Hape Kerkeling (49), Komödiant und Autor, verfügt nach eigenen Worten über ein "gesundes Gottvertrauen". Das habe ihm geholfen, sich in den 30 Jahren, die er seinen Unterhaltungsjob macht, auch seine Freiheiten zu nehmen, sagte Kerkeling dem in Hamburg erscheinenden Magazin "stern". Er habe keine Kompromisse gemacht, sondern sich zeitweise lieber mit Auftritten auf Schützenfesten und in Diskotheken über Wasser gehalten. Der aus einer katholischen Familie stammende Entertainer vermutet, dass ihm dieses religiöse Urvertrauen in die Wiege gelegt worden sein könnte. Es sei zwar nicht konstant da, habe ihn aber durch sein Leben begleitet.
"Ich bin dann mal weg"
Sein Pilgern auf dem Jakobsweg, worüber er den 4,8 Millionen Mal verkauften Bestseller «Ich bin dann mal weg» schrieb, habe alles verändert, erzählt Kerkeling. "Ich hatte nach einigen Hundert-Pilger-Kilometern das starke Gefühl, physisch und psychisch leergelaufen zu sein." Das habe dann die Möglichkeit geboten, "dass diese Leere mit etwas Neuem gefüllt werden konnte, mit etwas, das ich bis dahin nicht gekannt hatte". Er habe das als "mystischen Vorgang" empfunden.
Barmherzig mit sich selbst
Dieses Neue würde er "Gott oder das Göttliche" nennen, sagte der Künstler. Im Nachhinein denke er aber, dass das jeden Tag im Leben eines jeden Menschen passiere, ohne dass man sich dessen bewusst sei. "Das kann ein befreiendes Lachen sein, das kann aber auch der Moment sein, in dem man, ohne darauf vorbereitet zu sein, zu Tränen gerührt ist." Damit verbunden sei für ihn auch das Gefühl gewesen, mit sich selbst barmherzig umzugehen. Im Laufe der Jahre habe sich das zwar ein bisschen wieder verloren, doch nun sei er dabei, genau das wieder zurückzugewinnen.
Horst Schlämmer und der Jakobsweg
Insgesamt habe der Jakobsweg eine sehr starke Wirkung auf ihn gehabt, betonte Kerkeling. Ohne den Jakobsweg gäbe es auch "Horst Schlämmer" nicht. Die Figur sei plötzlich sehr klar und unmissverständlich vor seinem geistigen Auge gestanden. Auf seiner Pilgerschaft habe er am Ende Santiago de Compostela erreicht, genauso zielstrebig sei es ihm auch darum gegangen, diese Figur auf die Bühne zu bringen.
Outing im Kloster
Auf sein Schwulsein angeprochen, sagte Kerkeling, für seine Familie sei dies nie ein Problem gewesen. Rückhalt habe er auch bei seiner Klostertante Lisbeth, genannt Schwester Mafaldis, gefunden. Nachdem Rosa von Praunheim den Komödianten im TV geoutet hatte, erhielt Kerkeling einen Anruf seiner Tante, mit der Bitte ihn treffen zu wollen. Im Kloster habe er ihr dann bei Kaffee und Kuchen erklären sollen, was schwul sein denn bedeute, weil sie mit dem Begriff nichts anzufangen gewusst habe. Auf seine Erklärungen hin, wie er denke und wie er fühle, sei die Ordensfrau sehr locker damit umgegangen und habe Verständnis gezeigt.