In Deutschlands ältester Stadt wollen die Chöre ihre Stimme erheben, für Frieden eintreten und für Freude an der Musik werben. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Köln – 45 Sängerinnen des Mädchenchores und 41 Knaben des Domchores – nutzten bereits das Kapitelsamt am vergangenen Sonntag im Kölner Dom so kurz vor Reiseantritt noch einmal für eine Art Generalprobe. Denn unter der Leitung von Domkapellmeister Eberhard Metternich und Domkantor Oliver Sperling sangen sie vor allem erst kürzlich neu einstudierte Literatur: darunter die für diesen Anlass eigens komponierte "Missa Pueri Cantores Treverensis" des Eichstätter Domkapellmeisters Christian Heiß und die ebenfalls neu geschaffene Liedkantate "Gott liebt diese Welt", die der Deutsche Chorverband "Pueri Cantores" bei dem Düsseldorfer Kirchenmusiker Klaus Wallrath extra für dieses traditionelle Chortreffen in Auftrag gegeben hatte.
"Freude und Hoffnung"
Nach dem internationalen Chorfestival 2004 in Köln sowie den nationalen in Münster 2008 und Würzburg 2011 folgen die Sängerinnen und Sänger diesmal der Einladung von Bischof Stephan Ackermann, der sich auf die ereignisreiche Zeit und die vielen Begegnungen mit den Knaben-, Mädchen-, Kinder- und Jugendchören aus allen Teilen Deutschlands rund um den Trierer Dom freut, wie er auf seiner Homepage schreibt. "Ihr werdet den Menschen mit Eurem Gesang Freude und Hoffnung bringen und auf diese Weise die Liebe Gottes in der Welt verkünden", lautet ein Zitat seines Einladungsschreibens. Bewusst bezieht er sich dabei auf Aussagen der Pastoralkonstitution "Gaudium et spes", die zum Abschluss des Zweiten Vatikanischen Konzils vor genau 50 Jahren erschienen ist, die Öffnung der Kirche zur Welt thematisierte und in ihrem Jubiläumsjahr nun die theologische Grundlage zur mittlerweile siebten Auflage dieses nationalen Chorfestivals bilden soll. "Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi", heißt es in dem Konzilsdokument von damals wörtlich, was Ackermann als gezielten Impuls für die Trierer Musiktage aufgreift.
Musik schafft Gemeinschaft
Die wesentliche Anregung zur Einbeziehung dieses Schreibens war zuvor von der Musikkommission des Deutschen Chorverbandes "Pueri Cantores" – namentlich ihres Vorsitzenden Oliver Sperling - ausgegangen. Der 49-Jährige ist außerdem seit 2007 Mitglied des achtköpfigen Präsidiums von "Pueri Cantores Deutschland“ und gehört von daher auch zu den maßgeblichen Ideengebern des am 1. Juli gestarteten Events. Im Alter von elf Jahren hat er das erste Mal selbst als Sänger bei "Pueri Cantores" teilgenommen. "Das hat bis heute einen nachhaltigen Eindruck bei mir hinterlassen", sagt der ehemalige Essener Domsingknabe. "Mehr denn je bin ich heute davon überzeugt: Musik bringt die Menschen zueinander und stiftet Gemeinschaft."
Musikalische Begegnungen
Es gehe um Gotteslob, Begegnung und Frieden. "Davon wollen wir in diesen Tagen singen. Gleichzeitig aber tut es auch gut, viel zuzuhören und zu entdecken, was die anderen Teilnehmerchöre musikalisch mitbringen", erklärt Sperling die Zielsetzung dieses nationalen Treffens und fügt augenzwinkernd hinzu. "Darin liegt manchmal die Quadratur des Kreises, denn natürlich sind wir zeitlich auch sehr bei unseren eigenen Einsätzen und den gemeinsamen Auftritten mit anderen Chören in den unterschiedlichen Kirchenräumen gebunden." Trotzdem ist ihm das Wichtigste: "Wir wollen das Thema -Gott liebt diese Welt- mit unserer Musik erlebbar machen. Denn im Mittelpunkt steht für alle Sängerinnen und Sänger das Gemeinschaftserlebnis." Es gehe weniger um die Verantwortungsträger und Verbandsfunktionäre, die sich auch schon mal über solche Festivals profilieren wollten. "In erster Linie ist -Pueri Cantores- ein Festival für die Kinder, hinter dem wir voll und ganz stehen. Daher setzen wir auch andere Maßstäbe", ergänzt Metternich. "Dennoch sind die musikalischen Darbietungen von hohem Anspruch." Er betont: "Jedes Chormitglied sollte in seiner Aktivenlaufbahn in jedem Fall auch einmal an einem solchen Chortreffen, das von seinem geistlichen Charakter lebt, teilgenommen haben." Ein gewinnbringender Nebeneffekt dieser Veranstaltung sei immer auch die Erstellung eines umfangreichen Chorbuches, so der Dommusiker, das der Verband jedes Mal Festival begleitend mit bis zu 100 Liedern herausbringe und das in seiner Konzeption für alle Chöre als Gebrauchsliteratur über die nächsten Jahre genügend Anregungen schaffe.
Konzerte und Gebete
Am Mittwoch haben sich alle angereisten Chöre zunächst mit einem Sternmarsch zum Dom begeben. Im Verlauf der vier Tage sieht das Festivalprogramm dann Begegnungskonzerte und Friedensgebete – unter anderem in der Paulinkirche, der Jesuitenkirche, St. Antonius, der Liebfrauenkirche und der Konstantinbasilika – vor, außerdem eine große Chorparty in der Arena sowie ein Konzert und den Abschlussgottesdienst mit Bischof Ackermann im Dom. Zuvor - am Diözesantag, dem 3. Juli - gibt es darüber hinaus Veranstaltungen in Bernkastel-Kues, Koblenz, Luxemburg und Saarlouis. Außerdem werden die Chöre in sozialen Einrichtungen, wie Behinderten- oder Altenheimen, Konzerte geben. Am Samstag, dem 4. Juli, findet ab 18.30 Uhr ein Wandelkonzert statt: Interessierte Zuhörer können dann im Dom sowie in der Liebfrauen- und Konstantinbasilika unterschiedliche Kurzkonzerte von etwa 25 Minuten hören. Das Wandelkonzert ist Teil des Kunstprojekts "Freude und Hoffnung, Trauer und Angst" der Deutschen Bischofskonferenz zum Konzilsjubiläum; uraufgeführt werden drei Auftragskompositionen der Komponisten John Barnard, Thomas Jennefelt und Camille Kerger.
"Pueri Cantores" ist ein 1947 in Frankreich von Fernand Maillet gegründeter Kinder- und Jugendchorverband, aus dem bis heute 35 Nationalverbände in 35 Ländern hervorgegangen sind. "Morgen werden alle Kinder der Welt den Frieden Gottes singen!" Das war die Vision Maillets. Der Deutsche Verband wurde 1951 gegründet und umfasst 350 Chöre mit rund 14.000 Mitgliedern.
Am Sonntag übertragt domradio.de den Abschlussgottesdienst aus dem Trierer Dom.