Die Gefechte machten einen normalen Alltag in der Ostukraine vielerorts schwierig. Nicht zuletzt werde auch die Arbeit von Hilfswerken wie der Caritas behindert, denn ihre Arbeit werde durch die Kämpfe sehr riskant. Dabei sei Hilfe bitter nötig, sagt der Präsident der Caritas in der Ukraine, Andrij Washkoviycz, im domradio.de-Interview: "Die Menschen darben, das sieht man sogar im Straßenbild: Viele können es sich nicht mehr leisten, mit dem Auto zu fahren. Deshalb gibt es viel weniger Verkehr auf der Straße." Besonders betroffen seien ältere Menschen, Familien mit vielen Kindern und die Jungen in der Gesellschaft. "Es fehlt an allen Ecken und Ende", erzählt er.
Teilweise keine Wasserversorgung
Noch dramatischer sei es in den Gebieten, die von den prorussischen Separatisten kontrolliert werden. Hier seien Lebensmittel und Medikamente knapp, es fehle an medizinischer Versorgung. In manchen der teils zerstörten Städte in der Ostukraine gebe es keine Mittel, um die Straßen wieder in Stand zu setzen, weiß Washkoviycz. Doch auch andere Infrastruktur sei teilweise in sich zusammengebrochen. "Wir haben Berichte, wonach zeitweise 100 000 Menschen von der Wasserversorgung abgeschnitten sind." Er bezeichnet die Situation in der Ostukraine als "größte humanitäre Krise seit dem Zweiten Weltkrieg".
Von Frieden oder auch nur Ruhe sei die Ostukraine weit entfernt: Der Waffenstillstand, den die ukrainische Regierung im Februar mit den Separatisten ausgehandelt hat, sei sehr brüchig. Auch die entmilitarisierte Zone, die vergangene Woche eingerichtet wurde, erfülle ihren Zweck nicht. "Wir bekommen jeden Tag Nachrichten von Gefechten und Auseinandersetzungen", sagt Washkoviycz, "die Menschen hier glauben nicht, dass auch nur ein zeitweiliger Frieden funktioniert."
Flüchtlingsströme entstehen
Das hat viele Menschen zur Flucht getrieben. Allein 1,4 Mio. Menschen sind innerhalb der Ukraine auf der Flucht, weitere 700 000 haben das Land schon verlassen. Besonders die Situation der sogenannten Binnenflüchtlinge sei schlecht, so Washkoviycz: "Ihnen fehlt es am Nötigsten, sie müssen von ihren Mitbürgern mitversorgt werden – in einem der ärmsten Länder Europas", so Washkoviycz.
Deshalb seien die Menschen in der Ukraine auf Hilfe von außen angewiesen. Die Caritas schätzt, dass 316 Mio. Dollar an Hilfe gebraucht werden. 200 Mio. davon fehlen aber noch.