Ermittler waren zunächst von bis 50 Toten ausgegangen.Die Landespolizei des Burgenlandes hat die Zahl der Toten aber auf 71 Personen nach oben korrigiert. Ein Polizeisprecher sagte am Freitag bei einer Pressekonferenz in Eisenstadt, dass sich unter den Opfern auch drei acht- bis zehnjährige Jungen und ein ein- bis zweijähriges Mädchen befinden. 59 der Opfer seien Männer, acht seien Frauen. Bei den Leichen hätten die Ermittler ein syrisches Reisedokument gefunden: "Wir gehen davon aus, dass es sich um syrische Flüchtlinge handelt."
Der Polizeisprecher bestätigte außerdem Medienberichte, wonach es in Ungarn bereits erste Festnahmen gegeben habe. Bei einem der drei Männer handle es sich um einen "rumänischen Staatsangehörigen libanesischer Herkunft", dem der Lkw gehören soll, in dem die Toten am Donnerstagmorgen unweit des Länderdreiecks Österreich-Slowakei-Ungarn gefunden wurden. Bei zwei weiteren Festgenommenen handle es sich um einen Rumänen und eine Person mit ungarischen Papieren. "Dabei handelt es sich mit ziemlicher Sicherheit um jene Personen, die das Fahrzeug gelenkt haben", sagte der Polizeisprecher. Der abgestellte Kühl-Lkw mit ungarischem Kennzeichen war am Donnerstag von Straßenbau-Mitarbeitern in einer Pannenbucht entdeckt worden. Zunächst gingen die Mitarbeiter von einer Panne aus - aus dem Lkw strömte aber Verwesungsgeruch.
"Wir brauchen eine großherzige Haltung und mutige Entscheidungen
Kirchenführer und Hilfsorganisationen haben auf das Flüchtlingsdrama mit Bestürzung reagiert. "Mit einem Schlag macht diese furchtbare Tat die menschliche Not der Flüchtlinge deutlich, die von uns allen eine großherzige Haltung verlangt - und mutige Entscheidungen", sagte der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Kardinal Christoph Schönborn, am Donnerstag der Wiener Presseagentur Kathpress.
Schönborn zeigte sich entsetzt über die "unbeschreibliche Menschenverachtung der Schlepper". Europa müsse "endlich geeint vorgehen, um diesen Kriminellen mit allen zulässigen Mitteln das Handwerk zu legen". Ähnlich äußerten sich Österreichs Caritas-Bischof Manfred Scheuer sowie der burgenländische Bischof Ägidius Zsifkovics.
Caritas drängt auf humanitäre Visa
Die österreichische Caritas verlangte die Vergabe humanitärer Visa. Caritas-Präsident Michael Landau sagte im Interview mit domradio.de, wer Schleppern das Handwerk legen wolle, müsse für rasche, sichere Zugänge zu Asylverfahren in Europa Sorge tragen und eine sichere Einreise nach Europa ermöglichen. Außerdem forderte er ein Gesamtkonzept, zu dem auch gehöre, etwa die Nachbarländer Syriens ausreichend zu unterstützen.
Für Montagabend ist ein Gedenkgottesdienst im Stephansdom für die Opfer der jüngsten Katastrophe sowie für alle auf der Flucht zu Tode gekommenen Flüchtlinge geplant.