Weltbild-Übernahme durch Finanzinvestor kurz vor dem Abschluss

Abschied von 53 Filialen

Die Übernahme des insolventen Augsburger Weltbild-Verlags durch die Münchner Beteiligungsgesellschaft Paragon Partners steht offenbar unmittelbar bevor. Das Bundeskartellamt hat die Freigabe erteilt, wie die Behörde auf ihrer Internetseite mitteilt.

Rettung in Sicht: Weltbild hat einen Investor gefunden (dpa)
Rettung in Sicht: Weltbild hat einen Investor gefunden / ( dpa )

Die Übernahmeverträge sollen bis zum 30. Juni unterzeichnet werden, wie ein Sprecher von Paragon Partners der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Freitag bestätigte. Geschehe dies bis dahin nicht, beginne ein neues Geschäftsjahr. Dies würde neue Probleme aufwerfen und die Vertragsunterzeichnung weiter verzögern.

Der Finanzinvestor will 51 Prozent des ehemaligen katholischen Medienkonzerns übernehmen. Der bisherige Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz soll mit 49 Prozent stellvertretend für die Gläubiger an Weltbild beteiligt bleiben. Geplant ist, alle Teile von Weltbild in eine neue Gesellschaft zu übertragen, die am 1. Juli neu starten soll. Sie ist dann schuldenfrei und soll mit 100 Millionen Eigenkapital ausgestattet sein, 20 Millionen Euro davon als Barmittel, wie der Paragon-Sprecher sagte.

Alternativlose Lösung

In einem Schreiben von Betriebsrat und Insolvenzverwalter Geiwitz wird der Einstieg der Beteiligungsgesellschaft als "alternativlos" bezeichnet. Andere Interessenten hätten entweder kein Konzept für Weltbild als Ganzes vorgelegt oder keine gesicherte Finanzierung. "Ein Finanzierungskonzept kann noch nachgereicht werden, allerdings warten wir seit Monaten vergeblich auf schriftliche Zusagen", heißt es in dem Brief vom 17. Juni, der der KNA vorliegt.

Der Betriebsrat kündigte darin an, Verhandlungen um einen Interessensausgleich aufzunehmen, "um den Weg für den Einstieg von Paragon freizumachen". Dabei wird es auch um weitere Entlassungen gehen, wie der Paragon-Sprecher bestätigte. Eine genaue Zahl wollte er nicht nennen. Auch weitere Filialen könnten von der Schließung betroffen sein. Bei Weltbild in Augsburg arbeiten derzeit noch etwa 1.200 Mitarbeiter, ebenso viele in den Filialen. Nach der Insolvenz fielen bisher 656 Stellen in Augsburg und 293 in den Weltbild-Läden weg. 53 der zuletzt 220 Filialen werden geschlossen.

Starker Umsatzrückgang

Der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zufolge wurden am Dienstag auf einer Gläubigerversammlung konkrete Zahlen über die Wirtschaftslage von Weltbild vorgelegt. In den Filialen habe es im Geschäftsjahr 2012/13 einen Umsatzrückgang von 20 Prozent gegeben, so das Blatt unter Berufung auf Teilnehmer. Absolute Zahlen seien nicht genannt worden. Der Umsatz im laufenden Geschäftsjahr sei weiter gesunken, vor allem im Weihnachtsgeschäft 2013 habe es einen starken Rückgang gegeben.

Schätzungen von 650 Millionen Euro Jahresumsatz seien nie bestätigt worden. Nach der Abtrennung von Hugendubel rechnet die Zeitung mit weniger als 400 Millionen Euro. Den operativen Verlust für das Geschäftsjahr 2012/13 benennt die FAZ mit 100 Millionen Euro. Die Forderungen der Gläubiger an das Unternehmen seien bei der Versammlung am Dienstag mit 234 Millionen Euro angegeben worden.

Weder Paragon noch ein Sprecher des Insolvenzverwalters wollten diese Angaben bestätigen.


Quelle:
KNA