Magdeburger Kirche Sankt Sebastian besteht seit 1.000 Jahren

Junge Kathedrale mit alter Tradition

Magdeburgs katholische Kathedrale St. Sebastian führt neben dem großen berühmten Dom eher ein Schattendasein. Doch in puncto Alter hat die Sebastianskirche die Nase vorn. Seit Donnerstag feiert das Bistum Magdeburg ihr 1000-jähriges Bestehen.

Autor/in:
Gregor Krumpholz
Magdeburger Kathedrale St. Sebastian  (KNA)
Magdeburger Kathedrale St. Sebastian / ( KNA )

Den Grundstein hatte Erzbischof Gero vor 1.000 Jahren gelegt. Er ließ den ersten Bau an diesem Ort als Stiftskirche für eine Priestergemeinschaft und deren gottesdienstliche Verpflichtungen errichten sowie als Grablege für sich selbst. Das belegt die Bedeutung, die der Erzbischof diesem Gotteshaus beimaß. Zunächst entstand es im romanischen Stil, der die Kirche bis heute äußerlich prägt. Es macht sie zu einer bedeutenden Station an der «Straße der Romanik» in Sachsen-Anhalt.

Wechselvolle Geschichte

Im Lauf seiner Geschichte erfuhr der Bau jedoch erhebliche Veränderungen. So erlitt er nach mehreren Erweiterungen schon 1188 und 1207 gleich zwei Mal starke Brandschäden, bevor er im 14. und 15. Jahrhundert im Innern zu einer gotischen Hallenkirche umgestaltet wurde. Die Reformation schließlich leitete für die Sebastianskirche eine besonders wechselvolle Phase ein, die eng mit der Geschichte der Stadt Magdeburg insgesamt verwoben war. Mehrfach diente das Gotteshaus jahrzehntelang nicht mehr seiner ursprünglichen Bestimmung, weil es als Ruine brach lag oder anderweitig genutzt wurde.

So wurde nach dem Übertritt der Stiftsherren zum Protestantismus im Jahr 1558 aus dem katholischen Stift eine evangelische Einrichtung zur Versorgung pensionierter preußischer Offiziere und Staatsbeamter.

Erheblich folgenreicher jedoch war die Zerstörung Magdeburgs 1631, eine der größten Katastrophen des 30-jährigen Krieges. Dabei brannte auch die Sebastianskirche nieder. Es dauerte über 60 Jahre, bis wieder ein Gottesdienst in ihren Mauern belegt ist. Ab 1756 war der Bau erneut über ein Jahrhundert lang alles andere als ein Gotteshaus. Zunächst diente er zeitweise als Magazin, dann napoleonischen Truppen als Pferdestall, Feldschmiede und Nachschublager. Nach 1823 war der Bau im Besitz der Stadt, die ihn zu einem Wolldepot machte.

Bombardierung im Zweiten Weltkrieg

Erst ab 1878 fanden in der Sebastianskirche wieder römisch-katholische Gottesdienste statt, als sie erneut Pfarrkirche geworden und saniert worden war. Doch der Zweite Weltkrieg brachte erneut eine Zäsur. Die vernichtende Bombardierung der Innenstadt vom Januar 1945 machte auch vor der Kirche nicht Halt. Diesmal war das Schicksal gnädiger als 1631. Zumindest am Kirchenschiff waren die Schäden im Unterschied zu den anderen Magdeburger Kirchbauten bereits ein Jahr später behoben. So konnte St. Sebastian von Magdeburgern anderer Konfessionen mitgenutzt werden. Die Restaurierung der Zwiebeltürme nahm allerdings noch längere Zeit in Anspruch.

Ab 1949 erfüllte das Gotteshaus die Funktion einer Bischofskirche, die es bis heute innehat. Zunächst war es der Sitz für in der Elbestadt residierenden Weihbischof des Erzbistums Paderborn, dem das Magdeburger Kirchengebiet damals noch zugeordnet war. In den folgenden Jahren fanden weitere umfangreiche Restaurierungen statt. Unter anderem wurde eine Bischofsgruft angelegt. So brachte die Sebastianskirche wichtige Voraussetzungen mit, um 1994 zur Kathedrale des neuerrichteten Bistums Magdeburg zu werden.


Quelle:
KNA