Wie katholische Soldaten mit ihrem Glauben umgehen

Am Ende zählt das Gewissen

Spätestens seit dem Einsatz in Afghanistan kämpfen immer mehr deutsche Soldaten im Ausland. Manche von ihnen sind katholisch geprägt, und stehen allzu oft vor Gewissensfragen.  Wie sie damit umgehen erklärt Oberstleutnant Thomas Aßmuth im Interview.

Deutsche Soldaten im Auslandseinsatz (dpa)
Deutsche Soldaten im Auslandseinsatz / ( dpa )

domradio.de: Wie geht der Soldat im Auslandseinsatz mit dem Gebot der Feindesliebe um?

Thomas Aßmuth (Oberstleutnant und Vorsitzender des Katholikenrates): Versöhnung ist nur dann möglich, wenn man aus der christlichen Tradition heraus auch den Gegner als Menschen betrachtet. Das Schlimmste ist das Sähen und die Weiterverbreitung von Hass und die Herabstufung des Gegners auf eine niedere Ebene.

domradio.de: Wie verhalte ich mich da als katholischer Soldat - was zählt mehr, der Gehorsam oder das Gewissen? Kommt man da manchmal auch in einen inneren Konflikt zwischen Gehorsam und Gewissen?

Aßmuth: Mit Sicherheit. Im Endeffekt zählt für uns als katholische Soldaten das Gewissen. Da ist für uns die Grenze. Wenn das Gewissen sagt, an einer Stelle ist Schluss, dann muss man so konsequent sein.

domradio.de: Ist das Gebot der Feindesliebe nicht ein theoretisches, weil in der Praxis untaugliches Gebot?

Aßmuth: Das ist ein Problem. Aber auch das ist eine christliche Tradition, dass man eben nicht mit denselben Mitteln antwortet, wie der Gegner. Wir sind aber der festen Überzeugung, dass in der aktuellen Situation im Irak der Einsatz von militärischer Gewalt als Ultima Ratio, als letztes Mittel, um so etwas zu stoppen, absolut notwendig ist.

domradio.de: Und das kann man dann auch mit dem Gewissen vereinbaren?

Aßmuth: Ja, aus unserer Sicht schon. Der Schutz des menschlichen Lebens steht in diesem Moment über dem Verbot des Tötens. Wir haben auch mit dem Bischof aus Mossul darüber gesprochen. Und wir sind zu der Überzeugung gekommen, dass man in diesem Fall nicht lange diskutieren sollte und auch das nicht aufschieben kann, weil ansonsten Fakten geschaffen werden. Diese Gewalt dort ist so ausufernd und furchtbar, dass ein sofortiges Handeln nötig ist. Wenn man da jetzt noch ein halbes Jahr drüber diskutiert, dann hat sich das Problem durch Vertreibung und Ausrottung erledigt.

Das Gespräch führte Matthias Friebe.


Quelle:
DR