IS erkennt in Audiobotschaft Boko Haram an

Verbrüderung der Terroristen

Die Terrororganisation "Islamischer Staat" hat die nigerianische Gruppe Boko Haram als Teil ihres Netzwerks anerkannt. Das geht aus einer am Freitag verbreiteten Audiobotschaft hervor, die einem IS-Sprecher zugeschrieben wird.

Autor/in:
Marc Engelhardt
Geflohen vor Boko Haram (dpa)
Geflohen vor Boko Haram / ( dpa )

Eine Bestätigung, dass die Nachricht authentisch ist, gab es zunächst nicht. Zeitgleich mehrten sich Berichte, nach denen ausländische Söldner auf Seiten der nigerianischen Armee gegen Boko Haram kämpfen. Diese seien aktiv in das Kampfgeschehen involviert, sagte ein Diplomat am Freitag der US-Zeitung "New York Times".

Berichten unterschiedlicher Medien zufolge soll es sich um bis zu 150 Söldner handeln. Nigerianische Soldaten erklärten dem US-Auslandssender Voice of America, diese seien an Kämpfen beteiligt.

Die zumeist weißen Söldner seien in Maiduguri stationiert, der Hauptstadt des weitgehend von Boko Haram kontrollierten nordöstlichen Bundesstaates Borno. Sie seien die einzigen, die etwa mobile Raketenwerfer und andere schwere Artillerie bedienen könnten. Auch die meisten Luftangriffe würden inzwischen von ihnen geflogen, teilweise in angemieteten Flugzeugen.

Dagegen versicherte Nigerias Präsident Goodluck Jonathan im gleichen Sender, es handele sich bei den Ausländern lediglich um Techniker und Ausbilder. Auch ein nigerianischer Regierungssprecher bestätigte die Anwesenheit militärischer Berater aus Südafrika, Russland und der Ukraine. Nach Berichten des französischen Auslandssenders RFI wurde mindestens einer der Söldner bei Kämpfen getötet. Der Mitarbeiter einer südafrikanischen Sicherheitsfirma sei am Donnerstag bei einer Patrouille in Borno erschossen worden.

Unfähigkeit der Armee

Sollten ausländische Bewaffnete an den Kämpfen beteiligt sein, wäre dies für Nigerias Regierung in mehrfacher Hinsicht heikel. Zum einen würde sie damit kurz vor den Wahlen Ende des Monats die Unfähigkeit der eigenen Armee eingestehen, die Terrorkämpfer von Boko Haram zu besiegen. Zum anderen ist es Südafrikanern gesetzlich verboten, für fremde Länder zu kämpfen. Dessen ungeachtet verdingen Staatsbürger des Landes sich immer wieder zu Kämpfen auf dem afrikanischen Kontinent und sollen auch an Putschen beteiligt gewesen sein.

Boko Haram, dessen Name "Westliche Bildung ist Sünde" bedeutet, verstand sich bisher als Teil des Terrornetzwerks Al-Kaida. Die praktische Bedeutung der formalen Kooperation ist noch unklar. Eine konkrete Zusammenarbeit mit dem IS hat sich bislang nicht belegen lassen, zuletzt hatte sich Boko Haram aber etwa in seiner Propaganda dem IS angenähert.

In den vergangenen Jahren sind bei Anschlägen von Boko Haram vor allem im Nordosten Nigerias geschätzte 13.000 Menschen getötet worden. Dort kontrolliert sie derzeit zahlreiche Gebiete, steht militärisch aber zunehmend unter Druck. Boko Haram ist zudem in zahlreiche kriminelle Geschäfte verstrickt.


Quelle:
epd