Die Kölsche Mess

"Gemeinsam sind wir ganz schön jeck"

Sie hat im Kölner Raum eine lange Tradition - die kölsche Mess. In mehreren Gemeinden wird dann in kölscher Sprache Liturgie gefeiert. So auch am heutigen Sonntag um 10 Uhr in der Minoritenkirche in Köln. Seit 15 Jahren gibt es dort die englisch-deutsche Messe unter der Leitung von Diakon Hans Gerd Grevelding.

Karnevalsmesse (KNA)
Karnevalsmesse / ( KNA )

domradio.de: Wie kam es zu der Mischung eine Kölsch-Schottische Messe zu feiern?

Hans Gerd Grevelding (Diakon): Da steckt eine wunderschöner Geschichte dahinter. Für die Freunde der Domstädter, die mit ihren Big Bands von den englischen Flugzeugträgern nach Köln kamen, um den Kölner Karneval musikalisch zu unterstützen, haben wir angefangen  die Messe auf Englisch zu halten. Auf Nachfrage von den Kölnern haben wir dann in den nächsten Jahren angefangen auch ein bisschen Kölsch mit einfließen zu lassen, aber auch nicht das Hochdeutsche vergessen.  Zusätzlich wurde die italienische Messe in St. Mariä Himmelfahrt noch tangiert, sodass die Messe nun viersprachig ist.  

domradio.de: Wird die Predigt auch auf Kölsch gehalten?

Grevelding: Nein, die Predigt ist auf Hochdeutsch. Aber ich gehe natürlich von Zeit zu Zeit in den Dialekt hinein und  schließe die Predigt in der Regel auf Kölsch ab, die sich immer am Tagesevangelium orientiert. Das ist jetzt besonders spannend, weil zur Zeit die Heilung der Leprakranken thematisiert wird. Die Herausforderung war dann für mich, dieses Thema mit dem Karnevalsmotto "Social jeck - kunterbunt vernetzt" zu verbinden. Aber dann fiel mir ein, dass sind doch die Menschen, die nicht "social jeck" vernetzt sind. Die Kranken sind immer außen vor. Folglich spannt sich der Bogen zwischen denen, die vernetzt sind und denen, die heute ins unserer Gesellschaft nicht vernetzt sind. 

domradio.de: Können Sie schon ein bisschen verraten, was Sie thematisch in der Predigt aufgreifen?

Grevelding: Ich habe  in den letzten Wochen  das politische Geschehen verfolgt und da war zum Beispiel das Thema Sterbehilfe, das auch in der Predigt mit eingebunden ist. Dann werde ich auf das Kölner Festkomitee eingehen, das den geplanten Charlie-Hebdo-Wagen aus dem Rosenmontagszug genommen hat. Wenn es dann aber zu anspruchsvoll wird in der Predigt, versuche ich das mit einem Witz anschaulich darzustellen. Der Witz wird immer mit "Apropos" eingeleitet und dann wissen die Menschen aus ihrer 15-jährigen Erfahrung, dass es wieder etwas lustiger wird.

domradio.de: Es ist bestimmt nicht einfach, bei so schweren Themen Humor mit einzubringen  und gleichzeitig auch dem Thema gerecht zu werden. Haben Sie dafür ein Beispiel?

Grevelding: Zu dem Thema Sterbehilfe gibt es beispielsweise einen Witz, den ich umformuliert habe: Eine Frau und ein Mann sprechen über das Thema Sterbehilfe. Dann sagt der Mann zur Frau: "Wenn es dann mal bei mir soweit sein sollte, dass ich nur noch von Flüssigkeiten und von Flaschen leben sollte, dann schalte einfach die Apparate ab und entsorge die Flaschen." "Nichts einfacheres," entgegnet darauf die Frau, erhebt sich, schaltet den Fernsehapparat ab und entsorgt die noch vollen Bierflaschen.

domradio.de: Also in der Kirche darf auch gelacht werden und es darf auch gespendet werden. Sie Sammeln nämlich für einen karikativen Zweck morgen.

Grevelding: Ich habe mit vielen Menschen aus aller Welt zu tun und da sind unter anderem auch einige Afrikaner dabei, die immer mal wieder Schwierigkeiten haben, ihre Semesterbeiträge für das Studium zu bezahlen oder keine Sozialhilfe bekommen. Für sie möchte ich dieses Jahr kollektieren.

domradio.de: Welche Musik wird morgen gespielt?

Grevelding: Wir haben das Glück, dass wir drei Big Bands haben: Zum einen die Domstädter aus Köln und dann noch von den englischen Flugzeugträgern zwei Bands, nämlich die Big Band und darüber hinaus die Dudelsackspieler, die Lieder wie "Highland Cathedral" oder "Amazing Grace" spielen.

domradio.de: Muss man verkleidet kommen zur Messe?

Grevelding: Natürlich, man muss und darf und sollte. In diesem Zusammenhang hat mal ein Pfarrer Folgendes bei uns gesagt: "Ich habe noch nie so viele Teufel an der Kommunionbank gesehen wie jetzt an diesem Sonntag."

Das Interview führte Heike Sicconi.


Quelle:
DR