Mit seiner Erklärung lasse das ZdK "wesentliche Aspekte des biblischen Menschenbildes" hinter sich, schrieb Bischof Stefan Oster am Montag auf seiner Facebook-Seite. Ein positives Eingehen auf diese Forderungen käme einem "dramatischen Kurswechsel" gleich. Betroffen wäre vieles, was die katholische Kirche bisher gültig über Ehe und Sexualität lehre.
Oster rügte insbesondere die "immer neu bemühte Berufung auf Papst Franziskus zur Untermauerung dieses neuen Programms". Es gebe "keine einzige öffentliche Äußerung des Papstes oder des bisherigen Lehramtes", die auch nur in die Nähe der ZdK-Forderung komme. Die Familiensynode im Oktober in Rom werde "mit hoher Wahrscheinlichkeit" zeigen, dass Name und Programm von Franziskus für "das eigene politische, aber eben gerade nicht biblische Programm des ZdK instrumentalisiert" worden seien. Dass das Zentralkomitee diesen Weg "offenbar mit der größtmöglichen Mehrheit seiner Repräsentanten geht", sei für ihn "tatsächlich beunruhigend".
Der Bischof äußerte zugleich Verständnis dafür, wenn sich viele Katholiken "nach Texten wie diesem" heute nicht mehr vom ZdK vertreten fühlten. Dies sei "nicht primär diesen Katholiken selbst anzulasten". Vielmehr forcierten solche Entschließungen die Tendenz zur oft beklagten Lagerbildung in der Kirche.
Das ZdK hatte am Samstag in Würzburg einstimmig ein Papier zur Bischofssynode im Herbst verabschiedet. Darin sprach sich die Vollversammlung für Formen der Segnung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften sowie von Partnerschaften Geschiedener aus.
Entsprechende liturgische Formen müssten weiterentwickelt werden. Es brauche zudem eine "vorbehaltlose Akzeptanz des Zusammenlebens in festen gleichgeschlechtlichen Partnerschaften" und eine klare Positionierung gegen noch bestehende Ausgrenzungen homosexueller Menschen.
Das Katholikenkomitee betonte, dass auch in anderen Formen des gemeinschaftlichen Lebens Werte der Ehe gelebt würden, etwa das unverbrüchliche Ja zu der anderen Person und die stete Bereitschaft zur Versöhnung. "Diese Lebens- und Familienformen gilt es ausdrücklich wertzuschätzen, auch wenn sie nicht in der Form einer sakramentalen Ehe entsprechen."
Oster bemängelte diese Argumentation. Anstatt sich auf Werte zu berufen, hätte das ZdK lieber offen fordern sollen, "dass man damit auch die praktizierte Sexualität in nicht ehelichen Beziehungen endlich gutheißen, also segnen möge". Mit der Berufung auf gelebte Werte lasse sich zudem nicht begründen, warum ein Segen nur Zweierbeziehungen vorbehalten bleiben solle und nicht auf mehrere Personen ausgedehnt werden könnte, "wenn sie sich sexuell und auch sonst gut verstehen".