Hagenkord: Umweltschutz wird zum offiziellen Kapitel der katholischen Soziallehre

"Hüten der Schöpfung"

Es geht um Umweltverschmutzung und Klimawandel: Papst Franziskus stellt am Donnerstag seine Umweltenzyklika vor. Das Thema Schöpfung ist ihm aber schon länger wichtig, sagt Pater Bernd Hagenkord von Radio Vatikan im domradio.de-Gespräch.

Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der päpstlichen Audienzhalle Paul VI. im Vatikan (KNA)
Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der päpstlichen Audienzhalle Paul VI. im Vatikan / ( KNA )

domradio.de: Offensichtlich handelte es sich bei der Vorabveröffentlichung der römischen Zeitschrift "L‘Espresso" um eine erste Version, die vor einigen Tagen wegen notwendiger Korrekturen eingestampft worden war. Wie konnte die Zeitung an diese Fassung der Enzyklika gelangen?  

Pater Bernd Hagenkord (Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan): Es gibt ja eine ganze Reihe von Kopien, die in Zirkulation sind. Die Übersetzer haben welche, die Druckerei hat welche, die Mitarbeiter, die Materialien für die Bischöfe erstellt haben, haben welche. Von daher ist es vielleicht nicht so erstaunlich, wenn auch sehr ärgerlich, dass irgendjemand gemeint hat, den Text weitergeben und sich selbst wichtiger machen zu müssen, als die Wünsche des Papstes.

domradio.de: Halten sich die anderen Medien denn daran, nicht im Vorfeld über die Inhalte der Enzyklika zu berichten?

Hagenkord: Es gibt schon sehr viele Berichte - aber die sind alle mit angezogener Handbremse. Die Inhalte der Enzyklika werden zwar benannt. Man hat offensichtlich schon ein bisschen darin gelesen, will aber gleichzeitig den Donnerstag als Veröffentlichungstermin respektieren. Man hängt also irgendwie dazwischen. Der Text ist ja draußen. Gar nicht darüber zu berichten, wäre also auch wieder unjournalistisch. Die großen deutschen Zeitungen geben auch einen ersten Überblick über die Enzyklika, gehen aber noch nicht in die Details.

domradio.de: Wir gehen auch nicht in die Details. Die Enzyklika steht unter dem Titel "Laudato si" - "Sei gelobt". Bereits beim Angelus-Gebet am Sonntag hatte Franziskus eine größere Sensibilität für ökologische Fragen gefordert. Wie kommt es, dass er jetzt den Erhalt der Schöpfung ganz oben auf seine Agenda setzt?   

Hagenkord: Es ist ja nicht nur jetzt. Wenn man an seine erste Predigt bei seiner Amtsübernahme denkt, am Fest des Hl. Josef: Da hat er über das Hüten des Josefs gesprochen, aber auch über das Hüten der Schöpfung. Er kommt mit dem Gedanken des Hütens der Schöpfung bereits in sein Pontifikat. Er bringt das auch aus Lateinamerika mit. Die lateinamerikanischen Bischöfe haben sehr lang und ausgiebig über Amazonien gesprochen, über den großen Urwald. Die Lunge der Welt, die der Zerstörung anheim gegeben ist. Was Franziskus jetzt macht, ist, das Thema zu einem offiziellen Kapitel der katholischen Soziallehre zu erheben. Das erfolgt nicht aus Reflexion heraus, sondern es ist offizielle Lehre der katholischen Kirche.

domradio.de: Wie sieht es denn mit der Umweltfreundlichkeit im Vatikan aus?  

Hagenkord: Ganz berühmt sind die Sonnenkollektoren auf dem Dach der Audienzhalle. Man versucht also schon zu machen, was zu machen ist. Natürlich kann so ein kleiner Staat nicht alleine machen. Es ist sehr grün innerhalb der vatikanischen Mauern. Aber es kommt natürlich darauf an, dass die moralische Stimme erhoben wird. Und von daher ist der Vatikan eigentlich ziemlich umweltfreundlich.

 

Die Fragen stellte Tobias Fricke.


Quelle:
DR