Bilanz des Diaologprozesses in der Kirche

Gemischte Gefühle

Katholische Verbände haben eine Bilanz des Gesprächsprozesses in der Kirche gezogen. Dieser endet nach fünf Jahren am Wochenende mit einem "Gesprächsforum" in Würzburg. Die Verbände loben die Gesprächskultur - sind aber auch kritisch.

Bischof Bode, Moderatorin Mock und KDFB-Präsidentin Flachsbarth  / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Bischof Bode, Moderatorin Mock und KDFB-Präsidentin Flachsbarth / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

In einer Umfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) loben sie zwar eine veränderte Gesprächskultur zwischen Bischöfen und Laien. Lange tabuisierte Themen wie Homosexualität oder die Situation wiederverheirateter Geschiedener seien zur Sprache gekommen. Es fehle aber an konkreten Veränderungen.

Den Dialogprozess hatte der damalige Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, nach dem Bekanntwerden des Missbrauchsskandals 2010 auf den Weg gebracht. Damals räumte Zollitsch nicht nur Fehler der Kirche beim Thema Missbrauch, sondern auch eine wenig brüderliche Binnenkommunikation und einen großen Vertrauensverlust nach außen ein. Er forderte zugleich eine größere Nähe der Kirche zur Lebenswelt der Menschen und plädierte für einen "breiten Reflexionsprozess" von Bischöfen, Priestern und Laien.

Krise des Glaubens nicht in den Blick genommen

Die Kritik der Verbände kommt aus unterschiedlichen Richtungen: "Aus unserer Sicht hat der Dialogprozess die Kirche nicht wirklich vorangebracht", urteilt der Bundesvorsitzende des Verbands der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV), Bernd Wehner. "Übliche Reizthemen" wie Zölibat, Diakonat der Frau oder Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen seien zu stark in den Blickpunkt genommen worden. Der Notstand der Kirche heute bestehe jedoch in einer Krise des Glaubens.

Anders argumentiert die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB). Die anfängliche Aufbruchstimmung sei rasch verflogen, erklärt Bundespräses Johannes Stein. "Sogar vom Begriff Dialog wurde seitens der Bischöfe Abstand genommen." Zwar seien viele Themen wie die Beteiligung der Frauen und der Laien angesprochen worden. Zu nachhaltigen und strukturellen Veränderungen sei es jedoch nicht gekommen. Stein sprach sich für eine Synode in Deutschland aus.

Auch aus Sicht des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) hat der Dialogprozess "wenig belastbare Ergebnisse hervorgebracht". Fragen wie Laienpredigt, Diakoninnenweihe oder Themen wie Sexualität und Beziehungen seien offen geblieben, so der BDKJ-Bundesvorsitzende Wolfgang Ehrenlechner. "Es war kein Dialog auf Augenhöhe, sondern ein Prozess der Bischöfe. Verbindliche Ergebnisse wurden nicht angestrebt und nicht erzielt."

Forderung nach stärkerer Rolle der Frauen

Die Präsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB), Maria Flachsbarth, bezeichnet den Dialogprozess als "vertrauensbildende Maßnahme", der gezeigt habe, "dass Bewegung möglich und sehr nötig ist". Es habe sich eine gute Gesprächskultur entwickelt. Auf der anderen Seite kritisiert sie, dass der Prozess "viel zu langsam verlief und zu unverbindlich angelegt" gewesen sei. Jetzt sei die Zeit für Entscheidungen: "Und die dürfen nicht länger auf sich warten lassen."

Die CDU-Bundestagsabgeordnete fordert insbesondere Reformschritte, um Frauen eine stärkere Rolle zu ermöglichen. "Wenn unsere Kirche das diskriminierende Verhältnis von Frauen und Männern nicht löst, wird sie nicht dauerhaft zukunftsfähig sein."

Ähnlich äußert sich die Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), Maria Theresia Opladen. Bessere Kommunikationskultur, offene Debatte über frühere Tabuthemen: "Ohne den Dialogprozess wäre es nicht möglich gewesen, dass heute über gleichgeschlechtliche Paare mit einer spürbar gewachsenen Wertschätzung gesprochen wird", sagt sie. Konkrete Veränderungen habe es auch beim kirchlichen Arbeitsrecht gegeben.

Dennoch vermisst die kfd-Vorsitzende "konkrete und sichtbare Zeichen der Veränderung für die Menschen vor Ort". Das gelte etwa für eine Teilhabe von Laien an Entscheidungsprozessen, mehr Nähe zu Menschen in Grenzsituationen oder die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten. Auch Opladen fordert eine stärkere Position für Frauen. Sie beklagt eine "Entfremdung der Kirche von der Lebenswirklichkeit der Frauen". Das führe dazu, dass diese zunehmend aus der Kirche austräten.


Quelle:
KNA