Insgesamt 51,2 Millionen Menschen waren im vergangenen Jahr Flüchtlinge, Binnenvertriebene oder Asylsuchende - mehr als je zuvor seit Beginn der Datenerfassung 1989.
"Heute sind weltweit so viele Menschen auf der Flucht wie es Einwohner gibt in mittelgroßen Staaten", zog UN-Flüchtlingskommissar Antonio Guterres einen ernüchternden Vergleich. Die "traurige Rekordmarke" bedeute eine gewaltige Zahl von Menschen, die auf humanitäre Hilfe angewiesen sei. Die internationale Staatengemeinschaft müsse gemeinsam Lösungen finden für die Konflikte der Gegenwart, forderte Guterres.
Binnenvertriebene in der Mehrzahl
Die große Mehrheit aller Menschen auf der Flucht ist dabei weit weg von den Industrienationen. Mehr als 33 Millionen sind sogenannte Binnenvertriebene, die innerhalb der eigenen Heimat aus ihren Dörfern und Städten fliehen mussten, teils vor Konflikten, teils vor Hunger und Not. Syrien allein zählte im vergangenen Jahr 6,5 Millionen im Land Vertriebene.
Die Zahl der nach UN-Konvention anerkannten Flüchtlinge belief sich auf 16,7 Millionen. Davon betreut UNHCR 11,7, für die restlichen 5 Millionen ist das UN-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA) zuständig. Rund die Hälfte ist noch minderjährig. Auch das sei der höchste Wert seit zehn Jahren, so das Ergebnis der UNHCR-Erhebungen. Vor allem der syrische Bürgerkrieg und die zahlreichen Konflikte in Sub-Sahara-Afrika sind laut UN für den deutlichen Anstieg der Flüchtlingszahlen verantwortlich.
Europa ist dabei nur ein fernes Ziel der Schutzsuchenden. 86 Prozent der Betroffenen flohen in ein Entwicklungsland, oft in einen Nachbarstaat. "Die Anrainerstaaten tragen stets die Hauptlast. Hier wird die EU bei ihrer Aufnahmebereitschaft einen größeren Beitrag leisten müssen, unabhängig von ihrer Hilfe vor Ort", betonte der Misereor-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon. Der Anteil derer, die es überhaupt an die Grenzen Europas schaffen, ist im Vergleich schwindend gering.
Das Land, das mit weitem Abstand die meisten Flüchtlinge aufgenommen ist, ist Pakistan. Mehr als 1,6 Millionen Menschen haben in dem südasiatischen Land Zuflucht gesucht. Etwas weniger als halb so viele, je rund 850.000 Menschen, flohen in den Iran oder in den Libanon.
In ganz Europa lebten Ende 2013 etwa 1,8 Millionen Flüchtlinge. Davon hatte Frankreich mit rund 232.000 am meisten aufgenommen. In Deutschland waren es 187.600 Flüchtlinge. Hierbei wurden laut Bericht jedoch neuerdings nur die Personen gezählt, die besonders schutzbedürftig sind.
Die verlorene Generation
Seit mehr als drei Jahrzehnten ist Afghanistan das Land, aus dem die meisten Menschen fliehen. Auch im vergangenen Jahr war es mit 2,56 Millionen Afghanen das Flüchtlingsland Nummer Eins. Doch Syrien mit 2,47 Millionen Flüchtlingen könnte Afghanistan in kurzer Zeit überholen, so die Befürchtung des UN-Hilfswerks. Allein im vergangenen Jahr flohen 2,2 Millionen Menschen aus der arabischen Republik.
Die restlichen 1,1 Millionen der mehr als 50 Millionen Vertriebenen suchen Asyl in 167 Ländern weltweit. Dabei lag Deutschland im vergangenen Jahr mit 109.000 Erstanträgen an der Spitze im internationalen Vergleich. In Südafrika, das mehr als sieben Jahre stets das Land mit den meisten Anträgen war, teils mehr als 220.000, sank auf 70.000 Erstanträge. Damit lag das Land auf Platz drei hinter den USA mit rund 84.400 Erstanträgen.
Auch bei der Zahl minderjähriger Asylbewerber ohne Begleitung gab es 2013 ein Rekordhoch. Insgesamt 25.300 Anträge wurden von Kindern und Jugendlichen gestellt, die alleine aus ihrer Heimat, zumeist Afghanistan und dem Südsudan, geflohen waren. Gerade bei minderjährigen Flüchtlingen seien Europa und Deutschland gefordert, hob der Deutsche Caritasverband diese Woche hervor. Die Vereinten Nationen und zahlreiche Hilfwerkse warnen schon jetzt vor einer "verlorenen Generation".