Die Frage nach seiner Kompetenz wirft Kölns Weihbischof Dominikus Schwaderlapp selbst auf Seite zwei auf. Als zölibatär lebender katholischer Geistlicher hat er einen "Ehe-Check" im praktischen Pocket-Format herausgegeben - und begründet, warum er sich sehr wohl als Autor für diesen Themenbereich eignet. Schließlich sei er selbst in einer Familie groß geworden. Und viele Anregungen verdanke er Begegnungen mit Braut- und Ehepaaren in seinen 21 Priesterjahren. "Immer wieder Ja!" - so der Titel - basiert überdies auf der Ansicht, dass "die zölibatäre Lebensform in vielen Grunddaten gar nicht so verschieden von der Ehe" sei. Denn in beiden Lebensformen sei die Motivation Liebe und Hingabe.
Das Gift des Schweigens
In den praktischen Empfehlungen kann Schwaderlapp durchaus mit der einschlägigen Ratgeber-Literatur mithalten. "Die Kunst, sich zu streiten" - ist etwa ein Kapitel überschrieben, das zur Auseinandersetzung ermuntert - "lösungsorientiert und möglichst beherrscht". Denn: "Für die Ehe ist eine 'Schweigespirale' Gift." Kommunikation dagegen alles. Und der 47-Jährige berichtet von einem Paar, das jedes Jahr mit dem Auto nach Portugal aufbricht. "Nirgends sonst im Jahr habe ich die Gelegenheit, bei der Hin- und Rückfahrt jeweils zwei Tage neben meiner Frau zu sitzen", zitiert Schwaderlapp den Ehemann.
"Alltäglich gelebte Treue"
Gar nicht gut findet der Geistliche, wenn alle Aufmerksamkeit und Liebe sich nur noch auf Sohn oder Tochter konzentrieren und der Partner leer ausgeht. Bei aller Zuwendung zum Nachwuchs müsse in einer Beziehung klar sein, dass "Eheleute füreinander die Nummer 1 bleiben". Und das kann heißen, sich einmal zu fragen, was dem Liebsten denn Freude macht: ein Spaziergang, ein Kinobesuch, und und und...
Die gebotene Loyalität der Eheleute zueinander verbietet es für Schwaderlapp auch, übereinander abfällige Bemerkungen zu machen - etwa im Kreis der Herrenmannschaft oder beim Frauenabend des Kegelclubs. Den einen oder anderen mag überraschen, dass der Weihbischof den Austausch von Zärtlichkeiten anmahnt - für ihn "keineswegs etwas rein Äußerliches, sondern Verwirklichung einer alltäglich gelebten Treue".
Die Treue. In diesem Wort verdichtet sich das Kernanliegen Schwaderlapps - und damit der Unterschied zu anderen Eheratgebern.
Achtsamkeit und Zärtlichkeit
Denn sein Buch will einen Beitrag dazu leisten, eine Beziehung entsprechend dem katholischen Eheverständnis lebenslang zu leben - eingebettet in ein intensives Glaubens- und Gebetsleben. Diesem Ziel dienen auch die Ehe-Check-Fragen am Ende eines jeweiligen Kapitels.
"Inwieweit lasse ich zu, mich korrigieren zu lassen?", heißt es an einer Stelle. Und: "In welcher Tonart korrigiere ich?"
Auch den Bereich Sexualität, das "Medium, Liebe und Leben weiterzugeben", spart Schwaderlapp nicht aus - und fordert zu Achtsamkeit auf. "Haben Sie eine Sensibilität dafür, wie viel Zärtlichkeit und geschlechtliches Miteinander ich meinem Ehepartner/meiner Ehepartnerin 'zumuten' darf?", lautet eine Gewissensfrage. Und er zitiert die Ehefrau, die sich nach Zärtlichkeit sehnte, der Mann aber immer nur "das Eine" wollte.
Wie in anderen Schriften und Medien wirbt Schwaderlapp auch in seinem Eheratgeber für ein Leben ganz nach der katholischen Morallehre über Sexualität - ohne Verhütungsmittel wie Pille oder Kondome. "Ich sage Ja zu Dir mit deiner Fruchtbarkeit und richte mein Leben danach ein - auch wenn dies Enthaltsamkeit von Dir erfordert", versucht er zu überzeugen. Ob das ankommt? Die Vatikan-Umfrage unter Katholiken zur Familiensynode im Oktober ergab jedenfalls, dass die Mehrheit eine ganz andere Sicht zu diesem Thema vertritt.