Zurzeit leben in Köln etwa 4.000 Flüchtlinge - und allein in diesem Jahr hat die Stadt für 1.000 Menschen neue Unterkünfte geschaffen. Das reicht aber bei weitem nicht. Denn schon in den nächsten fünf Monaten werden weitere 1.500 Flüchtlinge erwartet. Überdies sind die meisten Plätze für Flüchtlinge in Köln nur Notunterkünfte. Gut, wenn sie fürs erste ein Dach über dem Kopf haben. Aber für längere Zeit - zumal im Winter - sind sie nicht gedacht.
Übervolle Unterkünfte
Die Stadt wirkt mit der aktuellen Situation überfordert: So drängen sich in einer Unterkunft in der Herkulesstraße, die einst für 80 Menschen geplant wurde, heute rund 700 Personen. In einem Zimmer dort müssen bis zu zehn Menschen miteinander auskommen. Und im Stadtteil Porz soll sogar ein leerstehender Baumarkt zur Flüchtlingsunterkunft umgebaut werden - mit Betonboden, ohne Tageslicht und ohne Trennwände. Auch in Hotels sind Flüchtlinge untergebracht - alles Zimmer, die sich nicht für ein Wohnen auf Dauer eignen.
Suche nach Grundstücken
Die katholische und die evangelische Kirche in Köln lässt das nicht ruhen. Sie wollen den Anstrengungen der Stadt nun nicht mehr länger tatenlos zusehen und entwickeln selbst Möglichkeiten, um Flüchtlinge aufzunehmen. "Wir suchen derzeit Grundstücke, damit wir neue Flüchtlingsunterkünfte bauen können", erklärt Stadtdechant Robert Kleine am Freitag vor Journalisten in der Stadt am Rhein. Darauf sollen Containerwohnungen entstehen, die jedoch eine normale Wohnatmosphäre hätten und nicht nur eine Übergangslösung seien.
Umbau des Klarissenklosters
Bis zu 2.400 Menschen könnten dort einen Wohnplatz finden, so Kleine. Zudem solle das ehemalige Klarissenkloster in Köln-Kalk zu Flüchtlingswohnungen umgebaut werden und damit 100 Menschen Platz bieten. Das Projekt werde derzeit allerdings vom Denkmalschutz blockiert. Die Caritas möchte der Stadt ein Grundstück in Kalk für Flüchtlingsunterkünfte zur Verfügung stellen. Auch die evangelische Kirche hat Pläne: Sie will das ehemalige Diakoniegebäude in der Brandenburgerstraße für Flüchtlinge herrichten.
Vermittlung in Privatwohnungen
Die katholische Kirche in Köln hat nach eigenen Angaben seit Oktober 2011 bereits 100 Asylbewerber in Privatwohnungen vermittelt. Zudem habe die Kirchengemeinde in Ehrenfeld fünf Wohnungen für Unterkünfte hergerichtet. Und der neue Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki biete persönlich vier weitere Wohnungen in den Stadtteilen Köln-Sülz, Lindenthal und in der Altstadt an.
An diesen Beispielen sehe man, dass die Kirchen vor allem nachhaltig handeln wollen, erklärt der Kölner Stadtsuperintendent Rolf Domning. So sollen Wohnungen geschaffen werden, in denen Menschen sich für längere Zeit einrichten können. Denn nur so könne auch Integration gelingen. Dabei komme es vor allem darauf an, dass die Bevölkerung auf die Flüchtlinge zugeht. Domning berichtet von positiven Ansätzen: "Wir stellen fest, dass sich die Stadtteile sehr gut vernetzen und damit eine sehr große Bereitschaft in der Bevölkerung besteht, den Flüchtlingen zu helfen."
Gemeinden in der Pflicht
Auch Jost Mazuch, evangelischer Pfarrer in Klettenberg und Sülz, sieht sich und seine Gemeinde selbst in der Pflicht. Energisch setzt er sich für einen "Masterplan" ein: "Kirchengemeinden müssen aus Nächstenliebe ihre Räume zur Verfügung stellen." Denn wer nach Deutschland fliehe, habe ein Recht auf ein menschenwürdiges Leben. Gemeinden und Privatpersonen hätten es letztlich selbst in der Hand. Sie entschieden darüber, ob sie ihre liebgewonnenen Immobilien an Menschen aus fremden Ländern abgeben - oder nicht.