Misereor-Fastenaktion: Spenden für Philippiner

Überleben zwischen Sturmflut und Korallensterben

Der Klimawandel steht im Zentrum der Misereor-Fastenaktion, die am Sonntag im Osnabrücker Dom eröffnet wird. Es werden Spenden gesammelt, die helfen sollen, das Überleben der Fischerfamilien auf den Philippinen zu sichern.

Autor/in:
Inga Kilian
Philippiner fliehen im Dezember 2014 vor einem Taifun (dpa)
Philippiner fliehen im Dezember 2014 vor einem Taifun / ( dpa )

2.000 weiße Holzkreuze stehen am Stadtrand von Tacloban - säuberlich aufgereiht, beschriftet mit den Namen der Opfer und dem Datum der Katastrophe: 8. November 2013. Der Tag, als Taifun Haiyan mit bis zu 300 Stundenkilometern über die Hauptstadt der Provinz Leyte auf den Philippinen hinwegfegte. Ein Viertel der rund 8.000 Opfer ist hier begraben. "Dieses Massengrab zeigt die Wirklichkeit des Klimawandels", sagt Monsignore Pirmin Spiegel, Haupt-Geschäftsführer des katholischen Hilfswerks Misereor.

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode wird beim Eröffnugsgottesdienst zur Misereor-Fastenaktion am Sonntag das Motto "Neu denken! Veränderung wagen." aufgreifen. An der Eröffnung nehmen "Misereor-Bischof" Erzbischof Stephan Burger aus Freiburg und Misereor-Gäste aus den Philippinen teil, darunter der Erzbischof von Cagayan de Oro, Antonio Javellana Ledesma, sowie Bischof Crispin Barrete Varquez aus der Diözese Borongan, die durch Taifun Haiyan zerstört wurde. Bis zum Ostersonntag sammelt Misereor in bundesweit rund 10.000 Pfarrgemeinden Spenden, die helfen sollen, das Überleben der Fischerfamilien auf den Philippinen zu sichern.

Das Meer als Heimat - und als Gefahr

Nicht nur Wetterextreme, auch schrumpfende Fischbestände, Korallensterben und Mangrovenabholzung sind Herausforderungen, mit denen die Philippiner bereits heute konfrontiert sind. Betroffen sind vor allem die an der Küste lebenden Menschen - rund 60 Millionen der insgesamt 100 Millionen Philippiner. Gemeinsam mit Partnerorganisationen vor Ort versucht Misereor, sie bei der Bewältigung der damit einhergehenden Herausforderungen zu unterstützen. "Für uns ist das Meer beides: Heimat und Gefahr", sagt Pastor Bobby. Er leitet eine kleine Siedlung der Badjaos in der Küstenstadt Davao.

Die Badjaos sind Fischer - früher lebten sie als Seenomaden im Südwesten Mindanaos auf Booten und zogen von Insel zu Insel. Heute wohnen sie in Stelzenhäusern direkt am Mündungsdelta des Flusses Davao ins Meer. Die Gefahr von Sturmfluten und Hochwasser ist hier allgegenwärtig. Aus Sicht der Kommune ist diese Gegend unbewohnbares Gebiet - wer dort lebt, tut das illegal und für sich selbst verantwortlich. Die Misereor-Partnerorganisation MinLand unterstützt die Badjaos in Davao, bildet Nothelfer aus und erarbeitet mit ihnen Konzepte für den Katastrophenfall. "Im Ernstfall müssen die Menschen sich hier selbst retten können", sagt Erick Ley Mundiz, Community-Organzier bei MinLand.

Krebszucht soll alternative Einnahmequelle sein

Um den Schutz vor Überschwemmungen geht es auch auf der ostphilippinischen Insel Siargao. "Wir versuchen die Gemeinschaft hier vor Ort zu ermutigen, die Mangrovenbestände zu schützen", sagt Chito Dugan, Leiter von Misereors Partnerorganisation Sikat. Die Pflanzen ziehen einen schützenden Gürtel um die Insel, der Flutwellen und Wind brechen und somit als Lebensversicherung während der Taifunsaison dienen soll. Leider hat sich das Abholzen der Mangroven und der Verkauf als Brennholz für viele arme Fischerfamilien zur einzigen Einnahmequelle entwickelt.

Um dem zu begegnen, zeigt Sikat den Fischern alternative Einkommensmöglichkeiten auf - etwa die Krebszucht oder die Produktion von Trockenfisch. Die siebenfache Mutter Engie und ihr Mann Geraldine Doligol gehören zu denen, die inzwischen nebenbei als Krebszüchter arbeiten. "Sikat hat unser Leben verändert", erzählt Engie und zeigt auf die Schuluniformen ihrer Kinder. "Wir können es uns jetzt leisten, unsere Kinder zur Schule zu schicken", sagt sie mit Tränen in den Augen.

Solidarität beim Thema Klimawandel

Mit der Fastenaktion will Misereor Menschen wie Engie und ihre Familie in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken und zu mehr Solidarität beim Thema Klimawandel aufrufen. Dem Hilfswerk geht es um einen Kurswechsel. Jeder Einzelne müsse sich die Frage nach seinem persönlichen Lebensstil stellen, so Spiegel. "Wir wollen zeigen, dass es Menschen gibt, die bereits heute zwischen Leben und Tod stehen. Es darf nicht sein, dass der Klimawandel nur eine Frage dieser Menschen ist."


Quelle:
KNA