In der digitalen Welt brauche es ein öffentlich-rechtliches Jugendangebot, das als "verlässliche Quelle auf journalistisch-redaktioneller, qualitätsorientierter Basis" jungen Menschen auch im Internet Orientierung biete, erklärten die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die katholische Deutsche Bischofskonferenz. Das Angebot solle für politische, soziale und gesellschaftliche Themen sensibilisieren und positive Vorbilder präsentieren, hieß es in der am Mittwoch in Hannover und Bonn veröffentlichten gemeinsamen Stellungnahme.
Keine klassische Startseite
Die Länder hatten im Juni eine Konsultation zum Jugendangebot gestartet. Die Frist für Stellungnahmen endete am 31. Juli. Das Angebot, das über ein Jahresbudget von 44 Millionen Euro verfügen soll, könnte nach den Planungen der ARD Mitte 2016 starten. Nach dem von ARD und ZDF vorgelegten Konzept soll der Kanal ein "Content-Netzwerk" werden. Nicht eine klassische Startseite wie bei "Tagesschau.de" stehe im Vordergrund, sondern die Verteilung unterschiedlicher Inhalte auf Drittplattformen wie YouTube und Facebook, hieß es. Dafür seien auch "Köpfe" erforderlich, mit denen sich Menschen zwischen 14 und 29 Jahren identifizieren könnten.
Die Kirchen unterstützen laut Stellungnahme, dass das Angebot neue Wege geht und junge Menschen sowohl über Drittplattformen als auch über eine eigene Webpräsenz erreichen will. Der Kanal müsse sich dem Medienverhalten der Zielgruppe "höchstmöglich anpassen können", um attraktiv und auffindbar zu sein, schreiben EKD und Bischofskonferenz. Man begrüße daher die Absicht der Länder, für das Jugendangebot nicht die Regel anzuwenden, dass Inhalte nach sieben Tagen gelöscht werden müssen.
Kritik von Privatradios
Die Kommunikation der Nutzer untereinander spiele eine entscheidende Rolle, betonen die beiden Kirchen. Man befürworte daher "redaktionell begleitete Foren und Chats, die im Rahmen des öffentlich-rechtlichen Angebots ohne kommerzielle Interessen betrieben und hohen Standards bei Jugend- und Datenschutz unterliegen".
Der Entwurf der Länder für eine Änderung des Rundfunkstaatsvertrags und die eingegangenen Stellungnahmen sind auf der Homepage der Staatskanzlei Sachsen-Anhalt einsehbar. Nach Sichtung aller Stellungnahmen wird ein neuer Entwurf erstellt, der bei der Ministerpräsidentenkonferenz im Oktober diskutiert wird.
Zeitungsverleger und Privatradios haben sich kritisch zu den Plänen geäußert. Sie befürchten, dass das neue Jugendangebot den Wettbewerb zulasten der privaten Medienanbieter verzerrt.