Jaron Lanier (54), US-Internetpionier, warnt vor einer Überhöhung des digitalen Wandels. Lanier, der am Sonntag in Frankfurt den mit 25.000 Euro dotierten Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhielt, plädierte in seiner Dankesrede für einen "neuen Humanismus". Dieser müsse sich durch den Glauben an den Menschen und eine Skepsis gegenüber künstlicher Intelligenz auszeichnen. "Ohne Menschen sind Computer Raumwärmer, die Muster erzeugen."
Der Publizist warb für eine offene Debatte über die Chancen und Risiken der Digitalisierung. "Wenn wir nur zugeben würden, dass immer noch Menschen gebraucht werden, um die Big Data herzustellen, und wenn wir willens wären, unsere Fantasien von künstlicher Intelligenz zu zügeln, dann könnten wir vielleicht ein neues Wirtschaftsmuster erschaffen."
Der Präsident des Europaparlaments, Martin Schulz, sagte in seiner Laudatio, Lanier erhalte den Preis stellvertretend für alle, die die wichtige Debatte über die digitale Zukunft führten. Es gebe keine Trennung zwischen analoger und digitaler Welt, so der SPD-Politiker. "Bei fast allen sogenannten Netz-Fragen geht es im Wesentlichen um gesellschaftspolitische Fragen, die wir schon in der analogen Welt kannten."
Deshalb, so Schulze weiter, sollten über diese Fragen nicht nur technische Experten befinden. Andernfalls käme es zu einer Herrschaft der Ingenieure und Mathematiker. "Das wäre dann sicher keine Demokratie mehr."
Die Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels in der Paulskirche bildet traditionell einen Höhepunkt der Frankfurter Buchmesse, die am Sonntag endete. An dem vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels organisierten weltgrößten Treffen der Branche in der Messestadt am Main beteiligten sich in diesem Jahr rund 7.300 Aussteller aus 100 Ländern.