Bischöfe und Juden würdigen spanischen Monarchen

König Juan Carlos dankt ab

Der spanische König Juan Carlos übergibt den Thron nach 40 Jahren seinem Sohn Felipe. Die Beliebtheit des Monarchen beim Volk war in den letzten Jahren gesunken, gesundheitliche Probleme rauben dem "Bürgerkönig" die Kraft.

König Juan Carlos und sein Sohn Felipe, zukünftiger König von Spanien (dpa)
König Juan Carlos und sein Sohn Felipe, zukünftiger König von Spanien / ( dpa )

Es war ein Paukenschlag für Spanien: "Seine Majestät, König Juan Carlos, hat mich gerade über seinen Wunsch informiert, auf den Thron zu verzichten und das Verfahren für die Thronfolge einzuleiten." Mit diesen Worten überraschte Ministerpräsident Mariano Rajoy am Montag seine Landsleute.

Nach fast 40 Jahren auf dem Thron will der 76-jährige Monarch sein Amt wegen gesundheitlicher Probleme an seinen Sohn, Kronprinz Felipe (43), übergeben. Obwohl Juan Carlos noch vor knapp über einem Jahr in einem TV-Interview klarstellte, nicht abdanken zu wollen, kommt die Nachricht am Ende dennoch nicht ganz aus heiterem Himmel.

Die Spanier zweifeln an ihrem König

In den vergangenen Jahren musste sich der König wegen verschiedener Hüft- und Bandscheibenprobleme mehrmals operieren lassen. Zudem litt er an einem Lungentumor, wirkte zunehmend blass und stark gealtert.

Seine öffentlichen Auftritte wurden immer seltener. Immer häufiger ließ er sich durch den Kronprinzen vertreten.

Seine Abdankung kommt in einem für die Krone schwierigen Moment - und Juan Carlos scheint sich nicht mehr in der Lage zu fühlen, die Situation zu meistern. Tatsächlich war das Ansehen des spanischen Königshauses nie so schlecht wie derzeit. Vor allem das des Königs liegt am Boden: 62 Prozent der Spanier sprachen sich zu Jahresbeginn für seinen Thronverzicht aus.

Vergangener Glanz und ein ramponierter Ruf

Jahrzehntelang genoss Juan Carlos das Image des charismatischen Womanizers und Haudegens. Dass er das Land vor fast 40 Jahren nach der faschistischen Diktatur in die Demokratie geführt hat, rechnen ihm die Spanier hoch an. Doch der Glanz alter Zeiten ist verblasst.

Im April 2012 ramponierte Juan Carlos selbst seinen Ruf.

Durch einen Unfall im afrikanischen Botswana, bei dem sich der König die Hüfte brach, kam ans Licht, dass Juan Carlos, Ehrenvorsitzender der internationalen Tierschutzorganisation WWF, dort an einer sündhaft teuren Elefantenjagd teilnahm, während Millionen Spanier unter der Wirtschafts- und Finanzkrise litten. Zudem reiste der Monarch in Begleitung der deutschen Adeligen Corinna zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg; ihnen wird eine Affäre nachgesagt. Die spanische Presse übte ungewöhnlich scharfe Kritik am Monarchen und berichtete offen und ausführlich über angebliche Eheprobleme des Königspaares. Der Tierschutzbund WWF erkannte ihn den Ehrenvorsitz ab.

Skandale über Skandale

Die Skandale - neben seinen gesundheitlichen Problemen - schienen Juan Carlos zuletzt regelrecht der für ihn berühmten Lebenslustigkeit beraubt zu haben. Lange Zeit genoss Juan Carlos I. in Spanien den Ruf des "volksnahen Bürgerkönigs". Wegen seiner Rolle bei der Demokratisierung des Landes und der Verhinderung eines Staatsstreichs nach der Franco-Diktatur war er als "Garant der Demokratie" hoch geachtet. Doch unter den Skandalen litt seine Popularität enorm. Eine Korruptionsaffäre um Prinzessin Cristina und ihren Ehemann, den ehemaligen Handballprofi Inaki Urdangarin, setzten der Königsfamilie noch weiter zu.

Würdigung von katholischer und jüdischer Seite

Die spanischen Bischöfe haben die Verdienste von König Juan Carlos für das Land gewürdigt. Dies gelte "insbesondere für die Erreichung und Festigung des demokratischen Lebens" in der Zeit des politischen Übergangs nach der Franco-Diktatur (1936/39-1975), heißt es in einer Erklärung der Spanischen Bischofskonferenz vom Montag.

Ähnlich äußerte sich die Vereinigung jüdischer Gemeinden Spaniens.

"Geist der Stärke"

Die jüdische Gemeinschaft erinnerte an den Besuch von Juan Carlos in der Beth-Yacov-Synagoge in Madrid am 31. März 1992, den ersten Besuch eines spanischen Königs überhaupt. Mit Blick auf die Vertreibung der spanischen Juden aus dem katholischen Spanien vor 500 Jahren lobte Juan Carlos damals den "Geist der Stärke", mit dem die Juden auf das Edikt von 1492 reagiert hätten. Er unterließ aber eine ausdrückliche Entschuldigung.

Die katholischen Bischöfe zeigten sich überzeugt, dass der neue König Felipe den guten Dienst für Spanien im Sinne seines Vaters fortführen werde. Sie beteten für Juan Carlos und seine Frau, Königin Sofia, die jetzt einen neuen Abschnitt im Leben beginnen könnten, sowie für den Dienst der Krone Spaniens auch in Zukunft.

Alle Hoffnungen liegen auf Felipe und Letizia

Hoffnungsträger, das verloren gegangene Prestige der Monarchie zurückgewinnen zu können, sind nun Felipe und seine Frau Letizia.

Jüngsten Meinungsumfragen zufolge genießen sie hohes Ansehen in der Bevölkerung. Rund 73 Prozent sprachen sich dafür aus, der smarte Thronfolger und seine Gemahlin sollten schon bald das Zepter von Juan Carlos übernehmen.

Für diesen Dienstag hat Regierungschef Rajoy eine außerordentliche Kabinettssitzung einberufen, um das vorgesehene Gesetz für die Abdankung und Ernennung von Thronfolger Felipe zum neuen König Felipe VI. einleiten zu können. Danach muss noch das Parlament zustimmen - was bereits "in Kürze" passieren soll. Rajoy erklärte, der Thronfolger sei aufgrund seiner jahrelangen Erziehung und seines Charakters bestens auf diese neue Aufgabe vorbereitet.


Bald nicht mehr König von Spanien: Juan Carlos (dpa)
Bald nicht mehr König von Spanien: Juan Carlos / ( dpa )
Quelle:
KNA