Papst mahnt zu mehr Friedensbemühungen

"Weltkrieg in Stücken"

Papst Franziskus hat die internationale Gemeinschaft angesichts der Krisenherde von der Ukraine bis zum Nahen Osten zu stärkeren Friedensbemühungen aufgerufen. Christen müssten besser geschützt werden.

Papst Franziskus  (dpa)
Papst Franziskus / ( dpa )

Es herrsche ein "regelrechter Weltkrieg in Stücken", der sich in den einzelnen Teilen der Erde in verschiedener Intensität zeige, sagte der Papst am Montag vor Diplomaten im Vatikan.

Ursprung der Konflikte sei eine Kultur, die im Mitmenschen nur einen "Untertanen, der zu beherrschen ist", sehe, sagte der Papst beim Neujahrsempfang für die beim Heiligen Stuhl akkreditierten Botschafter. Als Beispiel für die Folgen einer solchen Mentalität nannte er den Anschlag von Paris sowie das Massaker an Kindern in einer Schule in Pakistan.

Vor dem Hintergrund des Anschlags auf die Pariser Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" sagte der Papst, religiöser Fundamentalismus, der schreckliche Massaker verübe, "lehnt Gott selbst ab, indem er ihn zu einem bloßen ideologischen Vorwand macht".

Naher Osten braucht Christen

Franziskus forderte die internationale Gemeinschaft erneut zu "konkreten Initiativen" zum Schutz der verfolgten Christen und anderer Minderheiten im Irak und in Syrien auf. Die religiösen, politischen und geistigen Führer,"insbesondere auf islamischer Seite", rief er auf, jede fundamentalistische und extremistische Interpretation der Religion zu verurteilen. Die Staatengemeinschaft müsse geschlossen handeln, um die Ausbreitung "ungerechten Aggression" zu stoppen. Dies müsse im Einklang mit dem Völkerrecht geschehen. "Ein Naher Osten ohne Christen wäre entstellt und verstümmelt", so der Papst.

Zugleich forderte Franziskus die Konfliktparteien in der Ukraine zur Anerkennung des Völkerrechts und zum Dialog auf. Im israelisch-palästinensischen Konflikt verlangte Franziskus eine Wiederaufnahme der Verhandlungen mit dem Ziel einer Zweistaatenlösung. Er äußerte sich auch besorgt über die Situation in Libyen, in der Zentralafrikanischen Republik, im Kongo und im Südsudan.

Gewalt gegen Frauen stoppen

Franziskus prangerte Massenvergewaltigungen in bewaffneten Konflikten an. Diese seien eine "äußerst schwerwiegende Beleidigung der Würde der Frau". Die Frauen würden dadurch nicht nur körperlich verletzt, sondern auch seelisch. Viele Opfer hätten Traumata, die nur schwer zu heilen seien. Leider gebe es auch dort, wo keine Kriege herrschten, häufig Gewalt gegen Frauen, beklagte der Papst.

Franziskus begrüßte den Willen der Vereinigten Staaten, das Gefangenenlager im kubanischen Guantanamo endgültig zu schließen. Im Blick auf Flüchtlinge weltweit rief der Papst zu einer "Lösung der humanitären Probleme" auf. Die internationale Gemeinschaft müsse auch die soziale und wirtschaftliche Entwicklung in den Herkunftsländern der Flüchtlinge fördern.


Quelle:
KNA , epd