domradio.de: Frohe Kunde kommt aus Rom. Es gibt einen Nachfolger für Sie, wie bewerten Sie das?
Joachim Kardinal Meisner: Ich bin erst einmal froh, daß es so schnell gegangen ist. Und von den Möglichkeiten, die sich aufgetan haben, finde ich, das ist eine der besten. Ich freue mich, dass das jetzt sicher ist und dass die große Erzdiözese Köln wieder einen Oberhirten, einen Erzbischof hat.
domradio.de: Den Weg, den der neue Erzbischof von Köln jetzt gehen muss aus dem Erzbistum Berlin in das Erzbistum Köln, ist Ihnen ja nicht unbekannt, das scheint zu funktionieren?
Joachim Kardinal Meisner: Naja, damals war das ja noch problematisch. Sie müssen bedenken, vor 25 Jahren gab‘s noch die Mauer. Ich musste über die Mauer hinweg. Und ich kannte Köln kaum. Ich denke, der jetzige neu ernannte Erzbischof wird es ein wenig leichter haben, denn er kommt wieder zurück in sein Zuhause.
domradio.de: Was denken sie, welche Qualifikation bringt der Erzbischof von Berlin und künftige Kardinal von Köln mit?
Joachim Kardinal Meisner: Ich würde mal so sagen: Berlin war für ihn eine Exkursion in die Diaspora-Seelsorge, in das politische Zentrum unseres Landes. Da hat er sicher sehr wertvolle Erfahrungen gesammelt, die er dann in die pastorale Arbeit im Erzbistum Köln einfließen lassen kann. Und er ist ja auch Kardinal, und er ist über das Erzbistum hinaus in manchen Gremien, in Rom und auch in der deutschen Kirche. Das wird ihm sehr nutzen, dass er nicht nur aus der Region kommt, sondern dass er auch drei Jahre als Erzbischof in Berlin gewirkt hat. Er ist ja nicht dorthin gegangen unter dieser Voraussetzung, sondern er hat sich schon einrichten müssen, dass er 30 Jahre dort bleiben werde.
domradio.de: Sie kennen das Erzbistum Köln wie ihre eigene Westentasche, Sie sind in der Weltkirche zu Hause, was denken Sie denn: Vor welchen Voraussetzungen steht der neue Erzbischof von Köln ganz besonders?
Joachim Kardinal Meisner: Die Fragen sind natürlich eigentlich nicht typisch kölnisch, sondern es sind die Fragen, die überhaupt die Kirche, die Menschen, die Bischöfe bewegen. Es sind die Fragen der Säkularisierung der Gesellschaft, und dass unsere Kirche qualitativ und quantitativ kleiner und hoffentlich nicht schwächer wird. Das halte ich für die Haupt-Voraussetzung. So wie der Herr dem Petrus gesagt hat: "Du aber stärke deine Brüder und Schwestern". Also: Das gläubige Selbstbewusstsein und Siegesbewusstsein zu stärken und damit auch eine größere Reichweite in die Gesellschaft unseres Landes zu fördern.
domradio.de: Ihnen liegt ihr ganz altes Bistum Berlin immer noch am Herzen. Was bedeutet dieser schnelle Wechsel dort im Amt denn für das Erzbistum Berlin?
Joachim Kardinal Meisner: Also, als ich die Kunde erfuhr, dass Kardinal Woelki nach Köln kommt, hat mich erneut eine große Sympathie für das Erzbistum Berlin erfasst. Sie müssen bedenken, das Erzbistum Berlin ist erst 84 Jahre alt, und nach Kardinal Woelki erwarten die Gläubigen nun schon den zehnten Diözesanbischof. Hoffentlich wird die Zeit des Wartens nicht zu lang. Und in wünsche Berlin einen neuen Erzbischof, der kraftvoll das Bistum führt durch die dortigen politischen Verhältnisse und die Diaspora –Verhältnisse. Hier sind die Herausforderungen schon groß und nicht klein.
domradio.de: An Ihrer Seite ist der der neue Kölner Erzbischof groß geworden. Die Lehrjahre hat er bei ihnen verbracht. Was wünschen Sie ihm persönlich?
Joachim Kardinal Meisner: Ich wünsche ihm die Freude an Gott, die unsere Stärke ist, dass die Probleme und die Herausforderungen nicht die Freude des Herzens rauben, die eigentlich der Motor unserer pastoralen Arbeit ist, unserem pastoralen Tun auch die Überzeugungskraft gibt. Das ist nicht nur ein frommer Wunsch – das habe ich selbst erfahren. Ich bin ja jetzt fast 40 Jahre Bischof, und ich würde das dem Mitbruder, der nun meine Nachfolge in Köln antritt, von Herzen wünschen.