Misereor zu Aachener Friedenspreisträger Nzapalainga

Zentralafrikanische Hoffnung

Das katholische Hilfswerk Misereor beglückwünscht seinen Partner Erzbischof Dieudonné Nzapalainga zum Aachener Friedenspreis. Der Zentralafrikaner engagiere sich mutig für Frieden in seiner Heimat, so Maria Klatte von Misereor.

Erzbischof Dieudonné Nzapalainga CSSp / © Quilitz (DR)
Erzbischof Dieudonné Nzapalainga CSSp / © Quilitz ( DR )

domradio.de: Hier in Deutschland hören wir sehr wenig über die Situation in der Zentralafrikanischen Republik. Wie müssen wir uns die Lage dort konkret vorstellen?

Maria Klatte (Leiterin der Afrika-Abteilung bei Misereor, das Hilfswerk stellt ein Jurymitglied für den Aachener Friedenspreis): Die Zentralafrikanische Republik ist ein Land, das unter wiederholten Putschen in den letzten Jahren gelitten hat und in dem es wiederholt Angriffe und Gegenangriffe von zwei Gruppierungen gegeben hat, einerseits der islamnahen Séléka und andererseits der christennahen Balaka. Die Situation ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Situation von fragiler Staatlichkeit, in der Gewalt und Straflosigkeit vorherrschen, in der es kaum Infrastruktur von Schulen über Gesundheit bis zu Straßen gibt und in der entsprechend das Leid der Bevölkerung sehr groß ist.

domradio.de: Wie bemüht sich Erzbischof Dieudonné Nzapalainga dort für ein Klima des Friedens und der gegenseitigen Annährung zwischen Muslimen und Christen?

Klatte: Der Erzbischof Dieudonné Nzapalainga hat sich in seiner Tätigkeit als Erzbischof sehr stark dafür engagiert, angesichts dieser Situation die Nachricht zu vermitteln, dass es sich nicht um einen interreligiösen Konflikt handelt, sondern um einen militärisch-politischen. Er setzt sich sehr stark dafür ein, dass man sich gemeinsam mit den Protestanten und der islamischen Religion vor Ort für Frieden und für eine Stabilisierung der Verhältnisse einsetzt. Der Erzbischof war also Mitinitiator der Gründung einer Plattform von Religionsführern, in der der Imam, aber auch der Präsident der evangelischen Allianz eine wichtige Rolle spielen. Gemeinsam senden sie ein Signal in das Land hinein, um zu Frieden und zu gemeinsamen Aktionen aufzurufen und auch an die internationale Gemeinschaft, um bei der dringend notwendigen Stabilisierung der Regierungsführung vor Ort mitzuwirken.

domradio.de: Und inwiefern hat er damit Erfolg?

Klatte: Er hat sich von Beginn an sehr engagiert eingesetzt für die Initiierung der Friedensmission, die es seit 2014 gibt. Frankreich hat zunächst eine solche Mission initiiert, inzwischen mit Unterstützung durch die Europäische Union und die Afrikanische Union. Parallel dazu setzt sich der Erzbischof permanent mit den anderen Religionsführern dafür ein, dass auf der Basisebene die Menschen im Dialog miteinander bleiben und - wenn das nicht mehr der Fall ist, dass sie wieder in einen solchen Dialog kommen.

domradio.de: Inwiefern fördert Misereor das Engagement der Kirche vor Ort?

Klatte: Misereor fördert gemeinsam mit dem niederländischen Hilfswerk Cordaid die Erzdiöse  Bangui, den Wiederaufbau und auch die notwendige personelle Unterstützung im Land. Ganz konkret geht es um den Wiederaufbau von Schulen und Gesundheitsstationen und um eine Stärkung der Personalstruktur auf Pfarreiebene, damit auch eine Arbeit der Versöhnung und der Mediation bei auftretenden Konflikten geleistet werden kann. Wir fördern gemeinsam mit dem Hilfswerk Cordaid die Erzdiözese mit insgesamt 600.000 Euro zurzeit.

domradio.de:  Der Erzbischof hat auch Deutschland und Europa aufgefordert zu handeln. Wir sollten angesichts der Flüchtlingskrise zu verstärkter Entwicklungshilfe für die Länder Afrikas sorgen, sagte er. Was muss geschehen?

Misereor: Ich denke, dass die Zentralafrikanische Republik Beispiel ist für eine der Hauptursachen von Flucht, nämlich fragile Staatlichkeit. Ein paralleler Einsatz ist nötig: Zum einen humanitäres Engagement, um den Menschen, die von Gewalt und Straflosigkeit betroffen sind, zur Seite zu stehen, auch in Kooperation mit Partnerorganisationen vor Ort und zum anderen einfach beizutragen durch Arbeit auf der politischen Ebene und das sowohl national als auch regional, um diesem Problem der mangelnden Staatlichkeit und Regierungsführung entgegen zu wirken. 

Das Interview führte Aurelia Plieschke. 

 

Quelle:
DR