In Eschweiler teilen sich beide Konfessionen katholische Kirche

Schlüsselübergabe auf halber Strecke

In Eschweiler bei Aachen starten katholische und evangelische Christen am Pfingstmontag eine Art Gottesdienst-WG. Die evangelische Friedenskirche wird entwidmet. Die Gemeinde genießt künftig Gastrecht bei den Katholiken.

Gottesdienst (KNA)
Gottesdienst / ( KNA )

"Wir geben mit traurigem Herzen etwas auf, um voller Neugier in eine neue Zukunft aufzubrechen", sagte der evangelische Gemeindepfarrer Thomas Richter. Denn der 10-Uhr-Gottesdienst im vom Bergbau geprägten Ortsteil Pumpe-Stich werde ein Entwidmungsgottesdienst. Eine fällige Sanierung des 1962 als Garnisonskirche errichteten Gotteshauses sei nicht zu verantworten. Daher habe sich die Gemeinde zu dem Schritt auf die benachbarte katholische Kirche Sankt Barbara entschlossen.

Eine von 70 Simultankirchen

"Wir gehen unter ein Dach", sagte Richter. Damit werde Sankt Barbara zu einer von 70 Simultankirchen in Deutschland. Formal bleibe sie aber eine katholische Kirche. Da die Katholiken hier ihre Messe samstagabends feiern, kommen sich die beiden Konfessionen laut Richter nicht ins Gehege.

Der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff habe den Gaststatus "sehr gerne" genehmigt, erklärte der katholische Pfarrer von Sankt Barbara, Hannokarl Weishaupt. Zur feierlichen Schlüsselübergabe träfen sich die Gemeinden am Pfingstmontag genau zwischen den Kirchen, die beide an der Friedrichstraße liegen.

Schlüsselübergabe auf halber Strecke

Es wäre aus seiner Sicht ein "denkbar blödes Bild", wenn er von der Freitreppe von Sankt Barbara herabschaute auf die ankommenden evangelischen Geschwister, sagte Pfarrer Weishaupt. "Deshalb treffen wir uns auf halber Strecke, gehen gemeinsam die Treppe hoch, ziehen gemeinsam ein und teilen Vaterunser und Segen."

Zunächst ziehen die Gemeinden nur für ein Probejahr unter ein Kirchendach. "Wir schauen jetzt, wie die Abstimmung mit den Füßen läuft - Heimat muss erst wachsen", sagte Pfarrer Richter. Für beide Theologen sei klar, dass es kein "Muss" gibt, aber weitere "Chancen in der Zukunft - auch in einem verstärkten ökumenischen Miteinander".

 


Quelle:
KNA