domradio.de: Das, was Sie machen, nennt sich offene Kinder- und Jugendarbeit. Was bedeutet das?
Guido Geiss (Vorstand Arbeitsgemeinschaft der offenen Tür (AGOT) Köln): Konkret bedeutet das, dass wir Räume zur Verfügung stellen, in denen Kinder und Jugendliche sich selbst verwirklichen können und in denen sie Hilfe finden. Das machen wir mit unterschiedlichen Methoden und Angeboten. Wir haben zum Beispiel ein Jugendcafé in der Innenstadt, das die Kinder und Jugendlichen selbst mit ausgebaut haben und mit betreiben. Dort können sie sich treffen und Musik, Kunst und Kultur erleben.
domradio.de: Zu Ihnen kommen sowohl deutsche Jugendliche als auch Kinder von Einwanderern oder Flüchtlingen. Wie ist denn da das Miteinander? Wie kommuniziert man?
Geiss: Seit dem letzten Jahr haben wir vermehrt Zulauf von Flüchtlingsjugendlichen. Es gibt immer wieder Jugendliche aus den einzelnen Ländern, die schon länger in Deutschland sind und dann die Übersetzung übernehmen. Wir verständigen uns aber auch auf Englisch - oder mit Händen und Füßen. Im Grunde geht es aber darum, dass die Jugendlichen mit uns Deutsch sprechen und deshalb haben wir auch einmal wöchentlich ein Sprachcafé, in dem praktisches Deutsch gelernt wird.
domradio.de: Da kommt es doch aber sicher auch hin und wieder zu Konflikten, oder?
Geiss: Es ist eher die Herausforderung, dass es unheimlich viele Kinder und Jugendliche sind. Und dass wir gerne auch weiterhin einheimische Kinder bei uns haben möchten, um integrativ wirken zu können. Wir stoßen da einfach an unsere Grenzen. Wir hatten schon Abende mit 70 Jugendlichen, das ist für ein kleines Café wie unseres wirklich viel. Erschwerend kommt hinzu, dass wir ein kleines Gehörlosenprojekt haben. Wir haben Mitarbeiter, die hörgeschädigt sind. Da kommen viele Dinge zusammen. Wir stellen uns dieser Aufgabe, weil offene Jugendarbeit sehr niederschwellig und für viele Kinder und Jugendliche ein erster Anlaufpunkt ist. Da werden sie aufgenommen und können zum Beispiel auch ins Internet. Viele skypen und chatten auch mit der Heimat.
domradio.de: Brauchen Sie für IHre Aufgabe noch Unterstützung?
Geiss: Es ist gerade sehr schwierig. Offene Jugendarbeit ist immer sehr defizitär finanziert. Wir würden uns freuen, wenn wir nochmal eine finanzielle Unterstützung bekommen würden. Das haben wir auch mit der Stadt verhandelt, die das genauso sieht. Der Haushalt ist aber gerade schwierig. Trotzdem würde uns mehr Geld natürlich helfen, damit wir unsere Aufgabe erfüllen können.
Die Arbeitsgemeinschaft der offenen Tür (AGOT) Köln ist der Zusammenschluss der Träger und Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit. In der Arbeitsgemeinschaft ist die gesamte Trägervielfalt in der Stadt Köln zusammengeschlossen.
Die Fragen stellte Verena Tröster.