Kölner Erzbistum informiert über ehrenamtliche Flüchtlingshilfe

Auf gute Nachbarschaft

Viele Menschen wollen sich für die Flüchtlinge in ihrer Stadt engagieren – aber wie? Das Erzbistum Köln gibt heute Tipps und Infos zum Thema. Beim "Großen Gemeindeforum zur Aktion Neue Nachbarn“. Domradio.de-Interview mit dem Diözesanrat.

Neue Nachbarn (dpa)
Neue Nachbarn / ( dpa )

domradio.de: Herr Michels, auch wenn vieles schon gut läuft: Neue Nachbarn in unseren Gemeinden bedeutet auch Anstrengung und Umdenken, oder?

Norbert Michels (Geschäftsführer des Kölner Diözesanrates): Ja, das ist für Viele ne gewaltige Anstrengung und ein gewaltiges Umdenken, das muss man ganz klar sagen. Was passiert, wenn Menschen kommen, die aus einem ganz anderen Kulturkreis kommen, die oft schlimme Sachen erlebt haben, die die Hoffnung haben, hier vielleicht ein neues Leben beginnen zu können – damit ist auch verbunden, dass sie hier arbeiten wollen? Das sind schon vielfache Anforderungen, die an unsere Mitarbeiter, unsere ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gestellt werden.

domradio.de: Sie wollen den Menschen, die sich schon engagieren oder engagieren jetzt helfen mit einer großen Informationsveranstaltung „Gemeindeforum" - morgen 10-17 Uhr im Maternus-Haus. Was bieten sie da an?

Norbert Michels: Wir wollen einerseits denjenigen, die noch ein bisschen unschlüssig sind, Informationen geben. Wir werden ihnen aufzeigen, wie viele Initiativen es gibt, in wie vielen Projekten im Erzbistum Köln schon gearbeitet wird. Wir wollen sie am Nachmittag auch ein bisschen fitter machen. Im Workshop zum Beispiel geht es um die Frage: Wie gehe ich mit traumatisierten Flüchtlingen um? Damit bin ich als ehrenamtlicher Mitarbeiterin oder ehrenamtliche Mitarbeiterin überfordert. Wir wollen da Tipps und Informationen geben, damit man sich besser aufstellen kann.

domradio.de: Was genau kann man denn da machen?

Norbert Michels: Man holt sich auf jeden Fall einen Fachmann oder eine Expertin dazu, da man selber wesentlich überfordert ist. Man weiß ja gar nicht, was die Menschen alles erlebt haben. Haben sie vielleicht Verwandte gesehen, die im Mittelmeer ertrunken sind? Haben sie Menschen gesehen, die durch Bomben ihr Leben verloren haben? Was haben sie auf ihrer Flucht hierher miterlebt? Es gibt da viele Traumatisierungstendenzen – da muss man sich auf jeden Fall professionelle Hilfe holen.

domradio.de: Und genau deswegen werden morgen auch Flüchtlinge zu Wort kommen - was werden die erzählen?

Norbert Michels: Wir haben zwei kleine Filme gemacht. Einmal berichten wir von einer Dame, die aus Ruanda gekommen ist. Sie ist schon einige Jahre hier und hat sich selbst eine Existenz aufgebaut. Das zeigt ganz deutlich: Menschen, die hierhin kommen, die wollen was tun, die wollen ihr Leben verändern, die wollen ihr Leben verbessern. Und die nehmen auch Arbeit an. Sie hat zum Beispiel einen Catering-Service. Und es geht auch um einen anderen jungen Flüchtling, der ist seit einem halben Jahr hier, er kommt aus Syrien. Er hat Agrarwissenschaften studiert und er möchte jetzt ganz schnell die Sprache lernen und hier sein Studium beenden. Und auch das ist eine tolle Sache, find ich. Da kann man sehen, wie Menschen sich auf den Weg machen, hier auch wirklich ein neues Leben zu beginnen.

domradio.de: Glauben Sie, man muss da auch noch immer Vorurteile abbauen?

Norbert Michels: Das wird die Dame z.B. auch darstellen. Sie hat nach wie vor mit Vorurteilen zu kämpfen, sie hat ne andere Hautfarbe. Wenn sie in der Straßenbahn sitzt, dann stehen oft Leute auf – so schildert sie das. Früher hat sie sich sehr darüber geärgert, mittlerweile nur noch ein bisschen.

 

Das Interview führte Verena Tröster


Quelle:
DR