Vorwürfe gegen privaten Heimbetreiber

Misshandlungen von Flüchtlingen

In nordrhein-westfälischen Flüchtlingsheimen soll es nach einem Bericht des WDR zu gewalttätigen Übergriffen des Wachdienstes gekommen sein. Für die Fälle in Essen und Burbach soll die Firma European Homecare verantwortlich sein.

Flüchtlingsheim in Burbach (dpa)
Flüchtlingsheim in Burbach / ( dpa )

Asylbewerber aus einem Flüchtlingsheim in Essen berichten am Sonntagabend im WDR-Magazin Westpol (19.30 Uhr) von Prügelattacken und Demütigungen. Westpol liegt außerdem ein ärztliches Attest eines Flüchtlings vor, in dem Verletzungen dokumentiert werden.

Auch in einer Unterkunft in Burbach soll es laut Magazin zu Übergriffen des Wachdienstes auf Flüchtlinge gekommen sein. Beide Flüchtlingsunterkünfte werden von der Firma European Homecare betrieben. Das Unternehmen ist einer der größten Betreiber von Flüchtlingsunterkünften in Deutschland. Allein in Nordrhein-Westfalen betreibt es sechs der zentralen landesweiten Erstaufnahmeeinrichtungen.

European Homecare hält sich nach Westpol-Recherchen außerdem nicht an die vom Land geforderten und vertraglich vereinbarten Standards für den Betrieb von Flüchtlingswohnheimen. In der Erstaufnahmeeinrichtung in Schöppingen gebe es zu wenig qualifiziertes Personal. Es fehle an Psychologen, Erziehern und Sozialpädagogen.

Missstände werden hingenommen

Das räumt European Homecare laut dem Vorabbericht selbst gegenüber Westpol ein und verweist auf den Anstieg der Flüchtlingszahlen. Auf die Frage, ob European Homecare die vorgeschrieben Standards und den Personalschlüssel im Moment einhalten kann, antwortet Renate Walkenhorst, Pressesprecherin von European Homecare, gegenüber Westpol: "Nein, klares Nein. In dieser Notsituation können wir das nicht."

Die Aufsicht über die landesweiten Flüchtlingsunterkünfte hat die Bezirksregierung Arnsberg. Der stellvertretende Behördenleiter Volker Milk räumt die Vertragsverletzungen durch European Homecare gegenüber Westpol ein. Dass das Land nicht einschreitet, begründet er so: "Wir sind im Moment sehr froh, dass uns alle Hilfsorganisationen und auch der private Betreiber European Homecare nach ihren besten Kräften unterstützen und es ermöglichen, dass die Menschen nicht in die Obdachlosigkeit geraten. Vor diesem Hintergrund bin ich nicht der Meinung, dass wir im Moment die Standards diskutieren sollten."

Jäger fordert harte Strafen

Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) hat eine zügige Aufklärung der gewalttätigen Übergriffe gefordert. "Wir dulden keine Gewalt gegen Asylsuchende. Wer Menschen in Not bedroht und schikaniert, muss hart bestraft werden", sagte Jäger am Sonntag laut Mitteilung.

Für gewalttätige Rassisten dürfe in den Sicherheitsfirmen kein Platz sein, verlangte Jäger. "Gegen Sicherheitsunternehmen, die Geld für den Schutz unserer Unterkünfte kassieren und Kriminelle anheuern, werden wir hart vorgehen." Es sei deshalb richtig, dass die Bezirksregierung Arnsberg sofort veranlasst habe, den Sicherheitsdienst von seinen Aufgaben zu entbinden.


Quelle:
KNA , dpa