domradio.de: Wie kam es denn zu dieser Idee ein interreligiöses Gebetshaus zu bauen?
Roland Stolte (vom Verein "Bet- und Lehrhaus Petriplatz"): Das ist eine typische Berliner Idee, die hier in unserer Kirchengemeinde entstanden ist. Und zwar geht es um einen besonderen Platz hier in der Stadt. Das ist der Ur-Ort Berlins, also der Gründungsplatz der Stadt, wo über Jahrhunderte Kirchen standen. Die letzte dieser Petri-Kirchen ist 1964 zu DDR-Zeiten gesprengt worden. Der Platz ist dann eingeebnet worden und in den letzten Jahren wurde durch archäologische Grabungen der Ort erst wiederentdeckt. An unsere Kirchengemeinde ist dann die Frage gerichtet worden 'Wollt ihr mit diesem Platz irgendwas anfangen oder soll da einfach eine Rasenfläche entstehen?', da begann dann die Überlegung. Uns war schnell klar, dass wir da nicht wieder eine Kirche errichten wollen. Es gibt genug hier in Berlin, die halbwegs gut gefüllt sind. Es war uns aber auch klar, dass wir mit diesem symbolischen Ort, der mitten im Zentrum der Stadt ist, etwas anfangen wollen, was der multireligiösen Situation in der Stadt viel mehr gerecht wird. Insofern hatten wir dann die Idee einen Ort zu schaffen, an dem die Religionen aufeinander rücken. Diese Erfahrung machen wir ja auch im Alltag, und wir wollten, dass Religion selber mehr aktiv wird, dass wir uns besser kennenlernen. Diesen Prozess, dass die Religionen aufeinander rücken, wollen wir auch gestalten – das war eine der Grundideen. Hier in Berlin ist jetzt die Besonderheit, dass eben ein eigenes Sakralgebäude entstehen soll.
domradio.de: Wenn dann Christen, Juden und Muslime zusammenkommen, wie macht man das denn mit der Architektur? Da müssen doch mehrere Bedürfnisse berücksichtigt werden.
Stolte: Das war ein sehr spannender Prozess. Wir haben uns viel Mühe gegeben, haben also auch Studienfahrten gemacht. Wir waren bei Ihnen in Köln, haben uns 2012 und 2011 den Moschee-Neubau angeschaut. Wir haben da umfassende Studien betrieben, und haben dann 2012 einen Architekturwettbewerb weltweit ausgeschrieben. Vorher haben wir bestimmte Sachen festgelegt. Das Wichtigste dabei war, dass wir gesagt haben: 'Es soll nicht einen großen Einheitsraum für alle Religionen entstehen', so eine Art Religionseintopf. Sondern es solle jede Religion ihren eigenen Raum behalten um auch die eigene Identität leben zu können. Alle drei Sakralräume sind aber um einen zentralen Kuppelsaal angeordnet. Diese Raumstruktur war die Vorgabe bei dem Wettbewerb. Unter Architekten gab es ein riesiges Interesse. Knapp 220 Büros haben sich beworben, und wir haben dann ein Teilnehmerfeld von 40 Büros daraus gemacht. Es war sehr international, und da hatten wir dann Ende 2012 einen Sieger. Witzigerweise hat ein Büro hier aus Berlin den schönsten und überzeugendsten Entwurf vorgelegt.
domradio.de: Im nächsten Jahr soll ja der Grundstein für das Projekt "House of One" gelegt werden. Ist denn schon genug Geld zusammen?
Stolte: Noch nicht, wir haben jetzt vor einigen Tagen eine weltweite Spendenkampagne für dieses Projekt gestartet. Die Partner, die hier mit an Bord sind, haben Vorleistungen erbracht, zum Beispel den Architekturwettbewerb finanziert und die Personalkosten zur Verfügung gestellt. Aber die eigentlichen Baukosten wollen wir jetzt durch eine großangelegte Spendenkampagne erbitten. Der Hintergrund ist der, dass wir das so gestrickt haben, dass auch Institutionen kleine Partner sind. Also es ist eine Art Basisprojekt hier in Berlin, und wir wollen, dass es eine Art Crowdfunding-Kampagne wird. Das heißt kleine kleine Beträge sollen den Bau ermöglichen. Es gibt eine Webseite auf der man symbolisch Ziegelsteine – das ganze Gebäude wird nämlich aus Ziegelsteinen sein – für 10 Euro erwerben kann. Menschen, denen das Projekt am Herzen liegt oder denen der Dialog der Religionen am Herzen liegt, können dann spenden. Wir bitten alle darum: 'Helfen Sie mit!', und dann wird das Projekt auch was werden, und wir können Ende des Jahres bauen.
Das Gespräch führte Verena Tröster.