Das Bistum Hildesheim wagt in diesem Jahr ein "Heiliges Experiment". Unter diesem Slogan feiern die Christen in der Diaspora-Diözese gerade ihr 1200-jähriges Bistumsjubiläum. Gastgeber Bischof Norbert Trelle hatte einen guten Riecher, als er gleich zum Auftakt seine 66 Mitbrüder im bischöflichen Amt zur Frühjahrsvollversammlung einlud. Das Experiment mit der Bischofskonferenz ist voll und ganz geglückt, auch wenn es nicht unbedingt ein "heiliges Experiment" war. Vier harte Konferenztage lang haben die Bischöfe beraten, diskutiert und entschieden. Die Palette der behandelten Themen reichte von der Vorbereitung der Familiensynode in Rom, der Zukunft der Priesterausbildung, über das Kirchenasyl, die kirchlichen Herausforderungen durch die schöne neue Medienwelt, bis hin zur Verkündigung des Glaubens heute und morgen und übermorgen.
So gut wie keine Kontroversen
Bei solchen Arbeitskonferenzen kommt naturgemäß viel hartes, trockenes Holz auf den Tisch, aber die katholischen Bischöfe haben Punkt für Punkt ihre lange Tagesordnung tapfer abgearbeitet. Kontroversen gab es hinter den für die Medienvertreter verschlossenen Türen so gut wie gar nicht. Selbst bei schwierigen Themen, wie der Vorlage für die Familiensynode im Oktober dieses Jahres, wo bekanntlich in Sachen Wiederverheirateter nicht alle Bischöfe einer Meinung sind, lief alles glatt. Der Vorsitzende der Konferenz, Reinhard Kardinal Marx, hat nach Lage der Dinge seinen Laden ganz gut im Griff.
Überhaupt scheint es, als habe der Generationswechsel innerhalb der Konferenz ein wenig für ein verändertes Klima gesorgt. Dinge, die früher bestenfalls heimlich angedacht wurden, kann jetzt jeder Bischof frei aussprechen. Man ringt gemeinsam um den richtigen Weg, der wahrlich nicht immer einfach zu finden ist. Welchen Kurs sollen die Bischöfe im unruhigen Meer der heutigen Zeit auch steuern?
Schöne neue Medienwelt
Da gönnen sie sich z.B. einen ganzen Studientag, um den richtigen Medienumgang in Zeiten von Social Media und Internet zu lernen. Aber auch wenn alle Bischöfe spüren, dass man hier die neuen Medienherausforderungen nicht einfach ausblenden kann, so heißt das ja nicht automatisch, dass man in dieser Frage auf dem richtigen Weg ist. Das nötige Geld für Investitionen in diesem Bereich ließe sich vermutlich noch leichter finden, als ein erfolgversprechender Umgang mit all den immer unübersichtlicher werdenden Medienerfindungen.
Vermutlich aber ist es im Bereich der Medienfragen so wie auf allen anderen Lebenswegen – man lernt nur dazu, wenn man aufbricht und sich einfach voll Gottvertrauen auf den Weg macht. Mag ja sein, dass der ein oder andere Weg sich im Nachhinein als Holzweg erweist, aber das Aussitzen und Sitzenbleiben war für eine Kirche, die sich auf den Exodus beruft, noch nie eine wirklich gute Lösung. Also auf geht´s, das heilige Experiment darf nicht nur in Hildesheim gewagt werden.