in die Arbeit unserer Konferenz einzubringen."
Kardinal Marx betonte in seinem Gratulationsschreiben an den künftigen Erzbischof, dass die Deutsche Bischofskonferenz dem Vorgänger im Amt, Erzbischof Robert Zollitsch, zu großem Dank verpflichtet sei: "Im Erzbistum Freiburg und der Deutschen Bischofskonferenz hat er unermüdlich gewirkt. Nun werden Sie seine Nachfolge antreten. Dafür wünsche ich Ihnen eine glückliche Hand und hoffe und bete, dass die Gläubigen Sie mittragen und in Ihrem Einsatz begleiten werden."
Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) bewertete die Ernennung Burgers "auch als Würdigung für die Ortskirchen". Er sei zuversichtlich, dass mit Burger "weiterhin die Ökumene vorangetrieben und der weltoffene Geist in der baden-württembergischen Diözese hoch gehalten wird".