Die diesjährige Bundesgartenschau ist am Samstag in Brandenburg an der Havel mit einem ökumenischen Gottesdienst eröffnet worden. Erstmals in ihrer 65-jährigen Geschichte findet die Schau nicht an einem Ort, sondern in einer ganzen Region statt. An der Bundesgartenschau im Havelland beteiligen sich insgesamt fünf Städte in Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Verbindendes Element über 80 Kilometer hinweg ist dabei der Fluss Havel.
Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge, sagte in seiner Predigt zur Eröffnung, die BUGA biete die große Chance, für die Wunder der Schöpfung sensibilisiert zu werden. Dabei verwies er auf den Klimawandel und die "Frage, wie wir unseren Lebensstandard mit einer nachhaltigen Wirtschaft verbinden können". Im Anschluss an den Gottesdienst stand ein Festakt unter anderen mit Bundespräsident Joachim Gauck auf dem Programm. "Die ganze Havelregion wird zur Bühne", sagte Gauck. "Was mir besonders gefällt: Es gibt weit mehr zu entdecken, als einen gigantischen Blütenrausch. Bei dieser Bundesgartenschaugeht es auch um Kulturgeschichte, um regionale Identität."
Kulturelle Rolle der Kirchen
"Intensive Augenblicke des Naturerlebnisses" wünscht Bischof Markus Dröge den Besuchern der neuen Bundesgartenschau. Dass der Bischof der Schau auch einen geradezu spirituellen Wert beimisst, hat seinen guten Grund: Die Kirchen wirken mit großem Einsatz daran mit. Dies soll "die kulturelle Rolle zeigen, die die Kirchen für diese Region gespielt haben und weiter spielen", so Dröge.
Die Bundesgartenschau zeigt mehr als 50 Hektar Parkanlagen, 50 Themengärten und 32 wechselnde Blumenhallenschauen in zwei Kirchen. Insgesamt sollen rund eine Million blühende Pflanzen präsentiert werden. Bis zum Abschluss der Havel-Bundesgartenschau am 11. Oktober werden rund 1,5 Millionen Gäste erwartet.
"Kirchenwege im Havelland"
Die Kirchen beteiligen sich unter anderem mit dem Projekt "Kirchenwege im Havelland". Es verbindet auf einer insgesamt fast 600 Kilometer langen Strecke 85 Kirchen miteinander. Erstmals werden so Kirchengebäude als Blumenhallen genutzt: In Brandenburg an der Havel ist es die ehemalige Klosterkirche Sankt Johannis, in der die Leistungsschau der Gärtner stattfindet, in Havelberg die Stadtkirche Sankt Laurentius. Für die Kirchengemeinde sei es zwar unbequem, wenn die eigene Kirche mitten im BUGA-Gelände liegt, sagt die Havelberger Gemeindekirchenratsvorsitzende Susanne Jahnke. "Aber die Bundesgartenschau bietet uns auch enorme Chancen. Was wir hier an Fördermitteln bekommen, hätten wir ohne die BUGA niemals erhalten."
An jedem Standort gibt es täglich um zwölf Uhr mittags eine von Ehrenamtlichen gestaltete Andacht, erklärt der BUGA-Pfarrer der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Thomas Zastrow. Insgesamt investiert die EKBO 500.000 Euro, das katholische Erzbistum Berlin 93.000 Euro in die Veranstaltungen auf der Gartenschau. "Wir wollen missionarisch tätig sein", sagt Zastrow. "Wir wollen mit den Menschen ins Gespräch kommen."
Christus im Stasi-Gefängnis
In Rathenow lädt, ähnlich wie bei der Landesgartenschau vor einigen Jahren, ein sogenannter "Lichtsteinweg" zu meditativen Spaziergängen ein. Überall in der Stadt und auf dem Gelände finden sich Findlinge, auf denen Bibelverse rund um das Thema Licht zitiert werden. Dazu hat die katholische Gemeinde der Stadt einen modernen Kreuzweg in der Rathenower Innenstadt errichtet. "Der Kreuzweg erklärt den Leidensweg Christi in der modernen Zeit", sagt Diakon Klaus Hubert. So zeigt eine der Stationen beispielsweise eine Darstellung von Christus im Gefängnis der ostdeutschen Staatssicherheit.
Im ottonischen Havelberger Dom, dessen imposantes Westwerk weit über die Stadt hinaus zu sehen ist, erwartet die BUGA-Besucher dagegen eine Predigtreihe mit Bischöfen aus ganz Deutschland. "Wir waren vor der Reformation ja einmal eine Bischofskirche», sagt Dompfarrer Frank Städler. Zudem finden sich im Dom Holzfiguren des Malers und Bildhauers Lutz Friedel, dessen Ausstellung zur Eröffnung des neuen Brandenburger Landtags Anfang 2014 einen veritablen Skandal verursacht hatte. Im Dom zu Havelberg stellt er Figuren aus, die er als "Ketzer" bezeichnet. "Beides steht für uns unter dem Stichwort 'Erkenntnis'", sagt Städler. "Denn auch die Figuren der Ketzer haben immer etwas mit Erkenntnis zu tun." Friedel seinerseits ist dankbar, dass ihm die Kirche eine Möglichkeit zur Ausstellung seiner Kunstwerke bietet. "Ansonsten gibt es bei der BUGA ja leider keine Bestrebungen, etwas mit Kunst zu machen."