Hamburg ist nicht Köln. Das dürfte dem künftigen Erzbischof des Erzbistums Hamburg spätestens dann klar geworden sein, als er am Dienstag seinen Vorstellungsbesuch in der neuen Heimat machte. Die Mitglieder des Domkapitels und rund 200 Katholiken waren in den Mariendom gekommen, um einen ersten Blick auf diesen jungen Priester aus Köln zu werfen, der in den kommenden Jahren und Jahrzehnten die Geschicke des Erzbistums bestimmen soll. Und Heße freute sich über die 200, die gekommen waren.
Mit freundlichem Applaus begrüßten sie den Neuen, der sich im Dom in einer kurzen Ansprache vorstellte. Der Mariendom erinnere ihn an die Kirche seiner Heimatgemeinde, so der aus Köln-Müngersdorf stammende Heße. Und betonte, dass er auf jeden Fall schnell im Norden heimisch werden und die Menschen so nehmen wolle, wie sie sind. "Sie müssen mich auch ein bisschen so nehmen, wie ich bin", sagte er in Anspielung auf seine Kölner Herkunft. Er werde, wenn er gesund bleibe, 27 Jahre Bischof in Hamburg sein, sagte der 48-Jährige. Seinen leicht rheinischen Zugenschlag wolle er auf jeden Fall beibehalten, betonte Heße und zitierte den früheren Aachener Bischof Klaus Hemmerle mit den Worten "Ich will Dich lernen".
Die geistliche Komponente im Zentrum
Nach der kurzen Vorstellung und dem gemeinsamen Ansgar-Gebet folgte ein Besuch in der Bischofsgruft des Mariendoms. Im Anschluss machte Heße vor Journalisten deutlich, dass es ihm sehr an der Theologie liege. Im säkularen Umfeld des Nordbistums werde es für ihn als Erzbischof eine wichtige Aufgabe sein, "den Glauben zu verkünden und zu begründen. Dabei gibt man den Verstand nicht ab". Hinzu komme eine geistliche Komponente, denn eine Theologie, die nicht ins Gebet führe, sei undenkbar.
Daneben komme der Ökumene im Norden besondere Bedeutung zu. Die Kirchen müssten "Seite an Seite stehen", sagte Heße. Dadurch könnten viele Dinge angestoßen werden, die ansonsten kein Gehör finden würden. Heße sprach sich auch für verstärkten interreligiösen Dialog insbesondere mit Muslimen aus. Beide Seiten müssten sich noch besser kennenlernen. "Dafür stehe ich gerne ein", so der künftige Erzbischof.
Kirche müsse offen und dialogbereit sein, unterstrich Heße. Er selbst stehe für Transparenz. Das gelte zum einen für das Thema Finanzen. In Hamburg sei die Kirche bereits vor Jahren mit gutem Beispiel vorangegangen und habe ihren Besitz offengelegt. In Köln werde das eine seiner letzten Amtshandlungen in den kommenden Tagen sein.
Transparenz beim Thema Missbrauch
Transparenz brauche es aber auch beim Thema Missbrauch. "Das hätte nie passieren dürfen, aber es ist passiert", so Heße. Ziel jeder Aufarbeitung müsse die Hilfe für die Opfer sein, die bis heute litten. "Durch sind wir damit nie."
Eine neue Form der Seelsorge erwartet Heße von der Bischofssynode zu Ehe und Familie im Herbst in Rom. Er hoffe auf eine Lösung, wie die katholische Kirche etwa mit wiederverheirateten Geschiedenen umgehe. Gleichwohl stehe sie ein für die Ehe als dauerhafte Beziehung. Daher könne es ihr nicht egal sein, wenn eine Ehe zerbricht. Hier gebe es allerdings keine "Schwarz-Weiß-Antworten".
Besuch beim Alt-Erzbischof
Heße war nach Studium und Priesterweihe vier Jahre lang Kaplan in Bergheim und übernahm dann verschiedene Aufgaben im Erzbistum Köln. Nach seiner Promotion wurde er als Generalvikar Verwaltungschef des mit mehr als zwei Millionen Katholiken größten deutschen Bistums. Nach dem Rücktritt von Kardinal Joachim Meisner vor einem Jahr leitete er das Erzbistum kommissarisch bis zur Einführung von Kardinal Rainer Maria Woelki im September.
Der künftige Erzbischof Heße berichtete auch von seinem Kurzbesuch bei Alterzbischof Werner Thissen am Morgen. Dieser habe ihm "Mut zugesprochen, hier anfangen zu können". Heße bat die Gläubigen im Erzbistum, ihn in diesem Mut zu unterstützen. Ihm liege sehr an klaren Worten - auch im Umfeld engster Mitarbeiter. Man solle mit ihm "Tacheles reden und den Bischof nicht in Watte packen", forderte Heße. Er selbst sei offen für alle: "Berührungsängste habe ich so gut wie keine."