Katholische Jury kürt französischen Film

Filmfestspiele Venedig: Große Botschaft

20 Filme konkurrierten dieses Jahr bei den 71. Filmfestspielen in Venedig um den "Goldenen Löwen". Auch die katholische Jury fand einen Preisträger für ihren SIGNIS-Award: Sie zeichnete "Loin des hommes" von David Oelhoffen aus.

71. Internationale Filmfestspiele Venedig: Gewinner Regisseur Roy Andersson (dpa)
71. Internationale Filmfestspiele Venedig: Gewinner Regisseur Roy Andersson / ( dpa )

Die internationale Jury unter dem Vorsitz des Filmkomponisten Alexandre Desplat, der unter anderen auch der deutsche Regisseur Philip Gröning angehörte, kürte zum Abschluss am Wochenende ihre Favoriten. Die Hauptauszeichnung, der "Goldene Löwe", ging an "A Pigeon Sat On a Branch Reflecting On Existence" des Schweden Roy Andersson.

Vom Historiendrama bis zum Dokumentarfilm

Das Spektrum der am Samstagabend beendeten 71. "Mostra internazionale d'arte cinematografica" reichte vom epischen historischen Drama bis zum spröden Dokumentarfilm, von einer komödiantischen Hommage an Charlie Chaplin bis zum Splatter-Kriegsfilm. Aus einem Wettbewerb auf insgesamt hohem Niveau wählte die internationale Jury mit Roy Anderssons Film einen Gewinner, der durch eine ganz besondere künstlerische Handschrift besticht. Der Streifen mit dem wunderlichen Titel "A Pigeon Sat On a Branch Reflecting On Existence" schließt seine Trilogie des "Lebens" ab.

Wie die Vorgängerfilme "Songs from the Second Floor" und "You, the Living" ist auch Anderssons neues Werk eine eigenwillige Mischung zwischen Kino und absurdem Theater: In Kulissen aus verblichenen Pastell- und Beigetönen entfalten sich rund um blass geschminkte Protagonisten kleine und große menschliche Tragödien. Diese werden von der Kamera in lakonischer Ruhe registriert und zu einem schwarzhumorigen, melancholischen Kaleidoskop bürgerlichen Lebens verdichtet: Da geht es um den Tod und um das Begehren, um Beruf und Familie, um den König und die Armee und immer wieder um das liebe Geld, das leider stets zu knapp ist und über das sogar die titelgebende Taube auf ihrem Ast nachgrübeln muss.

Neben Filmkunst auch Spiritualität im Fokus

Die international besetzte katholische Jury nahm für ihren Preis das Wettbewerbsprogramm nicht nur nach filmkünstlerischen Qualitäten, sondern auch nach ethischen und spirituellen Dimensionen unter die Lupe. So fiel die Wahl auf den französischen Film «Loin des hommes» von Regisseur David Oelhoffen. Der Film erzählt eine klassische, in kargen Wüstenkulissen inszenierte Abenteuergeschichte: Im Algerien des Jahres 1954, mitten im ausbrechenden Unabhängigkeitskrieg, soll ein Europäer - gespielt von Hollywoodstar Viggo Mortensen - einen algerischen Gefangenen an die Behörden in der nächstgrößeren Stadt überstellen. Auf der gefahrvollen Reise dorthin entwickelt sich zwischen den beiden Männern jedoch immer mehr Verständnis füreinander. Schließlich erwächst daraus sogar eine Freundschaft.

Dabei geht es in der auf einer Erzählung von Albert Camus beruhenden Geschichte nicht nur um reines Spannungskino, sondern um ein Bekenntnis zu einem bedingungslosen Humanismus. Anhand der beiden unterschiedlichen Hauptfiguren erzählt der Film von den Möglichkeiten eines interkulturellen und interreligiösen Dialogs. Er fordert die Unverletzbarkeit von Menschenrechten auch in Kriegszeiten ein und stellt der um sich greifenden Gewalt Tugenden wie Respekt und Opferbereitschaft entgegen. Eine mehr als aktuelle Botschaft, wie der Blick auf die vielen Krisenherde der Welt beweist.

Von Felicitas Kleiner


71. Internationale Filmfestspiele in Venedig mit Wahrzeichen (dpa)
71. Internationale Filmfestspiele in Venedig mit Wahrzeichen / ( dpa )
Quelle:
KNA