Erzbischof Becker lädt ein nach Paderborn zu Libori

"Das ist schon wunderschön"

Karussells und Bier, aber vor allen Dingen der goldene Schrein und die Prozession - das ist das Libori-Fest in Paderborn. Erzbischof Hans-Josef Becker über die Paderborner "fünfte Jahreszeit" und eines der größten Volksfeste Deutschlands.

Erzbischof Becker an Libori (dpa)
Erzbischof Becker an Libori / ( dpa )

domradio.de: Wie ist das für Sie am Tag vor Libori?

Erzbischof Becker: Ein frohe Erwartung ist sicherlich da und auch eine gewisse Spannung, es ist ja nur ein Mal im Jahr.

domradio.de: Gehört zur Erwartung auch etwas Aufregung?

Erzbischof Becker: Eine ganz natürliche Aufregung ist schon dabei, wenn man so gesehen und immer beachtet wird und immer reagieren muss. Aber das tut der Freude keinen Abbruch.

domradio.de: Es gab am Freitag einen Friedensgottesdienst.

Erzbischof Becker: Wir denken, dass der Vorabend des Liborifestes eine sehr gute Gelegenheit ist, den völkerverbindenden Charakter des Festes zu unterstreichen. In diesem besonderen Gedenkjahr - Fall der Mauer - erster Weltkrieg - zweiter Weltkrieg- wollen wir diesem ernsten Gedanken gebührend nachgehen.

domradio.de: Sind die aktuellen Krisen auch ein Thema?

Erzbischof Becker: Wir können die schlimmen Ereignisse nicht übergehen, und wir wollen sie auch nicht ausblenden. Wir wollen sie im Gebet vor Gott bringen. Wir vertrauen auf die Macht des Gebetes.

domradio.de: Was bedeutet das diesjährige Motto "Sucht mich, dann werdet ihr leben“ (Am 5.4)?

Erzbischof Becker: Es kommt darauf an, wie man diesen Vers aus dem Propheten Amos betont: "Sucht mich, dann werdet ihr mich finden". Das klingt erst einmal wie ein Versteckspiel. Aber, wenn man es so liest: "Sucht MICH, dann werdet ihr leben". Das ist schon ein Charakteristikum für die Auswahl des Suchzieles. Die Motivation, Gott zu suchen, ist sicherlich ein Urantrieb des gläubigen Menschen.

domradio.de: Was kann man auf dem Liborifest davon finden?

Erzbischof Becker: Wer die Mischung dieses besonderen Festes auszukosten versteht, der wird auch besonders die Liturgie schätzen und in die Gebetsgemeinschaft der tausenden von Gläubigen eintauchen. Da gibt es sicherlich im persönlichen Erleben gute Momente der Begegnung, der Stille und im Empfang der Sakramente. Gott suchen und finden und Halt an ihm zu haben.

domradio.de: Gibt es nach all den Jahren einen Moment beim Liborifest, der Sie besonders berührt?

Erzbischof Becker: Das hat im Laufe der Jahre gewechselt. Ich freue mich einfach auf die gesamte Palette der Eindrücke, sowohl in den Begegnungen, in dem Mitgehen mit den Menschen, auch mit den Konfrontationen mit den Menschen, man kann ja nicht immer alles berechnen. Das ist so ursprünglich, ehrlich und fröhlich und frisch. Natürlich sind die Eröffnungsvesper und die Schluss-Betstunde ganz besonders markante Punkte. Nicht zuletzt auch der festliche Gottesdienst am Liboristag , der liturgisch gesehen sowohl was die die Herrlichkeit des Raumes unseres Domes angeht, aber auch die Riten und die liturgischen Gesänge. Das ist schon eine sehr kompakte Lektion.

domradio.de: Es gibt neue Gewänder?

Erzbischof Becker: Ja, weil die alten über 70 Jahre alten Gewänder in der Substanz gefährdet sind. Jetzt kommt ein anderes Kapitel. Es ist eine sehr gelungene Komposition. Ein Eingehen der Paramentik in das Gesamtkunstwerk des Liborifestes!

domradio.de: Herr Erzbischof, ein Satz um Heiligen Liborius.

Erzbischof Becker: Er war ein großer pastoraler Hirte. Er hat in den Augen des Volk Gottes größte Wertschätzung genossen. Wir haben hier eine lebendige Tradition und auch heute ein aktuelles Glaubenszeugnis.

domradio.de: Wie reagieren denn die auswärtigen Bischöfe auf diese Mischung von Kirche und Volksfest?

Erzbischof Becker: Sie sagen stets, dass sie so etwas noch nicht erlebt haben. Sie schwärmen auch Jahre später noch von einem solchen Fest, wie es in Paderborn gefeiert wird. Das ist eine großartige weltumspannende Wertschätzung und Solidarität. Es tut einfach gut!

domradio.de: Und nun Ihre Einladung.

Erzbischof Becker: Eine herzliche Einladung an alle! Dieses Volksfest lässt sich auf vielfältige Weise erleben. Der Kern ist der Dom und die Liturgie des Heiligen Liborius. Die Menschen in dieser fünften Jahreszeit in den Straßen und auf den Plätzen:  Das ist einmalig. Alleine schon die Gerüche von Weihrauch und Bratwurst, das ist schon wunderschön.

Das Interview führte Matthias Friebe.


Quelle:
DR