Zu den nun angestrebten Zielen gehören eine Aufwertung des Presseamts, die Koordination der bislang selbstständigen Medienabteilungen, eine neue Leitungsstruktur, mehr Gewicht auf Online-Medien und eine Vernetzung mit katholischen Medien und Pressestellen weltweit. Entsprechende Vorschläge legte der Leiter einer von Papst Franziskus eingesetzten Reformkommission, der frühere BBC-Aufsichtsratschef Chris Patten, bei einer Veranstaltung am Mittwoch in London dar.
Der Papst hatte vergangenen Juli sechs internationale Experten gebeten, gemeinsam mit fünf Mitarbeitern der kirchlichen Zentralverwaltung ein Modernisierungskonzept für die vatikanischen Medien zu erarbeiten. Der Runde gehörte auch die deutsche Kommunikationswissenschaftlerin Daniela Frank an. Ziel waren eine höhere Reichweite bei jüngeren Menschen, eine engere Verzahnung der Medienbetriebe und finanzielle Einsparungen.
Kritik an Budgetkürzungen
Patten wandte sich indessen gegen Kürzungen im vatikanischen Medienbudget von knapp 70 Millionen Euro wie auch gegen eine Reduzierung der mehr als 600 Medienmitarbeiter. Man solle das Geld "besser ausgeben, nicht unbedingt weniger ausgeben". Die jetzige Ressourcenverteilung sei "eher von historischen als aktuellen strategischen Überlebungen" bestimmt. So flössen rund 85 Prozent der vatikanischen Medienausgaben in den Sender "Radio Vatikan" und die Zeitung "Osservatore Romano". Demgegenüber seien der vatikanische Fernsehdienst und soziale Medien zwar professionell, aber unterfinanziert.
Der Vatikan müsse sich der "digitalen Herausforderung" stellen, so Patten. Dies verlange eine Überprüfung der Verbreitungswege wie etwa einer teilweisen Aufgabe des traditionellen Sendebetriebs von Radio Vatikan zugunsten des Internet. Nötig sei auch eine Anpassung der Formate: Statt einseitiger Kommunikation müsse es Möglichkeiten für Dialog, Fragen und Kritik geben.
Zentrale Koordination
Nach dem Vorschlag der Reformkommission sollen die Vatikan-Medien künftig zentral geleitet und koordiniert werden, und zwar durch ein Gremium mit Vertretern des vatikanischen Staatssekretariats und des Wirtschaftssekretariats, der Bischofskonferenzen, katholischer Medienorganisationen und einzelner Medienexperten.
Die Arbeit des jetzigen Päpstlichen Medienrats soll demnach in eine Abteilung für die konzeptionelle Ausrichtung integriert werden. Finanzverwaltung und Technik würden nach dem Willen der Kommission ebenso zentralisiert wie die Koordination der Medienaktivitäten und die Rechteverwertung.
Deutlich aufgewertet werden soll das Presseamt des Heiligen Stuhls, das nach dem Urteil Pattens derzeit "unterbesetzt und unter riesigem Druck" ist. Diese Schnittstelle, die unter anderem für die Verbreitung offizieller Erklärungen, Akkreditierungen und Pressekonferenzen zuständig ist, müsse seine Dienste "in einem angemessenen Spektrum von Sprachen" und mit der nötigen Ausstattung für einen 24-stündigen Medienbetrieb anbieten können.