In der Abstimmung über den Abschlusstext verfehlten die betreffenden Passagen des Textes am Samstag die erforderliche Zweidrittelmehrheit und erhielten jeweils nur eine absolute Mehrheit. Die ungewöhnliche Veröffentlichung der Abstimmungsergebnisse erfolgte nach vatikanischen Angaben auf ausdrücklichen Wunsch von Papst Franziskus.
Der Leiter des vatikanischen Presseamtes, Federico Lombardi, stellte am Samstagabend klar, dass es sich bei dem Dokument nicht um eine lehramtliche Äußerung handele, sondern lediglich um ein Arbeitspapier für die weitere Debatte und die Vorbereitung der zweiten Bischofssynode zu diesem Thema im Herbst 2015.
Ermutigung zur Diskussion
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, zog eine trotz Abstrichen positive Gesamtbilanz der Bischofssynode. Der Abschlusstext sei eine Ermutigung, "weiter zu diskutieren und voranzugehen", sagte Marx am Samstagabend vor Journalisten in Rom.
Erstmals seit Jahrzehnten habe es eine offene Debatte über drängende Fragen zum Thema Ehe, Familie und Sexualität gegeben, und der Text enthalte "viele positive Elemente". Mit Blick auf die teils sehr kontroversen Diskussionen vor und während der Synode räumte der Kardinal ein, manches sei "nicht erquicklich" gewesen. Entscheidend sei aber der gemeinsame Weg sowie die Tatsache, dass der Papst als Garant der Einheit der Kirche diesen Weg ermutigt habe.
Papst warnt vor falscher Barmherzigkeit
Papst Franziskus warnte in seiner Schlussrede vor der Synode gleichermaßen vor einer "feindlichen Erstarrung" wie vor einer "falschen Barmherzigkeit" in der katholischen Kirche. Ihr Weg dürfe weder jener der "Traditionalisten" sein, die sich "im Geschriebenen einschließen und sich nicht von Gott überraschen lassen wollen", noch jener der Progressiven und Liberalen, die im Namen einer "falschen Barmherzigkeit" Wunden verbänden, "ohne sie zuvor zu pflegen und zu behandeln", so der Papst.
Zugleich lobte Franziskus Streitkultur und Offenheit der Bischofssynode: "Ich persönlich wäre sehr besorgt und betrübt, hätte es diese Versuchungen und diese emotionalen Diskussionen nicht gegeben".
Absatz über Homosexualität abgelehnt
In dem abgelehnten Absatz über Homosexualität heißt es unter anderem, dass gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften nicht einer Analogie zur Ehe gesehen werden dürften. Zugleich wird darin gefordert, Personen mit homosexueller Veranlagung mit "Achtung, Mitleid und Takt" zu behandeln und eine "ungerechte Diskriminierung" zu vermeiden.
Im Wesentlichen zitiert der betreffende Absatz eine frühere Äußerung der vatikanischen Glaubenskongregation. Der Absatz verfehlte die erforderliche Zweidrittelmehrheit der 183 anwesenden Bischöfe und Kardinälen nur um wenige Stimmen. Die Motive für eine Ablehnung blieben unklar.
Passage zu Zweitehen eventuell nochmal geprüft
Über wiederverheiratete Geschiedene heißt es in dem Textvorschlag unter anderem, dass eine Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion unter bestimmten Voraussetzungen weiter geprüft werden solle.