Medikamentenhilfswerk action medeor feiert 50-jähriges Bestehen

Ich heile

Krefelder Bürger sammelten Medikamente für Entwicklungsländer und brachten so das Medikamentenhilfswerk action medeor auf den Weg. 50 Jahre ist das jetzt her. Heute hilft die "Notapotheke der Welt" z.B. in Syrien.

Autor/in:
Anna Mertens
 Lager der action medeor (KNA)
Lager der action medeor / ( KNA )

"Ich heile" - so lautet nicht nur der Name sondern auch der Auftrag des Medikamentenhilfswerks action medeor. Die Organisation mit Sitz im nordrhein-westfälischen Tönisvorst versorgt Menschen in Entwicklungsländern, Krisen- und Katastrophengebieten mit Arzneimitteln und medizinischen Materialien. Wenn die Kamerateams nach Katastrophen abreisten, blieben Menschen zurück, die über Jahre weitere Hilfe, vor allem medizinische, benötigten, so Vorstandssprecher Bernd Pastors bei der diesjährigen Mitgliederversammlung. Das Hilfswerk, nach eigenen Angaben das größte seiner Art in Europa, feiert im Sommer sein 50-jähriges Bestehen.

Ursprung fand die "Notapotheke der Welt" in einer Krefelder Sammelaktion. Bürger unter der Leitung des Arztes Ernst Boekels, der in Vorst praktizierte, sammelten Medikamente und Pharmaüberschuss für Projekte in der Dritten Welt. Als Lager dienten zunächst ein Jugendheim, dann ein Tanzsaal und später eine frei gewordene Schule.

Am 13. August 1964 wurde aus der Spendenaktion der Verein action medeor. Erster Vorsitzender wurde Boeckels selbst, der bis 1968 an der Vereinsspitze stand.

In den darauffolgenden Jahren wuchs das Hilfswerk stetig. Vor allem die Entscheidung, Generika - das heißt wirkstoffidentische Kopien von auf dem Markt erhältlichen Medikamenten - herstellen zu lassen und in die Länder zu transportieren, brachte der Arbeit einen deutlichen Schub. Mit ein Grund war, dass viele der gesammelten Medikamente nicht den notwendigen Standards entsprachen und zudem durch die Kopien Geld gespart werden konnte.

1974 entstand das erste große Medikamentenlager mit einer Kapazität von 2.000 Quadratmetern. Ende der 90er wurde die Lagerhalle um weitere 2.000 Quadratmeter vergrößert, 2005 eine Niederlassung der mittlerweile als Stiftung eingetragenen action medeor in Tansania gegründet. "Ein wichtiges Ziel ist es, die Partner in den Ländern zu unterstützen, selbst Medikamente herzustellen", so Pastors. Heute arbeiten rund 85 Mitarbeiter haupt- oder ehrenamtlich für das Hilfswerk, das nach eigenen Angaben 53 Projekte in 16 Ländern betreut.

In den vergangenen Jahren sei die Medikamentenhilfe deutlich ausgeweitet worden, so Pastors. Allein seit Ausbruch des Syrien-Konflikts wurden demnach mehr als 160 Tonnen Medikamente in das Bürgerkriegsland und die umliegenden Flüchtlingslager gebracht.

Die Logistik stelle die Helfer aufgrund der unübersichtlichen politischen Lage vor große Herausforderungen. Dennoch werde die Hilfe auch in den kommenden Monaten weitergehen.

Grundsätzlich geht es laut medeor bei den Hilfsprojekten vor allem um eine Basisgesundheitsversorgung. Dazu gehören die Wasserentkeimung, energiereiche Nahrung und Durchfallmittel vor allem für Kleinkinder, aber auch notwendige Malariamedikamente und Tuberkulosemittel.

Im Katastrophenfall kann das Hilfswerk nach eigenen Angaben binnen weniger Stunden aus Deutschland sogenannte Emergency Health Kits versenden. Diese enthalten Antibiotika, Wund- und Verbandsmaterial, Schmerzmittel, Tabletten zur Wasserentkeimung und Mittel gegen Durchfall. Die Zusammensetzung ist durch die Weltgesundheitsorganisation vorgegeben, mit dem Ziel universell einsetzbar zu sein. Im Not- und Katastrophenfall gebe es keine Möglichkeit, sich mit den Helfern vor Ort abzustimmen, so ein Hilfswerksmitarbeiter. Da müsse die Hilfe möglichst schnell und unkompliziert vonstatten gehen.

Ein solches Kit wiegt laut medeor etwa eine Tonne und besteht aus 26 Einzelpaketen. Mit den darin enthaltenen Medikamenten können rund

10.000 Menschen über drei Monate versorgt werden, die Kosten liegen bei 10.000 Euro. Ein Euro helfe einem Menschen drei Monate zu überleben, wirbt die Botschafterin des Hilfswerks, die TV-Moderatorin und Entertainerin Anke Engelke, für die Arbeit von medeor.

Im vergangenen Jahr erhielt das Hilfswerk nach eigenen Angaben 7,9 Millionen Euro Spenden. Mit dem Geld wurden etwa 18.600 Pakete in 100 Länder verschickt. Zusammengerechnet auf die letzten 50 Jahre hat medeor fast 20.000 Tonnen Medikamente und medizinische Hilfsmittel in 140 Ländern gesendet.

 


Quelle:
KNA