Neues Konzept zur Gemeindeleitung mit Laien

"Ein Weg in die Zukunft der Kirche"

Die Kirchen werden leerer und die Gemeinden immer größer. Im Bistum Osnabrück wird jetzt ein neues Konzept vorgestellt, wie Gemeindeleitung der Zukunft aussehen könnte. Daniela Engelhard, Leiterin des Seelsorgeamtes, im domradio.de-Interview.

Leere Kirchen, große Pfarrverbände - neues Konzept dringend gesucht (dpa)
Leere Kirchen, große Pfarrverbände - neues Konzept dringend gesucht / ( dpa )

domradio.de: Mehr Verantwortung für die Laien haben Sie sich vorgenommen. Wie soll das neue Konzept aussehen?

Engelhard: Auch wir haben im Bistum größere Seelsorgeeinheiten gebildet. Die Kirchengemeinden arbeiten in Pfarreiengemeinschaften zusammen oder werden zusammengelegt zu neuen größeren Pfarreien. Uns ist es wichtig, dass Kirche gleichzeitig vor Ort nahe bei den Menschen bleibt. Dass vor Ort auch noch Beziehungen und lebendiges Gemeinschaftsleben gepflegt werden kann. Deswegen haben wir in der Bistumsleitung und in verschiedenen Diözesangremien intensiv beraten, wie wir vor Ort, in den Gemeinden Verantwortung stärken können. Dabei haben wir ein neues Modell entwickelt, das nennt sich "Ehrenamtliche Gemeindeteams". In diesen Gemeindeteams nehmen Gemeindemitglieder eine besondere neue Verantwortung wahr - als Bezugsperson vor Ort in ihren Gemeinden. Und wir werden jetzt Anfang Juli drei solcher Gemeindeteams in einer ländlichen Pfarreiengemeinschaft beauftragen.

domradio.de: Wie kann denn die Arbeit dieser Pfarreienteams aussehen? Was sind das für Aufgaben, die die Laien da übernehmen können?

Engelhard: Sie sind zunächst mal einfach die Gesichter ihrer Gemeinde vor Ort. Sie sind ansprechbar, erreichbar, sind zwischen den Leuten, im sozialen Nahraum der Gemiende. Sie übernehmen dort eine besondere Verantwortung, indem sie die Seelsorge sichern sollen. Sie übernehmen verschiedene Anwaltschaften, zum Beispiel für solidarisches Handeln, für das gottesdienstliche Leben oder für das Gemeinschaftsleben vor Ort oder auch für das Glaubensleben. Und das heißt dann noch mal konkret, dass sie nicht alle Aufgaben selbst machen. Sie arbeiten natürlich auch eng zusammen mit dem Pfarrer, den Hauptberuflichen und den Pfarrgemeinderäten, das ist uns wichtig, dass es da eine gute Vernetzung gibt - und sie schauen, wo sind Menschen, die wir in neuer Weise ansprechen können. Wo sind Gaben, Fähigkeiten, die es zu entdecken gilt. Wo sind vielleicht auch neue Herausforderungen in unserer Gemeinde. So nehmen sich zum Beispiel einige der Ehrenamtlichen vor, in ihrer Gemeinde eine neue Form der Trauerbegleitung zu entwickeln. Da sehen sie einen Bedarf, das wollen sie entwickeln, und da werden sie auch versuchen, neue Menschen für zu gewinnen.

domradio.de: Einer der Orte, wo Gemeinde vor Ort am direktesten erlebbar ist, ist natürlich der Gottesdienst. Sie haben auch schon gesagt, diese Ehrenamtlichen werden auch dafür verantwortlich sein, dass gottesdienstliche Leben weiter zu fördern. Heißt das, man sieht sie dann auch im Gottesdienst in irgendeiner leitenden Funktion?

Engelhard: Die Menschen, die wir beauftragen, sind nicht unbedingt Leute, die immer vorne auf der Bühne stehen wollen; sondern die wollen sich einsetzen, dass gottesdienstliches Leben weitergeht. Zum Beispiel haben sich einige der Personen vorgenommen, die Weihnachtsgottesdienste weiterzuentwickeln, dass alle Generationen darin ihren Platz haben. Das heißt aber nicht unbedingt, dass sie alle vorne stehen wollen und müssen. Aber natürlich wird es auch Möglichkeiten geben, in denen sie auch gottesdienstlich im Einsatz sind. Vielleicht auch bei der Leitung von Wort-Gottes-Feiern.

domradio.de: Jetzt stellen Sie heute diese ehrenamtlichen Teams vor, diese Gemeindeteams. Ist das ein Projekt, was auf Zeit getestet wird oder ist das jetzt dauerhaft eingeführt?

Engelhard: Die ehrenamtlichen Gemeindeteams werden zunächst für drei Jahre vom Bischof beauftragt. Wir wollen Erfahrungen in diesen drei Jahren mit diesem Modell sammeln, wir werden das auswerten, wir erden das sicher auch weiterentwickeln. Es steht ja jetzt auch am Anfang noch nicht alles fest, sondern das Ganze muss sich jetzt auch vor Ort konkretisieren und weiterentwickeln. Dann werden wir prüfen, wie es weitergeht. Aber auch für Ehrenamtliche muss eine Aufgabe eine zeitliche Begrenzung haben und wir werden nach den drei Jahren dann prüfen, wie es weitergeht.

domradio.de: Was erhoffen Sie sich von diesen drei Jahren? Wann wäre dieses Projekt ein Erfolg?

Ich erhoffe mir von dem Modell, dass es gut gelingt, dass die ehrenamtlichen Gemeindeteams zusammen mit den hauptberuflich Seelsorgenden und auch mit den gewählten Gremien, Pfarrgemeinderäten und Kirchenvorständen, gut zusammen arbeiten. Ich hoffe, dass sie eine gute Akzeptanz finden als Bezugspersonen vor Ort und dass es ihnen gelingt, ihre Erwartungen, die sie damit verbinden, zu verwirklichen. Und dann erhoff ich mir, dass das ein Modell wird, das einen Weg in die Zukunft der Kirche weist. Denn wir werden in Zukunft, davon bin ich überzeugt, viel mehr noch solche Formen ehrenamtlicher leitender Verantwortung brauchen.

Das Gespräch führte Matthias Friebe.


Quelle:
DR