"Wenn man die Natur aus der Bibel wegdenkt, bleibt nicht viel über", sagt Dr. Rainer Hagencord von der Zoologisch-Theologischen Fakultät in Münster, "die Menschen in der Bibel waren auf Gedeih und Verderb auf die Natur angewiesen. Deshalb waren es zentrale Fragen, wie man mit Pflanzen und Tieren umgehen, wie man die Natur erhalten und pflegen soll." Das sei auch heute noch aktuell, pflichtet ihm Dr. Friedrich Battenberg von der Bundesarbeitsgemeinschaft Christinnen und Christen bei Bündnis 90/die Grünen bei: "Christliches Denken bedeutet, die Schöpfung zu bewahren. Heutzutage bedeutet das ganz einfach: Umweltschutz."
"Das Tier vertritt den Menschen"
Das Christentum bedeutete auch in seiner Entstehungszeit eine Veränderung in der Betrachtung der Natur, vor allem der Tiere. So hatte bereits im Judentum das Tieropfer das Menschenopfer abgelöst: "Das Tier hat den Menschen vertreten, es war ein Ausdruck der Ehrfurcht und Dankbarkeit vor Gott", so Hagencord. Jesus räumte damit aber ganz auf: "Für ihn gehörten Tieropfer nicht in eine Gottesbeziehung. Gott will Barmherzigkeit und keine Opfer."
Bewahrung der Schöpfung auch heute noch Herausforderung
Friedrich Battenberg dreht den Gedanken noch weiter: Beim Thema Gentechnik hat er als christlicher Umweltschützer eine klare Meinung: "Das überschreitet unsere Möglichkeiten: Wir sollen die Schöpfung bewahren, aber nicht mutwillig dort eingreifen, wo wir die Konsequenzen nicht absehen können. Das gleiche gilt auch für Fracking: Wir wissen zu wenig darüber, was wir da tun, um das auf die Natur loszulassen."
Enger zusammenarbeiten
Ähnliche Positionen beziehen auch Vertreter anderer Religionsgemeinschaften. Deshalb sollen diese Gemeinsamkeiten genutzt werden, um das Thema Umweltschutz stärker in die Gesellschaft einzubringen. So beraten rund 90 Umwelt-Experten und Vertreter von rund zehn Religionen über eine engere Zusammenarbeit zum Schutz der Natur. Zum Abschluss des Forums soll ein Memorandum verabschiedet werden.