Schavan will kirchliche Fragen nicht in Mittelpunkt stellen

Auf dem Weg nach Rom

Annette Schavan tritt ihr neues Amt als deutsche Vatikanbotschafterin am 1. Juli an. Heute verabschiedetet sie sich mit einer Rede vor dem deutschen Bundestag. Innerkirchliche Fragen will sie nicht in den Mittelpunkt ihrer neuen Tätigkeit stellen.

Abschied: Schavan und Merkel (dpa)
Abschied: Schavan und Merkel / ( dpa )

Die neue deutsche Vatikanbotschafterin Annette Schavan will kirchliche Fragen nicht in den Mittelpunkt ihrer künftigen Arbeit stellen. "Wenn ich das wollte, würde ich mich um die Präsidentschaft beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken bewerben", sagte Schavan, die ihr Amt am 1. Juli antritt, der neuen Ausgabe der in Bonn erscheinenden ZEIT-Beilage "Christ und Welt". Sie komme "aus dem Land der Reformation" nach Rom und vertrete die gesamte Nation. Deutschland sei vom Christentum geprägt worden. Mittlerweise aber seien dort auch andere Religionen wie etwa der Islam "zu bedeutenden Kräften aufgewachsen".

Schavan verabschiedete sich am Mittwoch vom Bundestag mit einer Rede vor dem Plenum. Darin bezeichnete sie die Eröffnung von Zukunftschancen für die Jugend als wesentliches Anliegen ihres politischen Wirkens. Die Abgeordneten aller Fraktionen würdigten der scheidende CDU-Politikerin mit stehendem Applaus. Anschließend gingen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sowie die Fraktionsvorsitzenden auf sie zu, um ihr persönlich zu danken. Bundestagsvizepräsident Johannes Singhammer (CSU) dankte Schavan im Namen des Parlaments für "viele Jahre erfolgreiche, sympathische, sehr kollegiale Zusammenarbeit" und die verantwortliche Führung des Bundesbildungsministeriums. Er wünschte ihr "Glück und selbstverständlich Gottes Segen".

Im Vorfeld des Berufungsverfahrens war es noch zu Irritationen gekommen, da die ehemalige Ministerin nach der Aberkennung ihrer Promotion, die sie 1980 als Abschlussarbeit ihres Studiums eingereicht hatte, nicht über einen Hochschulabschluss verfügt. Der Personalrat des Auswärtigen Amtes hatte Vorbehalte angemeldet, da der Hochschulabschluss auf dem normalen Karriereweg Zugangsvoraussetzung zum diplomatischen Dienst sei. In Regierungskreisen wies man allerdings darauf hin, dass etwa auch Rudolf Dreßler (SPD), vormals Botschafter in Israel (2001-2005), kein Akademiker gewesen sei.

Kritik von Meisner

Als Bundesforschungsministerin von 2005 bis 2013 hatte die Katholikin die Errichtung islamischer Lehrstühle an den Universitäten durchgesetzt. Im Blick auf Stammzellforschung und Schwangerschaftsabbruch geriet ihre auf Kompromisse bedachte Politik in die Kritik konservativer katholischer Kreise. Der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner warf Schavan damals vor, katholische Prinzipien zu verraten. 2013 trat sie zurück, nachdem Plagiatsvorwürfe im Blick auf ihre Promotionsarbeit auftauchten. Die Universität Düsseldorf erkannte ihren Doktortitel ab und stellte "handlungsleitende Täuschungsabsicht" bei der Abfassung fest.

Gegenüber "Christ und Welt" sagte Schavan, sie gehe ohne "Misshelligkeiten" nach Rom: "Ich habe großen Respekt vor denen, die in der Kirche Verantwortung tragen, unabhängig von ihrer persönlichen Positionierung." Den Vatikan bezeichnete sie als "ältesten Global Player". Dort schlummere "Wissen über diese Welt wie nirgendwo sonst". Besonders würdigte sie den Einsatz von Papst Franziskus. Mit dem gemeinsamen Friedensgebet des israelischen Staatschefs Shimon Peres und des Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas in den Vatikanischen Gärten habe er die friedensstiftende Kraft seiner Kirche gezeigt.


Quelle:
KNA