Das sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz beim Sommerempfang seiner Diözese am Donnerstagabend in München. Er habe in den vergangenen Monaten das Gefühl bekommen, dass es auf vielen Baustellen, mit denen er zu tun habe, unübersichtlicher geworden sei, bekannte Marx. Es gehe nicht darum, dem Zeitgeist zu huldigen. Auch spreche der Geist nicht nur durch die Bischöfe, sondern auch durch die Geschichte. Auf ihn und aufeinander gelte es zu hören.
Der Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken, Hans Tremmel, rief mit Blick auf die Bischofssynode zu verbaler Abrüstung auf. Er bedauerte, "dass man teilweise kaum mehr erkennen kann, dass hier Christen den richtigen Weg für das Volk Gottes in schwierigen Fragen suchen". Die Äußerungen gegenüber Personen und Institutionen seien "bisweilen jenseits der Grenze des guten Geschmacks". Durch "Differenzieren, Diskutieren und Debattieren" müsse das Lagerdenken aufgebrochen werden.
Kluft zwischen Lebenswirklichkeit und Lehre
Der Sozialethiker appellierte an die Bischöfe, sich nicht von Sorge oder Angst leiten zu lassen, sondern von Glaube, Hoffnung und Liebe. Wo es um ureigenste Angelegenheiten jedes Menschen gehe, sei das individuelle Gewissen als letzte Entscheidungsinstanz gefordert. "Eine Kirche, die das nicht ernst nimmt, wird selber nicht ernst genommen." Zwischen Lebenswirklichkeit und Lehre sei eine "kaum überbrückbare Kluft" entstanden. Papst Franziskus sei nun als oberster Brückenbauer gefordert, die eine Seite des Ufers mit dem anderen zu verbinden.
Der bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) ging auf die vielen derzeit nach Deutschland kommenden Flüchtlinge ein. Sie stellten die "größte innenpolitische Herausforderung" der kommenden Jahre dar. Dabei vertraue die Politik auf das gewachsene Miteinander von Behörden und Kirchen. Letztere seien verlässliche Partner, aber stets auch Mahner.