Rios Kirche will "surfenden Engel" seligsprechen lassen

"Arzt der Armen"

Er kümmerste sich als Arzt um Rios Obdachlose und kam im Alter von nur 34 Jahren bei einem Surfunfall ums Leben: Rund fünf Jahre nach seinem Tod will Brasiliens Kirche ihren "surfenden Engel" Guido Vidal Franca Schäffer seligsprechen lassen.

WM 2014 (dpa)
WM 2014 / ( dpa )

In Rio de Janeiro verehrt man ihn schon fast wie einen Heiligen. Nun will Brasiliens Kirche nachziehen und ihren "surfenden Engel" Guido Vidal Franca Schäffer seligsprechen lassen. Der Arzt, der sich um Rios Obdachlose kümmerte und nebenher leidenschaftlicher Surfer war, kam 2009 bei einem Wellenritt ums Leben, kurz vor seiner geplanten Priesterweihe. Nun gab der Vatikan grünes Licht für die Einleitung des Seligsprechungsprozesses auf Bistumsebene.

Der "Surfer-Priester", wie man ihn an den Stränden Rios nannte, war gerade mal 34 Jahre alt, als er starb. Mit Freunden feierte er am 1. Mai 2009 den Junggesellenabschied eines Freundes. Man beschloss, am paradiesischen Strand Recreio dos Bandeirantes im westlichen Stadtteil Barra da Tijuca noch eine Runde zu Surfen. Auf dem Brett erlitt Guido einen Krampfanfall, wurde ohnmächtig und ertrank.

Vergleich mit dem heiligen Franz von Assisi

Er habe ihn stets nur "Sao Francisco de Assis Carioca", den "heiligen Franz von Assisi von Rio de Janeiro" genannt, erinnert sich heute der Bischofsvikar Roberto Lopes. "Immer wenn ich über Guido rede, muss ich ihn mit dem heiligen Franz vergleichen. Denn er heilte nicht nur die Körper, sondern auch die Seelen seiner Patienten", so Dom Roberto, der in der Erzdiözese Rio für den Seligsprechungsprozess verantwortlich ist.

Dom Roberto kannte Guido, seit dieser 2008 ins Priesterseminar eintrat. Damals legte der junge Mann gerade die Abschlussprüfung seines Medizinstudiums ab. Als Arzt arbeitete er danach im kirchlichen Krankenhaus "Santa Casa de Misericordia" von Rio, wo er sich hauptsächlich um kranke Obdachlose kümmerte. Seine Kollegen habe er stets ermuntert, sich ohne Bezahlung um die Ärmsten zu kümmern, berichtet der Bischofsvikar.

Arzt der Armen

Solche Aufopferung für die Nächsten hat in Rio zu einem Kult um den toten Surfer geführt. Am 22. jeden Monats kommen viele Menschen an seinem Grab im Stadtteil Botafogo zusammen, um dem "Arzt der Armen" zu gedenken. Guido wurde am 22. Mai 1974 geboren.Im Mai 2014, genau fünf Jahre nach seinem Tod, beantragte die Erzdiözese Rio schließlich die Einleitung des Seligsprechungsprozesses auf erster Ebene. Kurienkardinal Angelo Kardinal Amato, Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse am Heiligen Stuhl, übermittelte der Erzdiözese dieser Tage sein «Nihil obstat»: Nichts spreche dagegen, dass der Prozess eingeleitet wird, so die Botschaft aus dem Vatikan.

Darin wird nun zunächst das heiligmäßige Leben Guidos verifiziert. In einer späteren Stufe wird es an Bischofsvikar Roberto Lopes sein, Belege für ein auf Vermittlung des Verstorbenen gewirktes Wunder zu finden und zu protokolieren. So soll bereits nach Gebet zu dem Arzt eine Ordensfrau von Diabetes geheilt worden und ein an Muskelschwund erkrankter Jungen später wieder gelaufen sein. Und auch Guidos Vater berichtet von Heilkräften seines Sohnes, der ihm während einer Operation an seiner Wirbelsäule erschienen sei. Das Bild des Sohnes habe ihm seine Schmerzen erträglich gemacht, so der 77-Jährige.

Obdachlose schätzten Guidos offenes Ohr

"Als er sechs Jahre alt war, entdeckte ich ihn weinend in seinem Zimmer", erzählt Guidos Mutter Maria Nazareth. Er habe Jesus gesehen, berichtete ihr der Junge damals, und der habe ihm den Auftrag gegeben, sich um die Armen zu kümmern. "Später sagten mir die Obdachlosen", so die Mutter, dass zwar viele Menschen ihnen Essen gäben: "aber nur Guido habe sich zu ihnen gesetzt und ihnen zugehört". Die Lebensgeschichte von Guido Vidal Franca Schäffer ist in Brasilien mittlerweile bereits als Buch erschienen. Der Titel: "O Anjo Surfista" - der surfende Engel.


Quelle:
KNA