Es gehe nicht nur darum, den Anspruch der Terroristen auf Bildung eines "Kalifats" in Syrien und Irak zurückzuweisen, sagte Parolin der Vatikanzeitung "Osservatore Romano" (Samstag). Vielmehr müssten die islamischen Führer "in umfassenderer Weise die menschenunwürdigen Taten, die von den Extremisten verübt werden, verurteilen, etwa die Tötung von Menschen nur wegen ihrer Religionszugehörigkeit".
Islamische, jüdische und christliche Vertreter können und müssen nach Ansicht Parolins eine fundamentale Rolle für den Dialog zwischen den Religionen und Kulturen spielen. Niemand dürfe die Religion instrumentalisieren, um Gewalt zu rechtfertigen. Ein Töten im Namen Gottes sei ein Sakrileg. "Welche Glaubwürdigkeit haben die Religionen, ihre Anhänger und Häupter andernfalls?", so der Kardinalstaatssekretär. "Welche Glaubwürdigkeit könnte der interreligiöse Dialog dann noch haben, der in den vergangenen Jahren gesucht wurde?"
Parolin äußerte sich mit Blick auf das Konsistorium, das Papst Franziskus am 20. Oktober zur Eskalation im Nahen Osten einberufen hat. Dabei werden die in Rom anwesenden Kardinäle gemeinsam mit den Patriarchen der katholischen Ostkirchen über die Lage und über mögliche Wege zu einem Ende der Gewalt beraten.