"Ein orthodoxes Aggiornamento ist nicht in Sicht", sagte das Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Metropolie am Freitagabend in Berlin in Anspielung auf das Zweite Vatikanische Konzil (1962 - 1965) der katholischen Kirche.
Der von Papst Johannes XXIII. (1958-1963) geprägte Begriff "Aggiornamento" leitet sich vom italienischen "giorno" (Tag) ab und bedeutet etwa "Auf den heutigen Stand bringen". Er wurde zum Leitmotiv für die von der Bischofsversammlung beschlossenen Reformen.
Für Einheit
Das seit 90 Jahren geplante orthodoxe Konzil, an dem alle 14 nationalen orthodoxen Kirchen mit jeweils bis zu 24 Bischöfen teilnehmen, soll nach den Worten Augoustinos' vor allem einen "Dienst an der Einheit der Orthodoxie" leisten. Zu den schwierigsten Fragen gehöre die Kirchenordnung in der europäischen und amerikanischen Diaspora, in der für die Migranten aus den verschiedenen orthodoxen Herkunftsländern jeweils eigene Bistümer nebeneinander bestehen.
Die 2009 beschlossene Gründung von orthodoxen Bischofskonferenzen - wie in Deutschland - sei ausdrücklich nur als Übergangslösung vorgesehen gewesen. Die seither gemachten "guten Erfahrungen" sprechen aber aus Sicht des Metropoliten gegen eine baldige Abschaffung der Konferenzen. Es gebe dazu auch keine Beschlussvorlage für das Konzil. "Bekanntlich hat nichts länger Bestand als Provisorien", fügte der Erzbischof hinzu.
Gespräche mit Marx
Augoustinos hatte sich erst Anfang des Monats unter anderem mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, getroffen. Dabei wurden besonders die Lage in Syrien und im Irak, die Bedrohung durch die islamistische IS-Organisation und die Situation der aus diesen Ländern stammenden Flüchtlinge in Deutschland erörtert. .
In Berlin äußerte er sich bei einer Veranstaltung der ökumenisch geprägtem katholischen Gemeinschaft "Chemin Neuf", die in der Sankt-Adalbert-Kirche in Berlin-Mitte eine ökumenischen Wohn- und Begegnungsstätte errichten will. Die Baumaßnahme soll im kommenden beginnen. Schirmherren des befristeten "Jugendklosters" sind der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse und der ehemalige Präsident des päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Walter Kasper. Die Baukosten werden mit 4,8 Millionen Euro veranschlagt; sie sollen durch Spenden finanziert werden.