Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat die Rolle der Kirchen beim Umsturz in der DDR gewürdigt. "Die Kirchen in der DDR waren gezwungen, in eigener Verantwortung ihren Weg zu gehen: Zu keiner Zeit waren sie fremdbestimmt oder ferngelenkt aus der Bundesrepublik", sagt Marx nach einer am Samstag verbreiteten Mitteilung auf einem Symposium der katholischen Kirche zum Mauerfall. "Vielmehr hat wohl gerade der repressive Charakter der DDR-Kirchenpolitik dazu beigetragen, dass sich unter Protestanten wie Katholiken knorrige Persönlichkeiten herausgebildet haben, die die Position ihrer Kirchen gegenüber dem Staat behaupteten".
In Deutschland sei es vor allem die evangelische Kirche gewesen, der große Verdienste für den gelungenen Wandel zukämen, erklärte Marx weiter. "Zum einen, indem sie Schutzräume für die Opposition eröffnet hat. Zum anderen, indem sie das mühsame Geschäft der Moderation zwischen den Aufbegehrenden und der Staatsmacht auf sich nahm. Und zum dritten, indem sie einen Geist des friedlichen Austrags der Konflikte zu evozieren vermochte".
Kardinal Marx würdigt Beitrag von Johannes Paul II. zum Mauerfall
Mit seiner Unterstützung der Gewerkschaft Solidarnosc in Polen habe er sich als "Genie der politischen und spirituellen Vision" erwiesen, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Samstag in Berlin. Die Entwicklung in Polen habe auch den Kirchen in der DDR "Rückenwind" geben, so Marx.
Klagen, dass die neuen Bundesländer "nicht christlicher geworden" seien, bezeichnete Marx als "kurzatmige Sicht". Es sei Aufgabe der Kirche, sich in kritischen Zeiten "absichtslos" auch für die Menschen zu engagieren, die ihnen nicht angehören. Der Chef des Bundespräsidialamtes, Staatssekretär David Gill, würdigte ebenfalls die von den Kirchen eröffneten Freiräume. Dort hätten Regimekritiker eigene Ideen und Initiativen entwickeln können und gelernt, vor großem Publikum frei zu reden, so der frühere Bürgerrechtler.
Der frühere Erfurter Bischof Joachim Wanke nannte vor allem das Engagement des Mainzer Kardinals Karl Lehmann. Der damalige Vorsitzende der Bischofskonferenz habe nach der friedlichen Revolution immer wieder Mut gemacht und geholfen, die Kirche in beiden Teilen Deutschlands zusammenzuführen. Zudem habe das Zentralkomitee der deutschen Katholiken als höchste Laienvertretung über die Zeit der Teilung hinaus den Christen in Ostdeutschland wichtige Hilfe geleistet.
Berlin feiert den 25. Jahrestag des Mauerfalls
Bereits am ersten Tag des Festwochenendes spazierten Tausende Berliner und Gäste entlang der Lichtinstallation auf dem einstigen Todesstreifen. Besonders im Regierungsviertel waren unzählige Menschen zu Fuß, mit Kinderwagen oder joggend am ehemaligen Grenzverlauf unterwegs. Entlang der am Freitagabend von Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit symbolisch entzündeten "Lichtgrenze" hatten Ausstellungen, Führungen und Entdeckungstouren großen Zulauf.
Seinen Höhepunkt erreicht das Festwochenende am Sonntag mit dem eigentlichen Jahrestag von Mauerfall und Öffnung der innerdeutschen Grenze. Am Samstagabend stand unter anderem ein Konzert des Liedermachers Wolf Biermann im Berliner Ensemble auf dem Programm, der am Freitag im Bundestag aufgetreten war. Bundeskanzlerin Angela Merkel wollte zu dem Konzert unter dem Motto "Nehmt euch die Freiheit, sonst kommt sie nie!" ein Grußwort sprechen.
Vereinzelt kam es zu kleineren Störungen: So wurden in der Nacht zum Samstag Teile der Mauergedenkstätte in der Bernauer Straße von Jugendlichen beschmiert. Aus Friedrichshain-Kreuzberg meldete die Polizei zudem die mutwillige Zerstörung mehrerer Leuchtballons.