"Es geht darum, an die eigenen Grenzen zu gehen, auch auf geistige Art und Weise, und sich damit zu konfrontieren, was meine Art zu glauben ist", erklärt Läufer Felix Geyer (28) aus dem Vorbereitungsteam. Insgesamt 81 junge Männer wollen die Fackel mit Gebetsanliegen vom italienischen Wallfahrtsort Valle di Pompeji bis nach Schönstatt, dem Gründungsort der Bewegung in Vallendar bei Koblenz, tragen. Zuvor ließen sie ihre Fackel bei der Papstaudienz in Rom segnen.
Fackel-Team aus 13 Ländern
Die Männer kommen aus 13 verschiedenen Ländern, darunter Argentinien, Paraguay, aber auch Ungarn und Tschechien. Die meisten von ihnen kommen aber aus Deutschland, so wie Student Felix Geyer. Der Fackellauf symbolisiere eine lebendige und dynamische Kirche. "All das, was wir sein wollen und wo wir auch noch viel Potenzial drin sehen, dass daraus noch mehr wächst", sagt Geyer, der Schönstatt-Pater werden möchte.
Der Pallottinerpater Josef Kentenich (1885-1968) gründete 1914 die katholische Schönstatt Bewegung. In der Gründungsurkunde erwähnt Kentenich auch den Wallfahrtsort Valle di Pompeji. Der Anwalt Bartolo Longo hatte hier soziale Projekte ins Leben gerufen. Papst Johannes Paul II. hatte Longo am 26. Oktober 1980 seliggesprochen. Grund genug für die jungen Männer, von diesem Inspirationsort ihren Lauf zu starten.
Nach fünf Kilometern Läuferwechsel
Mit der vom Papst entzündeten Fackel machen sich die Läufer auf den Weg, im Schnitt über 200 Kilometer jeden Tag. An Rom wieder vorbei geht es entlang der Mittelmeerküste durch die Toskana und die Poebene zunächst Richtung Mailand, dass nach fünf Tagen erreicht wird. Bei dem Fackellauf wechseln sie sich ab, denn jeder soll im Schnitt fünf Kilometer in einer halben Stunde schaffen. "Es werden ca. 60 Leute am Tag laufen, jeder so fünf bis 7 Kilometer, je nachdem wieviel einer auch schafft, ein anderer wird ihn auf dem Fahrrad begleiten, so dass ein Läufer nie ganz alleine ist", erklärt Felix Geyer.
Dahinter steckt eine ausgefeilte Logistik. Die Läufer, die Pause haben, werden mit sogenannten Läuferbussen die Strecke mitfahren. Ausgerüstet sind die Läufer mit speziellen Fackellauf-Shirts und Jacken. Schon seit Monaten machen sich die Organisatoren Gedanken um viele Kleinigkeiten.
Läufer tragen Gebetsanliegen mit sich
Der Fackellauf soll aber mehr sein als nur ein sportlicher Beitrag zum Jubiläum, nämlich auch eine spirituelle Erfahrung. Im Gepäck haben die Läufer Gebetsanliegen, die sie zuvor von Gläubigen per Mail oder Brief zugeschickt bekommen haben. Während ihres Laufs wollen die Fackelträger dann für jedes einzelne Anliegen beten. Auch das gehöre für die Läufer dazu, sagt Felix Geyer. "Bei einigen Anliegen hat´s mir den Atem verschlagen, wo es um richtig heftige Dinge geht", erinnert sich das Schönstatt-Mitglied. So habe beispielweise eine Frau über die Vergewaltigung ihrer Tochter geschrieben. In anderen Briefen gehe es um existenzielle Sorgen und Trauer.
"Eine junge Generation, die es ernst meint"
Pater Heinrich Walter, Vorsitzender des internationalen Generalpräsidiums der Schönstatt-Bewegung, sieht den Fackellauf als "Symbol der Identität einer jungen Generation, die es ernst meint". Es sei ein Glücksfall für eine Bewegung, die 100 Jahre alt wird. Denn Idealismus, Wagemut und die Entschiedenheit der Jugendlichen zeigten, dass man ihnen "getrost den Staffelstab für die nächste Phase der Entwicklung der Bewegung übergeben kann".
Ein Maschinenbaustudent aus der Gruppe hat die Fackel eigens entwickelt und getestet - Regen und Fahrtwind können der Flamme nichts anhaben. Rund zwei Jahre lang haben die Männer ihr Projekt vorbereitet. Aus einem früheren Fackellauf wissen sie, wie viel Arbeit, Geld und Zeit so etwas kostet. Unterstützung kommt auch von vielen Spendern - die Kosten von 53.000 Euro können die Teilnehmer nicht alleine stemmen. Großzügige finanzielle Hilfe ermöglicht es, dass zumindest einige Laufbegeisterte aus Übersee mitmachen können.
Fackelläufer aus Argentinien
Aus Argentinien machen sich Jose Escobar und Mariano Fassi auf den Weg nach Rom. "Wir sind stellvertretend für alle Argentinier da", sagen sie. Denn für viele ist es in der wirtschaftlich angespannten Zeit einfach nicht möglich, die teure Reise zum Fackellauf und dem Jubiläum zu machen. Auch wenn es einem Teilnehmer so wichtig war, dass er für die Reisekosten sein Auto verkauft hat. Für Adam Marky (27) aus Ungarn war sofort klar: "Da mache ich mit." Das Medizinstudium und die Arbeit als Rettungssanitäter lässt er dafür gerne ruhen.
Wenn sich die Läufer am 14. Oktober in Mailand auf den Weg zur 6. Etappe machen, steht der härteste Tag an. Es geht über die Alpen. Der höchste Punkt ist der berühmte Gotthardpass auf über 2100 Metern. Die aufregendste Etappe für die jungen Männer, ein Tag, an dem wirklich alle Läufer am Start sein werden. "Alle sind zusammen, auch die in den Läuferbussen und dann sind wir irgendwann oben - auf diesen Moment freue ich mich riesig", sagt Felix Geyer.
Erster Etappenort in Deutschland ist Freiburg
Vom höchsten Punkt der Strecke geht es dann durch die Schweiz und am Vierwaldstätter See vorbei. Erster Etappenort in Deutschland wird dann Freiburg sein. Zu diesem Zeitpunkt liegen schon gut 1400 Kilometer hinter den Läufern, eine enorme sportliche Herausforderung, die durch Wetterkapriolen noch erschwert werden könnte. "Da werden einige Muskeln mehr hergeben, als es normal der Fall ist", glaubt Felix Geyer.
Die letzten zwei Etappen bilden schon die Zielgerade. Den Rhein entlang über Kehl und Karlsruhe zur letzten Station Speyer. Von dort aus schließlich über Alzey, Bingen und Koblenz bis nach Schönstatt. Erwartet wird die Fackel am Vorabend des großen Jubiläumstages. Zu diesem Zeitpunkt werden einige Tausend Menschen bereits zu einer Vigil, einer Nachtwache versammelt sein. Felix Geyer hat diesen Moment schon vor Augen: "Eine besinnliche Stimmung, aber auch eine, die eine gewisse Erwartung schon ausdrückt und in die Dunkelheit hinein, kommt diese Fackel, kommen die leuchtend roten Läufer. Ich freue mich auf diesen Moment."