Weltwassertag – Hilfswerke schlagen Alarm

Sauberes Wasser als Menschenrecht

Für Millionen Menschen weltweit ist sauberes Wasser nicht selbstverständlich. Hilfswerke und Kirchen haben deshalb zum Weltwassertag am Sonntag zur Sparsamkeit gemahnt.

Millionen Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser (epd)
Millionen Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser / ( epd )

Am 22. März machen die Vereinten Nationen traditionell auf den weltweiten Wassermangel aufmerksam. Papst Franziskus hat deshalb bei seinem Angelus-Gebet auf dem Petersplatz zu einer gerechten Verteilung der Wasserressourcen auf der Erde aufgerufen. "Das Wasser ist das wichtigste Element des Lebens und von unserer Fähigkeit, es zu schützen und zu teilen, hängt die Zukunft der Menschheit ab", sagte er. Die Weltgemeinschaft habe deshalb die Pflicht, diese Ressource zu schützen, von der niemand ausgeschlossen werden dürfe. Anlass seines Appells war der Internationale Tag des Wassers, den die Vereinten Nationen an diesem Sonntag begehen.

Der Papst zitierte dazu einen Vers aus dem Sonnengesang des heiligen Franziskus: "Gelobt seist du, mein Herr, durch Schwester Wasser, gar nützlich ist es und demütig und kostbar und keusch."

"Lebensgefährliches Risiko"

768 Millionen Menschen haben nach einer Schätzung von Caritas international keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Vor allem in Krisengebieten stelle verunreinigtes Trinkwasser für Kinder, Alte und Kranke ein lebensgefährliches Risiko dar, heißt es von dem katholischen Hilfswerk.

3.600 Kinder müssten täglich sterben, weil ihnen sauberes Wasser und eine sanitäre Grundversorgung fehle, betonte der Präsident des Caritasverbandes, Peter Neher. Er appellierte an die deutschen Verbraucher, mehr Waren aus fairer und nachhaltiger Produktion zu kaufen, damit in Entwicklungsländern kein kostbares Wasser für Konsum in den reichen Ländern eingesetzt werde.

140 Liter Wasser für eine Tasse Kaffee

Der Caritas-Chef kritisierte zudem den "verdeckten Wasserverbrauch", der bei der Erzeugung von Rindfleisch, Obst oder Textilien anfalle: Hier liege der Verbrauch der deutschen Konsumenten bei 4.000 Litern täglich. Ähnlich äußerte sich der Erzbischof von Bamberg, Ludwig Schick. Die Menschen sollten sich bewusst machen, wie viel Wasser sie täglich auch indirekt verbrauchten und verschwendeten. So würde etwa für die Produktion einer Tasse Kaffee 140 Liter Wasser benötigt, ein Kilo Rindfleisch verbrauche gar 15.000 Liter.

Das Water-Grabbing sei weltweit ein größeres Problem als Land-Grabbing, erklärte der Erzbischof. In Zukunft werde sauberes Trinkwasser rar sein. Es dürfe aber nicht zur Handelsware verkommen, die sich Arme nicht leisten könnten. "Wasser ist ein Menschenrecht", betonte Schick.

Zunehmende Trockenheit gefährlich

Das katholische Entwicklungshilfswerk Misereor warnte vor zunehmender Trockenheit in mehreren afrikanischen Staaten als Folge des Klimawandels. Die Versorgung der Bevölkerung mit sauberem Trinkwasser werde zunehmend problematisch, sagte Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel. Besonders betroffen sei der Osten des Kontinents.

Beispielsweise den nomadisch lebenden Viehzüchtern im Norden Kenias standen demnach statt sieben bis zehn Litern nur noch fünf Liter Wasser pro Person und Tag zur Verfügung. Zusätzlich sei die Entfernung von Weideflächen bis zur nächsten Wasserstelle von durchschnittlich 10 bis 15 auf 15 bis 20 Kilometer angewachsen. Auch in Burkina Faso werde das Wasser durch höhere Durchschnittstemperaturen und unregelmäßigen Niederschlag knapp.

Das Ziel: Sauberes Wasser für alle bis 2030

Die UNO-Organisationen Unesco und Unicef forderten eine besser koordinierte Wasserpolitik und sauberes Trinkwasser für alle Menschen bis zum Jahr 2030. Mit der Unesco setzt sich das UNO-Kinderhilfswerk dafür ein, dass auf dem UN-Weltgipfel im September die nachhaltige Bewirtschaftung der Wasserressourcen als Ziel in die Agenda aufgenommen wird.

In seinem zweiten Weltwasserbericht fordert die Unesco von Politik, Wissenschaft und Wirtschaft wirksame Strategien zur globalen Wasserbewirtschaftung. "Nur dann können die Zusammenhänge zwischen Entwicklungsproblemen wie Wasserversorgung und Gesundheit, Landwirtschaft und Ernährung berücksichtigt werden", heißt es in dem Bericht, den die UN-Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur jährlich zum Weltwassertag veröffentlicht.

Neue Kampagne: "Wasser wirkt"

Zum Weltwassertag schließt Unicef Deutschland den Angaben zufolge die Kampagne "Wasser wirkt" ab. Im Rahmen des Hilfsprojekts seien in den vergangenen drei Jahren bei mehr als 700 Veranstaltungen rund 5,6 Millionen Euro Spenden für Wasser- und Hygieneprojekte gesammelt worden, hieß es.

Dadurch hätten nun 560.000 Kinder in Äthiopien, Bangladesch, Kambodscha, Sambia, Somalia und Südsudan Zugang zu sauberem Trinkwasser. An Schulen seien Latrinen eingerichtet worden, und die Schüler erhielten Hygiene-Unterrricht.

Deutschland: Wasser im Überfluss

Ein Bundesbürger verbraucht durchschnittlich 121 Liter sauberes Trinkwasser pro Tag. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie der Hamburger Naturkosmetikfirma "Stop the water while using me!". Grundlage sind aktuelle Daten des Statistischen Bundesamtes und Auswertungen der schwedischen Universität Lund.

Demnach gibt es in Deutschland ein starkes Ost-West-Gefälle: Demnach sickern in Nordrhein-Westfalen pro Kopf täglich durchschnittlich 135 Liter Wasser täglich durch den Abfluss. Sachsen hingegen sind mit rund 84 Litern pro Tag und pro Kopf die sparsamsten Wasserverbraucher im Bundesgebiet.


Quelle:
DR , dpa , KNA , epd