"Die Religionen sind, spätestens seit dem 11. September 2001, in den Verdacht geraten, dass Religion in ihrem Glutkern zerstörerisch ist", sagte Norbert Trelle bei dem Gottesdienst zum Abschluss der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Hildesheim. Es gebe seitdem nicht nur eine Gotteskrise, sondern auch eine kulturelle Krise der Religionen.
Mit Blick auf den islamistischen Terror sagte Trelle, es breite sich Angst aus. "Und sie dringt fast unmerklich in alle Winkel unserer Gesellschaft.» Dabei sei allen klar, dass "der islamistische Terror nicht mit der gelebten und gelehrten Religion des Islam gleichgesetzt werden kann. Muslimische Bürger tragen ebenso zum Gemeinwohl und zum moralischen Zusammenhalt der Gesellschaft bei wie dies christliche Bürger und Gemeinschaften tun."
"Keine gute Religion ist gewalttätig"
Für den Bischof stellt sich die Frage, was eine gute Religion ausmacht. "Keine gute Religion ist die Religion, die gewaltbereit und gewalttätig ist", sagte er. Auch eine gleichgültige, angepasste Religion sei nicht gut, wie Erfahrungen der Kirchen aus der Zeit des Nationalsozialismus zeigten. Auch heute seien Religionen in der Versuchung, alles hinzunehmen und rituell zu erstarren.
"Eine gute Religion erkauft die Hinwendung zu Gott nicht mit einer Abwendung vom Menschen", betonte der Bischof. Sie produziere keine Feindbilder und spreche jedem Menschen Würde zu. Zudem setze sie sich selbst nicht absolut, sondern bekenne Fehler und Schwächen, fügte Trelle mit Blick auf das Versagen des Petrus und die Schwäche der Jünger hinzu. "Deshalb hat die gute Religion immer das Gebet im Zentrum; das Gebet, in dem sie sich selbst ganz der Hoffnung anheim gibt; das Gebet, das uns über uns hinaus ins Weite führt; das Gebet, das uns in Einsamkeit und Not rettet."